Der erste Preis und somit das große Beil geht an Norbert Bürger, der zweite Preis, mit dem mittleren Beil an Nektarios Vlachopoulos, das kleine Beil und somit den dritten Preis erhält das österreichische Trio Zur Wachauerin.
Am Mittwoch, dem 07.12.2016 wurde auf der Bühne des Passauer ScharfrichterHaus der Wettbewerb um das 34. ScharfrichterBeil ausgetragen.
Unter der Moderation des Österreichischen Kabarettisten Hosea Ratschiller traten sechs Finalisten an, um die begehrte Trophäe, das scharfgeschliffene ScharfrichterBeil zu gewinnen. Der Gewinner kann sich einreihen in eine Abfolge von illustren Namen, wie H.P. Kerkeling (1983), Andreas Giebel (1985), Urban Priol (1986), Günter Grünwald (1988), Rolf Miller (1994), Luise Kinseher (1999), Ludwig Müller (2000), Hagen Rether (2004), Torsten Sträter (2012) und Friedemann Weise (2013). Im Wettkampf um Ruhm, Ehre und das große Beil standen in diesem Jahr folgende Finalisten:
Nektarios Vlachopoulos (Poetry) *1986
Nektarios Vlachopoulos, 1986 geboren, Slampoet und Humorist, Deutschlehrer mit griechischem
Integrationshintergrund.
Er tritt seit März 2008 auf Literaturveranstaltungen zwischen Flensburg und Zürich auf. 2011 gewann er das große Finale der deutschsprachigen Poetry Siam Meisterschaft in der Hamburger 02-World, 2012 die Rheinland-Pfälzische und 2015 die Baden-Württembergische Poetry Siam Meisterschaft. Seine Texte zeichnen sich durch Geschwindigkeit, Präzision und absurden Humor aus.
Beier & Hang (Kabarett – Duo) *1993/1991
Max und David lernten sich im September 2012 auf der Neuen Münchner Schauspielschule kennen, bereits während des ersten Semesters begannen sie kabarettistische Nummern und Lieder zu schreiben. Seit November 2013 stehen sie mit ihrem gemeinsamen Programm auf der Bühne. Beier & Hang stehen für eine ganz außerordentliche Bühnenshow, die zielgenau Elemente des Kabaretts, des Schauspiels, Musik und die Lust am Unfug zu einer brisanten und unterhaltsamen Mixtur verbindet. Seit Ende 2015 gehen sie mit ihrem Bühnenprogramm „Schmutzige Wäsche“ auf bundesweite Tournee.
Norbert Bürger (Musik – Kabarett) *1967
Norbert Bürger (geb. 1967) studierte Musik am Richard-Strauss-Konservatorium, spielte als Jazz- und Rock- Musiker in diversen Bands und entdeckte nebenbei den Komödianten in sich. Er war zehn Jahre lang mit dem Musikkabarett-Duo „Orchester Bürger Kreitmeier“ unterwegs und heimste dabei alle renommierten Kabarettpreise ein, darunter den Prix Pantheon und den Deutschen Kleinkunst-Preis. Während dieser Zeit entwickelte Norbert Bürger seine Bühnenfigur, den verklemmten Spießer und unberechenbaren sowie leicht psychopatischen Virtuosen an der E-Gitarre, dem er nun als “Bürger from the hell“ in seinem aktuellen Programm „I’m a rocker“ eine skurrile Rockshow auf den Leib geschneidert hat, die in der deutschsprachigen Kabarettlandschaft ihresgleichen sucht und bereits mit dem Publikumspreis des internationalen comedyarts Festival Moers ausgezeichnet wurde. Zudem ist Norbert Bürger Mitglied des Ensembles der Lach- und Schieß-Gesellschaft in München.
Gankino Circus (Musik-Kabarett)
Mit rasanten Melodien und unbändiger Spielfreude rücken Gankino Circus der Musik ihrer Heimat zu Leibe und machen sie durch ihren einzigartigen Humor dem Publikum zugänglich. Ralf Wieland, genialer Geschichtenerzähler und Gitarrist, führt durch das Programm und lässt auf urkomische Weise den Wahnsinn hinter der fränkischen Dorfidylle hervorschimmern. Mit von der Partie sind: der ebenso elegante wie therapiebedürftige Arztsohn Dr. Simon Schorndanner Junior an Saxophon und Klarinette. Der launische Akkordeonmeister Maximilian Eder aus der traditionsreichen Dynastie der Eders. Und natürlich der lausbübische Percussion-Tausendsassa Johannes Sens, der sich wie wild in die Herzen der Zuschauer trommelt, um sich dann im Moment höchster musikalischer Virtuosität die Kleider vom Leib zu reißen.
Zeitgemäße Volksmusik, anarchische Spielfreude und raffinierter Wortwitz vermengen sich bei Gankino Circus zu einer kuriosen Melange.
Paul Weigl (Poetry) *1982
Paul Weigl wurde 1982 in Amberg i.d. Oberpfalz geboren. Bereits in der Schule spielte er regelmäßig Theater. Nach der Schule und Zivildienst absolvierte er eine Ausbildung zum Logopäden und nahm 2008 das erste Mal an einem Poetry Slam teil. Um Paul Weigl einmal zu hören, muss man nicht im selben Raum mit ihm sein. Aber man sollte. Denn der Wahlberliner, der durch seine bayerischen Wurzeln am eigenen Leibe in der Hauptstadt erfahren musste, wie sich Ausländerfeindlichkeit anfühlen kann, schwadroniert mit seiner Mimik und Gestik genauso wie mit seiner facettenreichen Stimme und Sprache gegen alles, was sich in seinem Soloprogramm “DeGenerationskonflikt“ im selben S-Bahn-Abteil tummelt. Dabei erläutert er so geist-wie gestenreich, warum die Deutschen in einem erneuten Weltkrieg garantiert als erste sterben werden, warum Peter Jackson der mieseste Regisseur aller Zeiten ist und warum Vegetarier die größten Massenmörder auf Erden sind.
Zur Wachauerin (Wiener Lied)
ZUR WACHAUERIN gilt als einer der großen Hoffnungsträger der neuen österreichischen Volksmusik. „Wachauer Lieder mit Biss“ betiteln die drei Musiker aus Ostösterreich ihre Art von Musik. Michael Bruckner und Fabian Pollack (geb. 1979) bearbeiten die traditionellen Lieder aus der Wachau, dem berühmten Donautal siebzig Kilometer flussaufwärts von Wien, mit zwei Gitarren und geben der Musik eine völlig neue Richtung. Der Dritte im Bunde, Wolfgang Kühn (geb. 1965) hat neue (Mundart-) Texte geschrieben, die mit den Lyrics des traditionellen Liedgutes jedoch absolut nichts gemein haben. Es wird nicht gesungen, bloß gesprochen, mal langsamer, mal schneller, teils unrhythmisch, teils in einer Art und Weise, die einen Radiojournalisten den Ausdruck „Donaurap“ kreieren ließ.
Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Österreichischen Kabarettisten Hosea Ratschiller, der Gewinner des österreichischen Kabarettpreis 2016 und Preisträger des Salzburger Stier 2017.
Am späten Abend fiel die Entscheidung um das ScharfrichterBeil. Nach langen und ausführlichen Diskussionen hat die hochkarätig besetzte Jury schließlich die Gewinner der handgeschmiedeten Henkersbeile ausgewählt.
Der erste Platz, das große Passauer ScharfrichterBeil, geht an Norbert Bürger, das mittlere Beil an Nektarios Vlachopoulos und das kleine Beil an Zur Wachauerin.
1. Platz: Norbert Bürger “Bürger from the Hell“
Er stößt vor zum Kern des Rock´n´Roll und findet darin den totalen Spießer. Ein clownesker Parodist, der mit lakonischen Texten (“No money, no bunny“) gängige Denkstrukturen entlarvt. Seine “House-Musik“ mit entgleisenden Akkorden und verrückt spielender Technik, kontrastiert wirkungsvoll seine verklemmte und beklemmende Kunstfigur.
2. Platz: Nekatrios Vlachopoulos
Er jongliert mit Worten, mit Katzen und Tatzen. Sprachlich präzise bringt er in einem langen Multinationalitätenwitz die derzeitige politische Lage auf den Punkt, ohne Pointe.
3. Platz: Zur Wachauerin
Selten hat uns jemand so entspannt unter dem “kasigen Drageekeksmond“. Sie haben es geschafft, als letzter Act, das Tempo rauszunehmen und uns zu bewegen.
Publikum und Jury waren sich auch in diesem Jahr einig: Der Publikumspreis geht an den verdrucksten Neurotiker Norbert Bürger – alias “Bürger from the Hell“.
Das ScharfrichterHaus gratuliert allen Teilnehmern am Wettbewerb und wünscht den Gewinnern eine erfolgreiche Zukunft!
(Titelbild: Scharfrichterbeil 2016/ Gewinner: Norbert Bürger mit seinem Programm: “Bürger from the hell“ – “I’m a rocker“ – Passau, 07.12.2016 // Foto: Tobias Köhler/ mediendenk)