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Freitag, Mai 3, 2024

Jungen Menschen helfen, Traumata zu bewältigen

Lesestoff

Der schmerzerfüllten Seele Ausdruck und Sprache verleihen

Passau. Wie man traumatisierte Kinder und Jugendliche begleiten kann, war Thema der Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (AGkE) in der Diözese Passau. Entscheidendes Stichwort: „Partizipation“. Will heißen, die jungen Menschen einbeziehen, genau auf ihre Gefühle hören und ihre Lage im Blick haben. Denn sie sind die eigentlichen Expertinnen und Experten, wenn es um herausfordernde Lebensumstände geht.

Für die Pädagoginnen und Pädagogen heißt dies, mit persönlichen Haltungen zu arbeiten statt nur mit Methoden. Dazu zählen Beteiligung, Wertschätzung, gemeinsames Verstehen und Sprache, Teilhabe an Entscheidungsprozessen. Entscheidend sei es, so die Referentin Anja Sauerer am Mittwoch, 12. Oktober 2022 in Passau, „der schmerzerfüllten Seele Ausdruck verleihen zu können und die Stimme wieder zu bekommen“. Denn so die Gesamtleiterin der Antonia-Werr-Zentrum GmbH, „wer ein chronisches Trauma erlitten hat, fühlt sich unwiderruflich anders oder verliert jegliches Gefühl für sich selbst“.

Für Bischof Dr. Stefan Oster SDB ist in der Begleitung der jungen Leute das „existenzielle Hören“ von zentraler Bedeutung. Im Gespräch einen Raum schaffen, in dem sich der Mensch öffnen könne und durch die Art des Zuhörens Hilfe zu erfahren, um das eigene Wort wieder zu finden und damit sich selbst. „Der Glaube ist für den Umgang mit Menschen in in der sozialen Arbeit eine persönliche Ressource, um heilsam zu sein“, betonte Bischof Oster. Um die eigenen und die Verwundungen der Menschen zu meistern sowie Kraft zu schöpfen, sei es wichtig, mit Jesus Christus verbunden zu sein, der das Leid der Menschen mittrage.

Anja Sauerer, Gründerin des Fachverbands Traumapädagogik, erläuterte aus ihrem Alltag den Ansatz „traumasensibler Partizipation“. Ob im Heimrat, bei den Hilfsplänen, in der Planung von Veranstaltungen, auch bei Regelungen im Bereich von Selbstverletzungen würden die Jugendlichen einbezogen. Das fordere bisweilen die pädagogischen Mitarbeitenden heraus, führe aber zu positiver Entwicklung. Aus Ohnmacht würden die jungen Expertinnen und Experten zu jener Macht geführt, die ihnen ermögliche, die eigenen Gefühle ernst zu nehmen. Partizipation heiße auch, Wissen zu teilen, den eigenen Glauben und die innere Stimme zu bekräftigen. Solche Teilhabe ist zudem relevant mit Blick auf eine mitfühlende Gesellschaft und sozialpolitische Verhältnisse. Und sie gab für die Finanzierung solcher Dienste mit auf den Weg: Jeder investierte Euro in der Kinder- und Jugendhilfe bringe langfristig den Effekt von 20 Euro.

20 Jahre plus eins: Beim Jubiläum der Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (AGkE) in der Diözese Passau. (V.li) Bischof Dr. Stefan Oster, der Vorstandsvorsitzende Johannes Erbertseder, die Geschäftsführerin Erika Paul, die Referentin Anja Sauerer, die Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer und Oberbürgermeister Jürgen Dupper (Foto: Caritas)

Wie dieser pädagogische Ansatz konkret positive Schritte ermöglicht, erklärte Sabrina den rund 50 anwesenden Fachkräften. Die Schülerin in der heilpädagogischen Caritas-Wohngruppe St. Vito in Schönberg, berichtete im Zwiegespräch mit dem pädagogischen Mitarbeiter Martin Duckstein, von ihrem Weg. Wie sie es geschafft hat, über ihre Probleme zu sprechen und sie zu bearbeiten, um neue Wege in ihrem Leben einzuschlagen. Eine starke Persönlichkeit ist da gewachsen, die sich vorbereitet, wieder nach Hause zu gehen und später in der Tierpflege arbeiten möchte. Auch für den Erzieher ist es eine bereichernde Erfahrung, zu erleben, wie sich die junge Frau entwickelt hat.

Aloisia Rothenwührer, Erziehungsberatung im Caritas-Kreisverband (KCV) Freyung-Grafenau, die Schülerin Sabrina, Martin Duckstein, Wolfgang Gaßler, Leiter der Erziehungshilfen, Kreisverband (KCV) Freyung-Grafenau, die Referentin Anja Sauerer und Petra Wiktorin, Leiterin des Berufsbildungszentrums Marienheim in Regen diskutierten, moderiert von Erika Paul, der Geschäftsführerin der AGkE, über grundsätzliche Fragen der Erziehungshilfen, von der Gewinnung von Fachkräften bis zu Fragen der Finanzierung.

Der Vorstandsvorsitzende Johannes Ebertseder hat zu Beginn der Tagung auf das 20-jährige Bestehen der Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (AGkE) in der Diözese Passau hingewiesen. Es konnte coronabedingt erst jetzt im Jahr 20+1 begangen werden. Dazu wünschten Bischof Dr. Stefan Oster SDB und die stellvertretende Landrätin und Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer Glück und Gottes Segen für die Zukunft.

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