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Hutthurm
Montag, April 29, 2024

Individuell, digital und trotzdem gemeinsam

Lesestoff

So lernen die Ilztalschüler*innen im Schul-Lockdown

Kalteneck (Hutthurm). Corona und die damit einhergehenden Schulschließungsmaßnahmen machten auch vor der Ilztalschule in Kalteneck nicht halt. Das Lehr- und Lernkonzept der Ilztalschule beruht seit jeher auf einem individuellen und inklusiven Lernkonzept, welches im Kern besagt, dass jedes Kind seinen eigenen Fähigkeiten entsprechend lernen kann – und das Ganze unterstützt durch viele haptische Lehrmittel.

Nun heißt es für das Lehrerinnenteam zu Coronazeiten diese Prinzipien ins Homeschooling zu übertragen. Montag Punkt 9 Uhr taucht ein Kind nach dem anderen der Kaltenecker Ilztalschule – der Grundschule für Alle – im Videokonferenztool BigBlueButton auf. Nach kurzem Technik- Check und den üblichen Neckereien der Schülerinnen untereinander, die sich natürlich freuten sich nach den Ferien wieder zu sehen, begrüßte Schulleiterin Lisa Büttner in gewohnter Manier die Kinder. Es wurden die Tagesinfos besprochen und erklärt was nun im Homeschooling nach den Weihnachtsferien neu ist. Den Kindern wurden die digitale Lernkarte und die zugehörige “Wolke” mit den passenden Inhalten und Arbeitsmaterialien
gezeigt. Zum Abschluss wurde gesungen so wie auch zu „coronafreien“ Zeiten im täglichen Morgenkreis. Nach nicht einmal 30 Minuten war das Wichtigste besprochen und es wechselte jedes Kind zu seinem Coach in einen eigenen digitalen Konferenzraum um die individuellen Wochen- und Tagesziele zu besprechen.

Individuell sein ist das große Stichwort, denn genau das bezweckte das Schulleiterteam, Lisa Büttner, Martin Strahberger und Irmgard Paulik mit der digitalen Lernkarte. „Bei uns lernt jedes Kind in seinem eigenen Tempo und natürlich auch mit seinem individuell zusammengestellten Aufgabenpensum. Kein Kind hat den gleichen Wochenplan wie ein anderes” so Büttner. “In unserer Schulform wollen wir also nicht täglich an alle Kinder die gleichen Aufgaben senden, sondern versorgen jedes Kind mit Aufgaben passend zu seinem Stand.” Daher wurde die den Schülern*innen bereits aus dem analogen Unterricht bekannte Lernkarte ins Digitale übersetzt. Die Lernkarte ist ein DINA2 großer Faltplan, auf dem
sämtliche Inhalte des Bayerischen Grundschullehrplans für die Grundschüler verständlich dargestellt sind. Hat ein Kind einen Lerninhalt erfolgreich abgeschlossen und das durch einen Test unter Beweis stellen können, so darf es das entsprechende Feld ausmalen. Die Lernkarte ist nun digital und die einzelnen Bereiche sind mit der Lehrmittel-Cloud verbunden.

“Klickt ein Schüler nun zum Beispiel auf “ <>” erklärt Strahberger “wird er in die Cloud weitergeleitet und findet dort Erklärvideos, Materialien zum
Selberbasteln und passende Übungsaufgaben.” Die Videos wurden von den Lehrern selbst aufgezeichnet, so dass die Kinder Neues von gewohnten Stimmen und Gesichtern vermittelt bekommen. “Das Befüllen der Cloud war unsere Beschäftigung in den Weihnachtsferien”, ergänzt Paulik. “Wir wollten uns auf keine bestehende Plattform verlassen, bei der wir vielleicht die Kinder zusätzlich zur aktuell schon schwierigen Situation dann auch noch in ein neues unbekanntes (Lern)System umgewöhnen müssten – wir wollten stattdessen unabhängig sein und unser eigenes Homeschooling-Lernkonzept fit machen”.

Der Aufwand hat sich gelohnt. Nach 10 Minuten Besprechung mit dem Coach werden die Ziele aufgeschrieben und mit den Eltern ausgetauscht. Die entsprechenden Aufgaben können nun ausgedruckt und erledigt werden. Die Ergebnisse werden abfotografiert und an die Coaches zurückgeschickt – diese sind bei Fragen per Telefon oder Email unkompliziert erreichbar.

Nach der individuellen Lernzeit finden spätestens ab 11.30 täglich gemeinsame Angebote wie Kunst, Musik, Religion, Rechtschreibkonferenzen oder Sport über Videochat statt. “Es ist uns wichtig, dass die Kinder nicht nur die Kernfächer machen, sondern sich
auch mit kreativen Dingen befassen und das Gemeinsame – selbst wenn es momentan nur digital geht – nicht allzu kurz kommt” so Büttner zum Abschluss.

Arbeitsergebnisse der Schüler, die sich zum Wissensaustausch eignen, werden in einer Galerie nach Rücksprache mit den jungen Autoren für die Mitschüler online gestellt: so finden sich im Lauf der Zeit immer mehr Geschichten, Vorträge oder Kunstwerke in den Ordnern der Schulcloud.

In der Sekundarstufe wird nahezu der gesamte Stundenplan durch Videokonferenzen abgedeckt. Das umfasst unter anderem Fächer wie Ernährung und Soziales. Auch die Quali-Vorbereitung kommt nicht zu kurz. Die älteren Schüler finden sich zudem selbstständig mit der Software zurecht. Ein gemeinsames Training vor dem Schullockdown vermittelte dazu die notwendigen Kenntnisse.

Wer sich über die Sekundarstufe genauer informieren möchte, kann den Tag der offenen Tür am 23.1. 2021 von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr besuchen. Dieses Jahr selbstverständlich online. Nähere Informationen und Links zum Einwählen sind auf der Homepage der Schule – www.ilztalschule.de zu finden. Die Grundschule bietet interessierten Eltern nach dem Lockdown wieder Einzel-Hospitationen an.


Mein persönlicher Kommentar als Mama eines Ilztalschul-Grundschul-Kind:

Ich selbst muss mich drauf verlassen können, dass der Schulunterricht funktioniert. Ich bin selbstständig und kann nicht parallel Ersatz-Lehrkraft spielen. Ich habe mir den digitalen Schulstart vergangenen Montag angesehen und war begeistert. Eine Videokonferenz unter Erwachsenen läuft oft nicht so diszipliniert und reibungslos ab. Die digitale Transformation ist hier meiner Meinung nach geglückt. Die Lernkarte wurde von Haus aus wohlüberlegt angelegt und die Inhalte in der Cloud sind nun sehr übersichtlich und gut strukturiert dazu verlinkt. Das Beste sind die kurzen Erklärvideos der Lehrerinnen, mit denen Schülerinnen sich komplexere neue Inhalte ansehen können. Natürlich ersetzt das Digitale einen Pädagogen niemals – man muss gerade bei jüngeren Kindern als Betreuer*in immer ein bisschen mit dabei sein. Aber hier ist alles so angelegt, dass man sich sehr gut zurechtfinden kann und mit ein bisschen Zusammenhelfen diese Zeit gut für die Kinder rumbringen kann.

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