12.5 C
Hutthurm
Freitag, Mai 3, 2024

„Gott liebt die Fremden“

Lesestoff

Eine Wanderausstellung, die Denkanstöße vermittelt hat – Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit

Passau (can). „Gott liebt die Fremden“. Die Wanderausstellung mit biblischen Impulsen zu Migration und Integration, Flucht und Vertreibung wollte Denkanstöße geben und damit auch anstößig sein. An 42 Stationen im Bistum Passau wurde das Projekt in den vergangenen zwei Jahren vorgestellt. Jetzt wandern die zwölf Bilder grenzüberschreitend nach Oberösterreich. Am Donnerstag, 27. September, zogen die Partner in der Diözese Bilanz.

Abraham. Sarah, Josef …. Die Geschichten von Personen aus der Bibel verknüpft mit aktuellen Bildern und Schicksalen von Menschen auf der Flucht, konfrontierten mit Fremden-Freundlichkeit als Kriterium für die Glaubwürdigkeit christlichen Glaubens. Die biblischen Gebote zum Schutz des Fremden sind von bleibender Aktualität.

Vorurteile abbauen
In die Freude über die vielen Menschen, die sich an der Ausstellung beteiligt haben, die zu den Begegnungen mit Flüchtlingen, zu Gottesdiensten oder Vorträgen kamen, mischt sich die Sorge um Migranten angesichts der aktuellen politischen Debatten. Konrad Haberger, Koordinator der Ausstellung, brachte es auf den Punkt: Man wollte einen Kontrapunkt setzen zum Ausdruck „Mutter aller Probleme“, wenn es um Menschen auf der Flucht und deren Integration geht. Immer dort wo es zu persönlichen Begegnungen mit Fremden kam, konnten Vorurteile abgebaut werden. Das waren für ihn auch Highlights. Oft ganz klein, wie etwa der Besuch von jungen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bei einem Kurs in Niederalteich mit Seniorinnen aus der Landwirtschaft. Oder wenn mit der Ausstellung gemeinsames Kochen und Essen verbunden wurden. Alles zieht seine Kreise und wirkt. Und es ist auch ein Zeugnis für die Botschaft der Bibel.

Der Caritasverband für die Diözese Passau e.V., der Diözesanrat der Katholiken, das Bischöfliche Seelsorgeamt mit der Flüchtlingsseelsorge und die Katholische Erwachsenenbildung haben ein Ausrufezeichen gegen die Angst vor Fremden gesetzt. Bei Fremdenfeindlichkeit dürfe man nicht schweigen, unterstrich Caritasvorstand Diakon Konrad Niederländer. Kirche und Caritas würden sich weiter engagieren, auch mit den vielen Helferkreisen vor Ort. Sich für Menschen in Not wie die Flüchtlinge einzusetzen, ohne zuerst nach deren persönlicher oder wirtschaftlicher Lage zu fragen, gebiete auch das Beispiel des Bruder Konrad, gerade zum 200. Geburtstag des Diözesanheiligen.

Dass Gott die Fremden liebt, ist nach Worten des Leiters des Bischöfl. Seelsorgeamtes, Domdekan Dr. Hans Bauernfeind, „nicht nur Glaubensgut sondern ein Kulturgut“, an dem die Gesellschaft sich aktuell messen lassen müsse. Gerade die ehrenamtlich Tätigen vor Ort sollten sich durch die Ausstellung in ihrem Engagement auch unterstützt wissen.

Grenzen öffnen statt schließen
Begegnung und Austausch nehmen Ängste, schaffen Vertrauen. Diese Erfahrung hat sich für die Abteilungsleiterin Gemeindecaritas, Ingrid Aldozo-Entholzner, innerhalb der beiden Ausstellungs-Wanderjahre vielfach bestätigt. Wenn etwa nach 2015 in kleineren Orten große Gruppen von Flüchtlingen aufzunehmen waren, sei das gegenseitige Kennenlernen und Aufeinander Zugehen entscheidend gewesen. Generell habe die Fremdenliebe schon im frühen Christentum in der heidnischen Umwelt überzeugt. In einer Zeit, da nationale Grenzen eher geschlossen würden, müssten Kirche und Caritas Grenzen öffnen. So ist es für sie ein symbolisches Zeichen, wenn die Ausstellung, vor zwei Jahren von der österreichischen Bibelgesellschaft aus Wien kommend, nun nach Österreich in die Diözese Linz zurückkehrt und wieder Grenzen überschreitet.

Für den Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken, Peter Oberleitner, waren es „willkommene Impulse“ für die Pfarreien. Wenn in Orten Fremdenfeindlichkeit spürbar wird, hätten die Pfarrgemeinden nämlich eine Brückenfunktion. Sie seien Motor des Dialoges und der Begegnung. Im Vorfeld der Landtagswahl sieht er auch eine Sensibilisierung für das Thema Flüchtlinge.

Diese gesellschaftliche Dimension sieht auch die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Passau. Deren stv. Vorsitzender, Diakon Christoph Kochmann, sieht in der Begegnung mit Fremden die Chance, die eigene Kultur der jüdisch-christlichen Tradition neu zu entdecken. Bei Kursen, Studienfahrten und Vortragsreihen würden Details zu Asyl und Flüchtlingen bearbeitet, der Islam und dessen Kultur vorgestellt. Es werde Raum geschaffen für das Miteinander und die Auseinandersetzung.

Wie es weitergeht?
Wie es mit der Ausstellung „Gott liebt die Fremden“ nun weitergeht? Zum einen nahm Josef Geißler sie mit nach Ottensheim bei Linz. Dort wird sie im nächsten Monat gezeigt. Der frühere Auslandshilfe-Referent der Caritas in Oberösterreich engagiert sich mit seiner Frau ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe vor Ort. Über die Bildungseinrichtung „Welthaus Linz“ wird die Ausstellung dann weiter seine Kreise ziehen. Zum anderen werden Migration und Integration auch künftig im Bistum Passau eine wichtige Rolle spielen. Da waren sich die Partner einig. Flüchtlinge und Asylsuchenden werden weiter persönlich begleitet, sei es durch die Dienste der Caritas und die Flüchtlingsseelsorge, sei es durch die so aktiven Helferkreise vor Ort.
Ein aktuelles Projekt ist die Begleitung bei der Wohnungssuche. Die Integrationslotsin/Ehrenamtskoordinatorin Passauer Land, Martina Koch, startet dazu gerade eine Initiative.

- Werbung-

More articles

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Anzeige -

Letzte Beiträge