Bilanz-Pressekonferenz vom 4. Mai 2022
Passau. Die sieben Volksbanken und Raiffeisenbanken in Stadt und Landkreis Passau haben von der wirtschaftlichen Erholung profitiert und konnten ihre Marktstellung im Geschäftsjahr 2021 gut behaupten. Allerdings belasteten weitere Coronawellen das Wirtschaftsgeschehen und gleichzeitig bremsten steigende Rohstoffpreise und Lieferengpässe geplante Vorhaben.
„Einmal mehr bewährte sich das Geschäftsmodell der genossenschaftlichen Bankengruppe mit seiner stark regionalen Ausrichtung“, erklärt der Kreisverbandsvorsitzende Manfred Asenbauer. Gerade in einem schwierigen Umfeld legten Kunden besonderen Wert auf persönliche Beratung und regionale Ansprechpartner.
Sowohl im Privat- als auch im Firmenkundensegment legten die Kreditgenossenschaften zu. Die addierte Bilanzsumme der sieben Mitgliedsinstitute erhöhte sich um 243 Mio. Euro (4,5 Prozent) auf 5,62 Milliarden Euro. Die Institute zählen im Geschäftsgebiet rund 188.000 Kunden. Davon sind knapp 77.000 Mitglieder und somit Miteigentümer.
Kreditgeschäft sowie Geld- und Kapitalanlagen entwickeln sich stark
Die Höhe der ausgereichten Kredite stieg um 4,4 Prozent und beläuft sich zum Ende des Jahres 2021 auf 3,44 Milliarden Euro.
Wesentlicher Treiber war das Immobiliengeschäft. Die Ausleihen an Privatpersonen stiegen um 5,9 Prozent von 1,32 Milliarden Euro auf 1,40 Milliarden Euro. Weit überdurchschnittlich war der Zuwachs bei Wohnungsbaukrediten mit fast 23 Prozent. „Aufgrund der strengen Kreditvergaberichtlinien bleibt das Risiko überschaubar“, betont Manfred Asenbauer.
Ebenfalls deutlich legte das Kreditgeschäft mit Firmenkunden zu. Die Ausleihungen erhöhten sich um 3,3 Prozent. Das Volumen der Darlehen an Firmenkunden betrug insgesamt 1,90 Milliarden Euro.
Darüber hinaus unterstützten die Volksbanken Raiffeisenbanken in Stadt und Landkreis Passau ihre Firmenkunden – wo nötig – mit kurzfristiger Liquidität und vermittelten Hilfskredite von LfA und KfW.
Erfreulich entwickelte sich laut den Verantworten auch die über Verbundunternehmen an Kunden vermittelten außerbilanziellen Kredite. Deren Bestand nahm um 7,6 Prozent auf 554 Millionen Euro deutlich zu. Dieser Zuwachs ist vor allem auf die große Nachfrage nach langlaufenden Baufinanzierungen mit einer bis zu 30-jährigen Zinsfestschreibung zurückzuführen, die viele Volksbanken und Raiffeisenbanken in Kooperation mit Hypothekenbanken, Bausparkassen und Versicherungen anbieten. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen ist die lange Zinsbindung für Kunden besonders vorteilhaft.
Solider Anstieg beim Kundenanlagevolumen und Rekordabsatz bei Wertpapieren
Bei den Kundengeldern verzeichneten die Banken im Kreisverband Passau einen Anstieg um 3,8 Prozent bzw. von 4,08 Mrd. Euro auf 4,24 Mrd. Euro. Aufgrund der fehlenden Verzinsung hat sich das Wachstum bei den Einlagen abgeschwächt. Seit Jahren geht der Trend zu kurzfristigen Sichteinlagen. Diese wuchsen im vergangenen Jahr um 7,6 % bzw. 213 Mio. Euro.
Deutlich ausgebaut wurde das Geschäft mit den Verbundpartnern in der Genossenschaftlichen Finanzgruppe. So entwickelten sich die Wertpapieranlagen in Aktien, Zertifikaten und Investmentfonds überaus erfreulich. In einem positiven Börsenumfeld stiegen die Aktienbestände um mehr als 26%. Hervorzuheben ist der Rekord-Nettoabsatz bei Investmentfonds von 82 Mio. bzw. einem Plus von 123%.
Dank dem gutem Vermittlungsgeschäft wuchs das Provisionsergebnis 2021 aus Dienstleistungsgeschäften um 2,5 Mio. Euro oder 6,7 %. Im Nullzins-Umfeld suchten die Kunden nach Alternativen zur Zinsanlage. Ebenfalls zugenommen hat das Bewusstsein der Anleger/Innen für nachhaltige Anlagen im Sinne der ESG-Kriterien.
Unter Berücksichtigung von Geldern, die bei Partnerunternehmen wie DZ-Bank, Union Investment, R+V oder der Bausparkasse Schwäbisch Hall angelegt sind, betreuten die Banken zu diesem Stichtag Anlagen im Wert von 6,82 Mrd. Euro (+10,8 Prozent).
Mit ihrem Kredit- und Einlagenwachstum knüpfen die Institute an die erfolgreiche Geschäftsentwicklung der letzten Jahre an. Genossenschaftsbanken sind weiter fester und unverzichtbarer Partner von Mittelstand und Privathaushalten in Bayern.
Zinsergebnis stabilisiert
Erstmals seit Jahren konnten die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreisverband Passau den Rückgang des Zinsergebnisses in Euro nahezu stoppen.
Dabei belastet das niedrige Zinsniveau nach wie vor die Ertragslage der Mitgliedsbanken.
So konnte das Zinsergebnis mit 83,2 Mio. Euro (Vorjahr 83,4 Mio. Euro) – durch das erfreuliche Kreditwachstum – weitgehend stabil gehalten werden. Die Zinsspanne ging jedoch deutlich zurück und betrug 1,51 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, nach 1,63 Prozent im Jahr 2020.
Das Provisionsergebnis stieg von 34,1 Mio. Euro auf 36,0 Mio. Euro. Die Provisionsspanne lag bei 0,65 Prozent. Damit stellten die Institute abermals ihre Vertriebsstärke unter Beweis.
Stabile Kosten
Das hohe Kostenbewusstsein der Volksbanken/Raiffeisenbanken schlug sich in einer weiter rückläufigen Kostenspanne nieder. Die Institute unternehmen große Anstrengungen, um die Kosten zu senken und effizienter zu werden. Das Verhältnis von Betriebskosten zur Bilanzsumme verringerte sich um 0,10 Prozentpunkte auf 1,36 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. In Euro ausgedrückt erhöhten sich die Kosten leicht um 0,4 Mio. Euro auf 75 Mio. Euro. Das ist insbesondere auf verstärkte Investitionen in digitale Vertriebswege zurückzuführen. Die Aufwand-Ertrags-Relation markiert mit 63,3 Prozent für das Gesamtjahr erneut einen Spitzenwert in der Branche.
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Stadt und Landkreis Passau hätten aufgrund ihrer vorsichtigen Geschäftspolitik die Risiken im Kreditgeschäft im Griff. Sie agierten weiterhin umsichtig und vorausschauend, um gegen Risiken (z.B. steigende Zinsen, Konjunkturrückgang) gewappnet zu sein.
Niedrigzinsumfeld bleibt Herausforderung
Nach wie vor bleibt das Niedrigzinsumfeld aufgrund der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Herausforderung für die Banken. Der weiterhin hohe Einlagenüberhang ist für die Banken belastend. Immer mehr Banken sind vor diesem Hintergrund gezwungen, insbesondere Unternehmen Negativzinsen zu berechnen.
Betriebsergebnis zufriedenstellend
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Stadt und Landkreis Passau blicken beim Ergebnis auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2021 zurück. Dies konnte nur durch strikte Kostendisziplin, einem erfolgreichen Provisionsgeschäft und einer deutlichen Ausweitung des Kreditneugeschäfts erreicht werden.
Das voraussichtliche Gesamtbetriebsergebnis liegt mit 43,5 Mio. Euro etwas über dem Vorjahresergebnis.
Aufgrund des leichten Zinsanstieges zum Jahresende lagen die Abschreibungen für die bankeigenen Wertpapieranlagen über den Vorjahren. Diese sind nahezu ausschließlich zinsinduziert.
Im Forderungsbereich waren keine negativen Entwicklungen erkennbar. Anzeichen für erhöhte insolvenzbedingte Wertkorrekturen gab es nicht.
Eigenkapital gestärkt
Das haftende Eigenkapital konnte um 3,5 Prozent auf 574 Mio. Euro gestärkt werden. Das harte Kernkapital legte um gut 28,6 Mio. Euro auf rund 509 Mio. Euro zu – eine Steigerung um 5,9 Prozent. Die harte Kernkapitalquote belief sich auf 15,61 Prozent. Damit zählen die Volksbanken Raiffeisenbanken zu den stabilsten Banken Europas.
Kreditgenossenschaften – ein Geschäftsmodell mit Zukunft
Das regional verankerte Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken mit der Nähe zu den Kunden und der Präsenz vor Ort wäre und würde unverändert wichtig bleiben. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreisverband Passau sind gemeinsam der größte Finanzdienstleister in der Region. Mit 62 Standorten wird das mit Abstand dichteste Filialnetz in der Region unterhalten.
Reine Serviceleistungen am Schalter verlierten allerdings zunehmend an Bedeutung, während die Wichtigkeit von Filialen mit umfassender Beratungsleistung zunimmt. Das Prinzip der regionalen Hausbank hätte nichts an seiner Attraktivität verloren.
Ende 2021 waren 1.058 Mitarbeiter, darunter 60 Auszubildende, beschäftigt. Während Großbanken weiter deutlich Mitarbeiter abbauen, werden hier Arbeitsplätze erhalten. „An dieser Stelle möchten wir auch unseren Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aussprechen. Sie arbeiten alle mit großem Engagement und trugen wesentlich zum guten Ergebnis bei“, so Asenbauer.
Mit geleisteten Gewerbesteuerzahlungen von 6,1 Mio. Euro an die Kommunen vor Ort waren die Banken wieder ein verlässlicher Partner. Gemeinsam mit den Städten und Gemeinden verfolgen wir das Ziel, unsere Heimat und Region nach vorne zu bringen.
Mit einer Spendensumme von 488.000 Euro unterstützten die sieben Banken im Kreisverband Passau im Jahr 2021 zahlreiche kulturelle und soziale Einrichtungen, Sport- und Heimatvereine, Kindergärten, Schulen, Feuerwehren, Naturschutz-einrichtungen, u. v. m.
Aktuell unterstützen die Volksbanken und Raiffeisenbanken in der Stadt und im Landkreis Passau Flüchtlinge aus der Ukraine mit einer Summe von mehr als 75.000 Euro.
Ausblick 2022
2022 ist von vielen Unsicherheiten geprägt. Neben der nicht beendeten Pandemie ist die aktuelle Situation durch geopolitische Spannungen geprägt. Hinzu kommen eine gestiegene Inflation, hohe Rohstoffpreise und Lieferengpässe.
Wie sich vor diesem Hintergrund die Konjunktur als auch die Zins- und Kapitalmärkte entwickeln bleibt abzuwarten.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit lässt sich bereits jetzt festhalten, dass die negativen Folgen für die Wirtschaftsleistung der Banken umso größer sind, je länger der Russland-Ukraine-Konflikt anhält. In welchem Umfang ist noch schwer abzuschätzen.
Insgesamt verfügen die Banken über eine gute Liquiditätsausstattung mit starker Eigenkapitalbasis und solider Ertragslage.
„Die über 170-jährige Geschichte der Genossenschaftsbanken zeigt, dass wir mit Herausforderungen umgehen können“, betonte Asenbauer mit Blick in die Zukunft.
– Bilanz-Pressekonferenz vom 4. Mai 2022, Genossenschaftsbanken im Kreisverband Passau (PDF)
