Bürgermeister Heinz Pollak befürchtet – im Gespräch mit MdL Muthmann – zu enge Grenzen bei Bauland-Ausweisung | Vorschläge zu sehr an Ballungsräumen orientiert
Waldkirchen. Die Stadt boomt: innerhalb von sechs Jahren stieg die Einwohnerzahl um über 900 auf 11.000. Vor allem Menschen aus dem Umland siedeln sich hier an, obwohl die Grundstückspreise hoch sind – ein Quadratmeter Bauland kostet im Durchschnitt 300 Euro. Bürgermeister Heinz Pollak sieht sich mit dieser Strategie auf dem richtigen Weg. „Ich bin der Meinung, dass auch Grundstücke etwas kosten dürfen, denn am Haus wird auch nicht gespart. Da spielt Geld keine Rolle!“ Die Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplans, die gerade im Gang ist, könnte allerdings die steile Aufwärtsentwicklung bremsen, sagte Pollak in einem Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Alexander Muthmann. Der FDP-Politiker aus Freyung hatte ähnliche Klagen schon wiederholt gehört und wollte am Beispiel Waldkirchen wissen, welche möglichen Folgen die Änderungen, welche die Bayerische Staatsregierung bei der Teilfortschreibung des LEP plant, gerade für den ländlichen Raum haben.
Innenräume verdichten, um die Versiegelung im Außenbereich zu stoppen – davon hält Pollak wenig. Die Menschen, die sich für Waldkirchen als Wohnort entscheiden, suchten hier keine Wohnungen in der Innenstadt, sondern wollten bauen. Einfamilienhäuser mit Garten stünden auf der Beliebtheitsliste immer noch ganz oben. So seien zum Beispiel in der Stadtratssitzung Ende April 30 Bauanträge behandelt worden, berichtete der Bürgermeister, der als zusätzliche Pluspunkte die Infrastruktur in der Stadt nannte: zehn Kindergärten, Grundschule, Gymnasium, ein Gesundheitszentrum mit 43 Fachärzten im früheren Krankenhaus, ein einzigartiges Angebot an Einzelhandels-Fachgeschäften, einen hohen Freizeitwert.
Sollte das Landesentwicklungsprogramm so geändert werden wie geplant, würde es bei der Ausweisung von Bauland Einschränkungen geben, ist sich auch Alexander Muthmann sicher. Es sei ein großer Vorteil des ländlichen Raums, dass sich junge Familien hier noch den Traum vom Einfamilienhaus und dem Leben im Grünen erfüllen könnten, und dieses Baurecht müsse erhalten bleiben. Der FDP-Politiker vermisst in der derzeitigen Diskussion auch die neuesten Erkenntnisse zum Thema Niederschlag: „Verdichtung in den Innenräumen bedeutet, dass es keine Flächen mehr gibt, wo die Niederschläge versickern können. Ich bezweifle, dass es klug ist, alles an einem Ort kompakt zu versiegeln!“
Die vorgeschlagenen Änderungen des Landesentwicklungsprogramms orientierten sich viel zu sehr an den Ballungsräumen, waren sich Muthmann und Pollak einig. Die Staatsregierung scheine in ihren Vorschlägen ein altes, eigentlich überwunden geglaubtes Prinzip wieder aus der Kiste zu ziehen: Dort, wo bereits viel möglich ist, soll es auch künftig weitere Entwicklungsmöglichkeiten geben – in anderen Regionen würden hingegen hohe Hürden für Entwicklungschancen errichtet und damit das eigentliche Ziel des LEP unterlaufen, gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern zu schaffen. Wichtiger wäre es, die Staatsregierung würde sich selbst um den Breitband- und Mobilfunkraum kümmern, statt alles auf die Kommunen abzuwälzen, kritisierte Pollak.
„Es macht keinen Sinn, alles über einen Kamm zu scheren“, betonten die beiden Politiker, die auch auf Antworten bezüglich einer zukunftssicheren Energieversorgung und des neuen Arbeitsalltags drängen, den Corona für viele Menschen gebracht habe. „New York heißt ein neues Schlagwort“, sind Muthmann und Pollak überzeugt. Sie wollen Initiativen unterstützen und selber Initiativen einbringen, damit die geplanten Änderungen des LEP überarbeitet werden. „Wenn der Entwurf erst einmal im Landtag ist, ist es zu spät. Wir müssen uns vorher einschalten“, stellte Alexander Muthmann am Ende des Gesprächs fest.
