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Montag, April 29, 2024

Das Auge als ganzheitliches Instrument betrachten

Lesestoff

„Unser visuelles System hat weit mehr Funktionen als nur die Sehschärfe“

Tiefenbach. Florian Ambros (Ambros Optik und Akustik) ist einer der wenigen in Bayern, die sich Optometrist nennen dürfen. Ein Optometrist steht zwischen der traditionellen Augenoptik und der Augenheilkunde. Augenoptiker können oftmals Auffälligkeiten erkennen, aber nicht interpretieren. Das kann der Optometrist mit seinen speziellen Messmethoden und neuen technischen Möglichkeiten. Dabei spielen nicht nur die klassischen oder speziellen Sehilfen eine Rolle, sondern auch ein abgestimmtes und gezieltes Training für den Patienten; also durchaus vergleichbar mit einer Art Ergotherapie für die Augen.

Optimetrie? MuW Medienhaus hat bei Florian Ambros in Tiefenbach nachgefragt:

MuW Medienhaus: Optometrie dient offenbar der Gesundheitsvorsorge und Wiederherstellung des visuellen Systems – wie ist das zu verstehen?

Florian Ambros: Unser visuelles System hat weit mehr Funktionen als nur die Sehschärfe. Wenn man das Auge als ganzheitliches Instrument betrachtet, kann man viele Ursachen von Beschwerden feststellen. Denn Augenleiden können zahlreiche Beschwerdebilder auslösen; chronische Kopfschmerzen, Lese-/Rechtschreibschwächen oder Konzentrationsschwächen bei Kindern. Oder denken wir dabei auch an Rückenprobleme. Gerade hier spielt das sogenannte Binokularsehen eine entscheidende Rolle. Spielt das Augenpaar nicht effizient zusammen, kann das nicht nur zu schlechtem Sehen führen, sondern äußert sich meist auch in ständigen Rücken- oder Halswirbelschmerzen, bedingt durch unmerkliche Fehlhaltungen.

MuW Medienhaus: Gibt es eine genaue Definition der Optometrie bzw. dieses Berufs?

Florian Ambros: Ja, natürlich. Die Definition der WCO (World Council of OptometryI) hält fest: Die Optometrie ist ein unabhängiger, ausgebildeter und geregelter Gesundheitsberuf. Optometristen sind die primären Dienstleister für den Gesundheitsstatus des Auges und des visuellen Systems. Dies beinhaltet die Refraktion, die Sehhilfenanpassung, die Abgrenzung von Augenkrankheiten und die Wiederherstellung normaler Zustände des visuellen Systems.


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MuW Medienhaus: Wo steht die Optometrie heute?

Florian Ambros: Die Optometrie sollte grundsätzlich als Bindeglied fungieren. In Deutschland ist die herkömmliche Augenoptiker-Ausbildung noch handwerklich betont, hier bietet sich die akademische Ausbildung der Optometristen als eine große Chance. Physiologie, Pathologie, Anatomie oder auch Pharmakologie sind Bestandteil des Hochschulstudiums. Neben den herkömmlichen Brillen- und Kontaktlinsenversorgungen ist der Optometrist in der Lage, eine Vielzahl an visuellen Problemfällen zu versorgen. Ebenso kann er als Filterorgan für Augenkrankheiten fungieren und entsprechend schnell zu dem richtigen fachärztlichen Personal für weitere Versorgung überweisen.

MuW Medienhaus: Was darf ein Optometrist – was nicht?

Florian Ambros: Ein Optometrist darf bei Auffälligkeiten von Augen- oder Allgemeinerkrankungen eine Verdachtsdiagnose stellen. Es ist seine Pflicht, an entsprechendes ärztliches Fachpersonal zu überweisen, um eine schnelle Versorgung des Kunden zu gewährleisten – hier wäre natürlich eine enge Zusammenarbeit, vor allem mit Augenärzten, sehr wünschenswert.
In Deutschland darf ein Optometrist Screenings für Augenerkrankungen durchführen. Also beispielsweise Augeninnendruckmessung, Netzhautbetrachtung usw. Allerdings ist es dem Optometristen untersagt, dazu pharmazeutische Erzeugnisse zur Erleichterung zu verwenden. Alle Untersuchungen müssen non-invasiv erfolgen. Ebenso darf er keine feste Diagnose stellen und keine Medikamente verordnen.

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