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Dienstag, April 30, 2024

Karatesportler legen virtuell ihre Karateprüfung ab

Lesestoff

Grafenau/ „virtuelle Welt“: Der Mai 2020 wird in die Karategeschichte als der Monat eingehen, in dem die „Virtuelle Karate-Gürtelprüfung“ erstmals stattfand.

Was tun engagierte Karateka, wenn sie nicht in ihren Räumlichkeiten zusammen üben dürfen? Richtig, sie treffen sich seit Neuesten in der „virtuellen Welt“, um gemeinsam ihrer Kampfkunst nachgehen zu können. Seit Beginn der Kontaktbeschränkung bietet der Karate Club seinen Kampfkünstlern die Möglichkeit zuhause vor dem Bildschirm den gewohnten Unterricht über eine spezielle App und über eine einfach zu bedienende Software. Vielleicht ist auch der Name des Karatestils, den die Schule lehrt, Programm. Der Stil heißt Shukokai und bedeutet auf Deutsch: Gemeinschaft für gemeinsames Üben. Aufgeteilt in verschiedenen Altersgruppen haben seit Mitte März alle Karatesportler des Clubs die Chance an mindestens drei Tagen in der Woche zu trainieren. Am Anfang gab es gelegentlich kleinere Anlaufschwierigkeiten. Jetzt sind die Akzeptanz und das Engagement ungebrochen hoch. „Es ist nach wie vor unser Ziel, den Kindern und Ihren Eltern in dieser harten Zeit etwas Gutes zu tun und sie zu unterstützen, damit sie ihren Alltag besser meistern können“, sagt der Vorstand des Karate Club Bayerwald Paul Gruber, und er ergänzt: „Zudem sollen die Mitglieder der Karateschule ihren Tagesablauf beibehalten können und in Bewegung bleiben“. Die Lösung war schnell gefunden. Die Karatelehrerin Ramona Gruber erweist sich hier als absolute IT-Spezialistin. Nachdem sie bereits vor zwei Jahren aus Amerika eine spezielle App für Kampfkunstschulen mitbrachte, wurde nun die Software „Zoom“ installiert und das notwendige Equipment beschafft. Für die Teilnehmer an den jeweiligen Unterrichtsstunden ist der Aufwand gering. Ein Smartphone und eine App genügen meistens. Dazu meint Ramona Gruber: „Aber auch hier hat sich in den vergangenen Wochen vieles verändert. Fast alle Familien sind zwischenzeitlich mit der virtuellen Außenwelt über PC, Webcam und Fernseher dauerhaft verbunden, da auch die öffentlichen Schulen auf das Unterrichten via Internet setzen.“

Leo erhält seinen Gürtel aus den Händen von Kungfu Panda und Karate Tiger (Quelle: 2. Karateclub Bayerwald)

Die SANKAN-Karateka haben wochenlang alle notwendigen Techniken für ihre Prüfung gelernt und geübt. Karate kann man sehr gut auch zuhause üben, weil alles kontaktlos geübt werden kann. Darüber hinaus arbeiteten sie online kontinuierlich an ihrer Fitness. Für sie wurde es Zeit zu beweisen, dass man für den nächsten Gürtel gewappnet ist. Bis auf weiteres dürfen sich die Karateka noch nicht in der Halle treffen. Aber auch da war schnell eine Idee geboren. Die Gürtelprüfung der Karateka sollte erstmals online stattfinden. Ein Datum wurde fixiert und die Schüler der Karateschule erhielten die Einladung zu ihrer ersten virtuellen Prüfung. Die Resonanz war überwältigend. Knapp 350 Prüflinge meldeten sich an und wollten ihren Wissensstand unter Beweis stellen. Um alle Prüfungsteilnehmer sehen zu können, wurden die Prüfungsgruppen auf mehrere Prüfer aufgeteilt und jeweils in kleine Cluster gruppiert. Mit dieser Maßnahme war der Grundstein für die erste virtuelle Gürtelprüfung im Karate in Niederbayern gelegt und damit die größte „virtuelle Prüfung“ in der deutschen Kampfkunstwelt. Obwohl die Trainingseinheiten im eigenen Wohnzimmer stattfanden, waren die Leistungen der Prüflinge hervorragend. Am Ende erhielt jeder Prüfungsteilnehmer ein persönliches Feedback zu seiner erbrachten Leistung. Ramona Gruber sagte freudestrahlend zum Schluss: „Wie wir unsere erste virtuelle Gürtelprüfung zusammenfassen können – Absolute Konzentration, super Techniken, vollster Einsatz und laserscharfer Fokus ergibt strahlende und stolze Karate Tiger!“

Das fünfköpfige Prüferteam – Ramona Gruber, Mark Matl, Julian Reiß, Amir Payandah und Paul Gruber (Quelle: 2. Karateclub Bayerwald)

Bei den Eltern bedankte sich Paul Gruber. Sie unterstützen das Vorhaben der Kinder und schenken den Karatelehrern das Vertrauen der Eltern, sie sinnbildlich gesprochen ins Wohnzimmer zum Üben lassen.

Nun ist aber die Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben. Denn, wie sollen die Kinder zu ihren neuen Gürteln kommen? Etwa per Post? Nein! Ein paar Tage später waren die zwei Glücksbringer der Karateschule mit einem Spezialauftrag unterwegs. Der Karatetiger „Zanshin“ und der Kungfu Panda „Poh“ übergaben an alle Teilnehmer den erworbenen Gürtel persönlich. Die Kinder waren begeistert, die Erwachsenen waren überrascht.

Die beiden Köpfe der Karateschule, Ramona und Paul, üben ebenfalls virtuell ihre Karatetechniken. Seit einigen Wochen wird sonntags Vormittag im internationalen Kampfkunstunterricht mit Meistern aus der ganzen Welt trainiert. Letzten Sonntag leitete die japanische Karatemeisterin Eiko Masayasuaus Osaka die Stunde. Es waren über fünfzig Teilnehmer aktiv am Bildschirm. Neben Japan nahmen auch Karatemeister aus Ungarn, Österreich, Großbritannien, Wales, Australien, Rumänien und Deutschland teil. Die nächste Einheit wird ein australischer Meister leiten. Und da das traditionelle Sommercamp nicht stattfinden kann, wird es eben im Juli online stattfinden.

Ramona Gruber und Julian Reiß bereiten die Teilnehmer auf die Prüfung vor (Quelle: 2. Karateclub Bayerwald)
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