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Mittwoch, Mai 8, 2024

Mögliche Energie-Versorgungslücke im Winter: Niederbayerns Wirtschaft schlägt Alarm

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Niederbayerns Wirtschaft fürchtet Betriebsunterbrechungen, Produktionsstopps oder massive Einschränkungen, die einen wirtschaftlichen Betrieb in sehr vielen Unternehmen, von Handel über Dienstleistungen bis Tourismus, unmöglich machen – und fordert die Politik zum Handeln auf

Passau (obx) – Niederbayerns Wirtschaft warnt vor den dramatischen Folgen steigender Energie-Preise und möglicher Energie-Versorgungslücken im bevorstehenden Winter. Die Industrie- und Handelskammer Passau treibt die Sorge um, dass die aktuellen Entwicklungen kleine und mittlere Betriebe in ihrer Existenz gefährden. „Ein Kahlschlag in diesem Segment würde unseren Wirtschaftsstandort nachhaltig und in voller Breite schwächen“, sagt Kammer-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner.

Anfang September ist der erste Teil der sogenannten Energieeinsparverordnung in Kraft getreten. Diese macht auch Vorgaben für die Wirtschaft. Der Grundsatz des Energiesparens ist besonders in der aktuellen Situation zweifellos richtig, so die Einschätzung der IHK Niederbayern. Die Vertreter kritisieren jedoch: Die großen und wichtigen Schritte würden mit der Verordnung nicht eingeleitet. Daher steige bei den niederbayerischen Unternehmen die Sorge vor Engpässen bei Gas und in der Folge auch Strom für den kommenden Winter, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner. 

Niederbayerns Wirtschaft fordert ein entschlosseneres Handeln der Politik auf Bundes- und Landesebene. „Ausgerechnet in den bedeutenden Industrieregionen im Süden, zu denen Niederbayern gehört, steigt die Gefahr einer Versorgungslücke. In Bayern gibt es vergleichsweise wenig Speicherkapazität für Gas, vor allem aber steht in Frage und ist nicht getestet, ob es Gasleitungen mit ausreichender Kapazität von Nord- nach Süddeutschland gibt. Das erschwert den Einsatz von Ersatzmöglichkeiten für russische Gaslieferungen wie etwa Flüssiggas oder Gaslieferungen aus Norwegen und den Niederlanden“, so Schreiner.

Die Bundesnetzagentur spreche bereits von möglichen „regional begrenzten Ausfällen“ der Gasversorgung, berichtet der IHK-Hauptgeschäftsführer. Seiner Einschätzung nach betrifft das Bayern ganz direkt: „Blickt man etwa auf einen Wintermonat wie den kommenden Januar, ergibt sich eine fatale Situation: Es wird zu wenig Gas ankommen, für die Heizversorgung wie für die Verstromung. Die bayerischen Kernkraftwerke sind dann vom Netz gegangen, Kohlekraftwerke sind in Bayern nicht im Einsatz, die Photovoltaik liefert weniger Ertrag, der Anteil von Wind- und Wasserkraft lässt sich kurzfristig nicht steigern“, so Schreiner.  Nach der Gaskrise werde damit eine Mangellage auch in der Stromversorgung wahrscheinlicher. Die unausweichlichen Folgen selbst von kurzen Ausfällen der Energieversorgung seien aber Betriebsunterbrechungen, Produktionsstopps oder massive Einschränkungen, die einen wirtschaftlichen Betrieb in sehr vielen Unternehmen, von Handel über Dienstleistungen bis Tourismus, unmöglich machen.

Die IHK Niederbayern sieht den Bund, aber auch Bayern in der Pflicht, alles daran zu setzen, dass Süddeutschland bei der Energieversorgung nicht abgeschnitten wird. „Dazu können eine Priorisierung des Südens bei der Befüllung der Gasspeicher sowie eine massive Beschleunigung des Ausbaus der Netzkapazität bei Gas und Strom ebenso gehören, wie eine Stabilisierung der Stromproduktion, die alle Möglichkeiten fördert und ausschöpft. Mit Blick auf die nahe Zukunft ist daher für Niederbayern auch eine leistungsfähige Wasserstoffinfrastruktur wichtig“, bekräftigt Schreiner. 

Neben der Frage der Versorgungssicherheit entwickeln sich laut IHK die extremen Preissteigerungen für Energie – von Gas über Öl bis Strom – zu einem existenziellen Problem für die niederbayerische Wirtschaft. Vorrangig betroffen sind Niederbayerns energieintensivste Industriebetriebe von der chemischen über die Glas-, Lebensmittel- oder Papierindustrie bis hin etwa zu den Ziegeleien. 

Die IHK befürchtet aber: Spätestens wenn Energie noch knapper wird und aktuelle Verträge auslaufen, kommt das extreme Preisniveau bei sehr vielen kleinen und mittleren Betrieben der unterschiedlichsten Branchen an. Diese würden bei den angekündigten Unterstützungsmaßnahmen bisher unter den Tisch fallen. „Preissteigerungen in einer Größenordnung von 10.000 Euro pro Jahr und mehr können solche Betriebe schnell in den Ruin treiben“, so Alexander Schreiner. Er fordert: „Auch die kleinen und mittleren Betriebe benötigen daher Unterstützung.“

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