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Montag, April 29, 2024

Berlin – immer eine Reise wert!

Lesestoff

Studienfahrt der 10. Klassen des Gymnasiums Freyung in die Hauptstadt

Geschichte und Politik hautnah erleben, darum ging es bei der bildungspolitischen Berlin-Fahrt, welche die Zehntklässler des Gymnasiums Freyung dieses Jahr im März unternahmen. Die erste Gruppe bestehend aus den Klassen 10a und 10c wurde von den Geschichtslehrern Michael Köberl, Heike Früchtl und Carina Rendchen, die Klasse 10b von Michael Resch und Tanja Wagner begleitet.

Florian Fink, Schüler der Klasse 10b, hat seine Eindrücke in einem Reisebericht gesammelt:

Nach knapp zehn Stunden Fahrt mit zwei kurzen sowie einer langen Pause und einem Stau kamen wir aufgeregt in der deutschen Bundeshauptstadt Berlin an. Die meisten von uns kannten als Metropole bisher lediglich die schönen Seiten Münchens, weshalb bei unserer Fahrt zum Hotel durch den Stadtteil Charlottenburg viele erstaunte Gesichter zu sehen waren. Es fielen Sätze wie: „Alles voller merkwürdiger Graffiti…“ oder: „Wer wohl hier wohnt?“ Nach einer Weile erreichten wir unsere Herberge im Stadtteil Gesundbrunnen direkt gegenüber dem Humboldthain, einem Park im Bezirk Mitte. Die Zimmer waren schlicht, aber schön.

Gleich nach dem Check-in begann unsere erste Erkundungstour des Stadtzentrums. Wir bekamen einen Fahrplan der Berliner U-Bahn in die Hände gedrückt und gingen dann zusammen zur nächsten Haltestelle ganz in der Nähe unserer Unterkunft. Nach dem für uns eher ungewohntem U-Bahn-Fahren stiegen wir am Dreh- und Angelpunkt der Stadt, dem Alexanderplatz, aus und sahen erstmals den weltbekannten Fernsehturm mit seinen 368 Metern in voller Pracht. Und ja, man fühlt sich darunter wirklich winzig!

Ein gemeinsames Selfie mit Parlamentarischer Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl im Bundestag (Foto: Marin Yotov)

Anschließend bewunderten wir das Rote Rathaus und spazierten dann weiter durchs Nikolaiviertel und an der Spree entlang. Nach einem darauffolgenden Rundgang auf der Museumsinsel, wo sich zum Beispiel der Berliner Dom befindet, begannen wir „Unter den Linden“ entlangzugehen, einer Prachtstraße, die vom „Alex“ zum Brandenburger Tor führt. Von dieser bogen wir allerdings mehrfach ab, um Orte wie den Gendarmenmarkt zu sehen.

Des Weiteren besuchten wir die „Neue Wache“, unser erstes Denkmal. In diesem Gebäude befindet sich lediglich ein großer, grauer Raum mit einem zentralen Loch zur Beleuchtung in der Decke und einer Statue darunter, welche eine Mutter zeigt, die ihren toten Sohn in den Armen hält. So traurig das auch klingen mag, es ist ein wirklich gelungenes Denkmal. Denn es soll nämlich an sämtliche je gefallene Soldaten erinnern und ein Mahnmal gegen jegliche Form des Krieges sein.

Das erklärte Ziel unserer Lehrer war es unter anderem, uns verschiedenste Arten des Gedenkens zu zeigen; so bekamen wir den Auftrag, das Denkmal an die Erinnerung zur Bücherverbrennung, einem unterirdischen, leeren Raum auf dem Bebelplatz, selbst zu finden und uns eine Meinung über diese Art des Erinnerns zu bilden.

In der beginnenden Abenddämmerung kamen wir beim Wahrzeichen Berlins, dem Brandenburger Tor, an und gingen von dort aus zum nahegelegenen Denkmal für die ermordeten Juden Europas weiter. Wir bekamen eine Dreiviertelstunde Zeit, um dieses zu durchschreiten, was sich an den bis zu 4 Meter tiefen Stellen tatsächlich sehr beklemmend anfühlte. Danach marschierten wir entlang der ehemaligen Grenze zwischen Ost- und Westberlin zum Potsdamer Platz und sahen uns ein kleines Stück „leibhaftiger“ Geschichte an: Reste der Berliner Mauer.

Bei einer engagierten Führung durch die Ausstellung „Topographie des Terrors“ wurden die Freyunger Schülerinnen und Schüler für die Mechanismen des Terrors während des Nazi-Regimes sensibilisiert (Foto: Tanja Wagner)

Nach der von unseren Lehrern geleiteten Tour bekamen wir noch etwas Freizeit, in der wir uns selbstständig in kleinen Gruppen frei in der Stadt bewegen konnten. Diese wurde zu einem großen Teil mit Abendessen und dem darauffolgenden Zurückfinden ins Hotel verbracht – keine ganz leichte Aufgabe für uns Großstadtunerfahrene!

Am nächsten Morgen besuchten wir als Erstes die „East Side Gallery“, einen 1316 Meter langen, noch erhaltenen Mauerabschnitt im Stadtteil Friedrichshain, der auf der Ostseite 104 Gemälde von 118 Künstlern zeigt, während auf der Westseite alles voller Graffiti mit geringerem künstlerischen Wert oder sogar voller Schmierereien ist. Nachdem wir uns hier ausgiebig umgesehen hatten, stiegen wir in eine für Berlin typische gelbe S-Bahn und fuhren in den Stadtteil Kreuzberg zum „Checkpoint Charlie“, einen ehemaligen Grenzübergang zwischen dem Ost- und Westteil der Stadt. In dessen Nähe besichtigten wir dann das Museum „Topographie des Terrors“ auf dem Gelände des ehemaligen Hauptquartiers der Gestapo. An diesem Gedenkort bekamen wir eine sehr informative Führung, die uns mit den Verbrechen des Nationalsozialismus konfrontierte.

Dann war es Zeit für die Gegenwart und die große Politik! Auf Einladung von Parlamentarischer Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl durften wir zunächst im Paul-Löbe-Haus zu Abend essen. Gegen 18:00 Uhr wurden wir dann in den Bundestag geführt und durften eine Stunde lang den Politikern von der Tribüne aus zuhören. In dieser Zeit wurden viele Reden gehalten und zwei namentliche Abstimmungen durchgeführt. Es ging größtenteils um Einsätze deutscher Soldaten in Ländern wie dem Süd-Sudan. Daraufhin erfuhren wir in einem persönlichen Gespräch mit Rita Hagl-Kehl mehr über ihre Arbeit im Bundestag und ihren Alltag als Bundespolitikern. Es wurden zahlreiche Fragen gestellt, wir lernten viel Neues und es wurde auch immer wieder mal gelacht. Zum Abschluss gab es noch ein großes Klassen-Selfie mit ihr. Mittlerweile war es bereits dunkel geworden und wir fuhren mit dem Lift auf die Dachterrasse des Bundestages. Hier erwartete uns eine spektakuläre 360-Grad-Aussicht über Berlin bei Nacht sowie die bekannte Glaskuppel, die wir natürlich ebenfalls erklommen. Ein toller Abschluss für einen durchaus anstrengenden, aber auch sehr informativen und schönen Tag!

Der nächste Tag war leider auch schon unser letzter in Berlin. Zuerst sahen wir uns den „Tränenpalast“ an, welcher früher ein Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin war und nach dem Mauerfall in ein Museum umfunktioniert worden ist. Der Bahnhof war eine der wenigen Möglichkeiten, legal von Ost- nach Westberlin auszureisen. Auch hier erhielten wir eine interessante Führung durch die Ausstellung und bekamen viele Eindrücke vom damaligen Leben und auch davon, wie es war, zu versuchen, aus der DDR zu entkommen. So wurde hier im Tränenpalast beispielsweise oft versucht, sich als Westberliner auszugeben und quasi „zurückzureisen“.

Nach der Mittagspause fanden wir alle wieder am Alexanderplatz zusammen und stiegen in eine Straßenbahn Richtung Hohenschönhausen, einem Viertel im Nordosten der Stadt. Hier sahen wir zwar erstmals eine richtige Plattenbausiedlung, aber das Hauptziel war ein anderes: Wir besichtigten nämlich ein ehemaliges Stasi-Gefängnis, in dem uns vor Augen geführt wurde, mit welchen extremen psychologischen Mitteln man versucht hatte, die Bewohner der DDR vom Kommunismus zu überzeugen. In dem Gefängnis wurden nämlich vor allem Revolutionäre und bei der Flucht aus dem Land gefangengenommene Bürger untergebracht. Nach einer Führung machten wir uns als allerletzte Station unserer Klassenfahrt noch zum Treptower Park auf, da es dort ein riesiges, sowjetisches Ehrenmal gibt. Auf den Stufen unterhalb einer Statue sitzend, unterhielten wir uns mit den begleitenden Lehrkräften über die Wirkung des Monuments – auch im Vergleich zu den anderen Erinnerungsorten, die wir besucht hatten.

Historiker André Kistner (Mitte) erläuterte den Schülerinnen und Schülern am Modell zunächst den Aufbau des ehemaligen Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen, bevor er ihnen Zellen und Verhörräume im Inneren der Gebäude zeigte (Foto: Tanja Wagner)

Am Morgen unserer Abreise gab es dann noch kurz Frühstück und schon saßen wir wieder im Bus nach Hause. Ich kann hier natürlich nicht für alle Schüler sprechen, aber ich persönlich habe Berlin mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen, wie es so schön heißt. Denn die Stadt hat ein ganz besonderes Flair, steckt voller Geschichte und ist auf jeden Fall eine Reise wert!

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