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Mittwoch, Mai 1, 2024

Kleiner niederbayerischer Wochenmarktstand stemmt sich gegen die Müllflut

Lesestoff

Seit Mai gibt es den „Stand mit Pfand“ auf dem Passauer Domplatz und im Klostergarten Passau – Sonderaktion mit wiederverwendbaren Kaffee-to-go-Bechern

Einwegverpackungen, Plastikmüll, weggeworfene Kaffee-to-go-Becher – die Müllflut wird nicht weniger. In Bayern produziert jeder Bürger eine halbe Tonne Müll pro Jahr, deutschlandweit kommen jährlich 46 Millionen Tonnen zusammen. Besonders schlimm schaut es bei den Kaffee-to-go-Bechern aus: Drei Milliarden Stück wandern in Deutschland pro Jahr in den Müll. Zwar steigt auch die Recyclingquote an – doch dafür werden Verpackungen hergestellt, die zuerst einmal weggeworfen werden, wohin auch immer.
Das muss nicht sein: Seit Anfang Mai gibt es auf den Passauer Wochenmärkten den „Stand mit Pfand“. Dort werden alle Produkte ausschließlich in Pfandgläsern verkauft. Diese Initiative geht von Uschi Watzl aus, der Gründerin und Inhaberin der Passauer Pestowerkstatt. „Mir geht es darum, nicht nur hochwertige, frische Lebensmittel zu fairen Preisen anzubieten, sondern dabei auch umweltschonend und nachhaltig zu sein.“ Die logische Konsequenz daraus: „Der Stand mit Pfand“, auf den Passauer Wochenmärkten dienstags im Klostergarten und samstags auf dem Domplatz, jeweils von 8 bis 14 Uhr.

Die Palette der angebotenen Waren reicht von selbst, nur aus natürlichen Zutaten hergestellten Pestos und Chutneys über Salze und Gewürzmischungen bis zu verzehrfertigen Salaten (Shaking Salad) und Currys oder ausgefallenen Hartweizen-Nudeln. Was Uschi Watzl ganz besonders wichtig ist: „Mit Pfand muss nicht teurer sein als gewohnt. Wir werden am Stand eine ‚Nudel der Woche‘ anbieten, die nicht mehr kostet als Nudeln in einem gut sortierten Supermarkt. Nur das Pfand kommt dazu, aber das erhalten die Kunden auf Wunsch ja zurück.“
Der „Stand mit Pfand“ ist die konsequente Weiterentwicklung der Erfahrungen aus der Pestowerkstatt, erklärt Uschi Watzl. Dort hat sie von Anfang an ihre frische Pesto in Pfandweckgläser abgefüllt. Im Laufe der Jahre ist das Angebot und damit auch das Sortiment an Pfandgläsern und -flaschen immer größer geworden. Nach drei Jahren zieht sie eine erfolgreiche Bilanz: „Ich führe zwar nicht über jedes einzelne Pfandglas Buch, aber meine Rücklaufquote dürfte bei knapp 90 Prozent liegen“, sagt Uschi Watzl mit hörbarem Stolz.
Ganz besonders schlimm ist die Müllflut bei den Coffee-to-go-Bechern. Aber auch dieses Problem will sie angehen – gemeinsam mit der Passauer Keramik-Kunsthandwerkerin Christa Gottinger. Diese hat exklusiv für die Pestowerkstatt wiederverwendbare Kaffee-Becher designt, die zum Verkauf angeboten werden. „Die erste Füllung geht dabei auf mich, entweder in der Prestowerkstatt oder auf dem Samstagswochenmarkt am Domplatz beim gelben Kaffeewagen der Biandra-Girls.“

Gemeinsam mit der Passauer Keramik-Kunsthandwerkerin Christa Gottinger (rechts) bietet Uschi Watzl handgestaltete, wiederverwendbare Coffee-to-go-Becher an. Die erste Füllung ist dabei gratis (Foto: bILDERfLUT)

Hintergrundinformationen
Uschi Watzl hat die Pestowerkstatt im Herbst 2012 im Schatten des Passauer Doms gegründet, damals noch als „Untermieter“ in einem Showroom für exklusive Holz-Design-Möbel. Der Umzug an den heutigen Standort im Unteren Sand – nur durch eine Häuserzeile von der prächtigen Passauer Innpromenade getrennt – erfolgte im Mai 2013. Erster Öffnungstag war Samstag, der 2. Juni. Am Sonntag, 3. Juni, fand das verheerende Jahrhundert-Hochwasser statt und der Inn überflutete die Pestowerkstatt bis unter die Decke.
Bis zur Beendigung der Sanierung gestattete die Stadt Passau Uschi Watzl kurzfristig, mit einem eigenen Stand auf die Wochenmärkte zu gehen. In den ersten Wochen noch mit einem kleinen Tapeziertischchen ohne Sonnenschirm oder Regenschutz. Das Engagement auf den Wochenmärkten ist bis heute geblieben, inzwischen ist das orangefarbene Verkaufszelt zu einem Markenzeichen geworden.

Der Name Pestowerkstatt erinnert noch an den ursprünglichen Plan, eine gläserne Produktion zu präsentieren, bei der die Kunden die Pesto gleich probieren und kaufen konnten. Inzwischen bietet die Pestowerkstatt an den Öffnungstagen Dienstag bis Samstag täglich frisch gekochte Imbiss-Speisen an, so dass die Herstellung komplett außerhalb der Öffnungszeiten erfolgen muss.
Uschi Watzl, Jahrgang 1961, wurde die Gastronomie in die Wiege gelegt. Ihre Eltern betrieben im Bayerischen Wald das renommierte Hotel „Adalbert-Stifter-Haus“ am Fuße des Dreisessel im Dreiländereck Bayern-Böhmen-Österreich. Zwischendurch arbeitete sie zwei Jahre lang in Worcester, Großbritannien, unter anderem bei ihrer Schwester, die dort ein Museumscafé führte, und bildete auch in Spitzenrestaurants den Nachwuchs aus. Bis zu einer schweren Erkrankung war Uschi Watzl als Leitende Hausdame und Leiterin des Patientenservice in einer bayerischen Rehaklinik tätig.
Nach ihrer Erkrankung startete sie mit der Pestowerkstatt neu durch. Ihr Ziel: qualitativ hochwertige Feinkost herstellen. Dabei stieß sie schnell auf Pestos, bei denen nicht nur unendlich viele Geschmackskombinationen möglich sind, sondern die auch Alleskönner in der Küche darstellen: nicht nur als Beilage zu Nudeln sondern auch als Füllungen oder zum Verfeinern von Salatdressings.

(Titelbild: Pestos, Chutneys, Nudeln, Shaking Salad, Currys, Kuchen im Glas, Saucen, Limonaden, Desserts, Salze oder Gewürzmischungen – das Angebot von Uschi Watzl für den „Stand mit Pfand“ ist breit gefächert – Foto: bILDERfLUT)

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