Oberhausmuseumsleiterin Dr. Stefanie Buchhold erzählt über ihr neues Leben in Passau und den Beruf der Historikerin
Sie ist seit 01. März 2016 die neue Leiterin des Oberhausmuseums. Nach einem dreiviertel Jahr Amtszeit fragte Mein Passau einmal bei Dr. Stefanie Buchhold nach, wie es ihr denn in ihrer neuen Heimat gefällt und warum sich die gebürtige Nürnbergerin entschied, Historikerin zu werden. Die neue Aufgabe als Museumsleiterin macht ihr auf jeden Fall sehr viel Spaß.
Frau Dr. Buchhold, Sie wohnen nun seit Anfang März in Passau, haben Sie sich schon gut eingelebt?
Ja schon ziemlich gut. Passau macht es einem aber auch leicht. Die Stadt ist schon ein schönes Fleckchen Erde.
Wie würden Sie die Dreiflüssestadt charakterisieren, was zeichnet Passau für Sie aus?
Passau hat definitiv eine eigene Identität. Die Passauer selbst identifizieren sich sehr mit ihrer Stadt. Ich finde das toll – gerade in unserer globalisierten Welt ist das ein Schatz.
Gibt es schon bestimmte Lieblingsorte, die Sie in Passau für sich entdeckt haben?
Ein Lieblingsort ist für mich unser Wohnzimmer, da bin ich nämlich viel zu selten. Und da ist es wunderschön: dort gibt es als absolutes Privileg einen offenen Kamin und eine alte Stuckdecke. Vor dem Kamin kann ich wunderbar entspannen – vor allem zu dieser kalten Jahreszeit. Leider kommt das viel zu selten vor.
In der Stadt ist mein Highlight der Blick auf den Inn und die Altstadt von der Marienbrücke aus. Das ist einfach gigantisch! Auch die kleinen Gassen in der Innstadt finde ich wunderschön.
Wenn Sie einen ganzen Tag frei haben, wie sieht dann ein perfekter Tag in Passau für Sie aus?
Definitiv ausschlafen! Ich bin einfach kein Frühaufsteher und halte es mit Albert Einstein, der hat auch zehn Stunden Schlaf gebraucht. Wobei ich Leute heftig beneide, die um 5 Uhr morgens aufstehen – sofort nachdem der Wecker geklingelt – und um 5:30 Uhr „on duty“ sind.
Nach dem Ausschlafen kommt definitiv Frühstücken, da bietet Passau eine Menge Möglichkeiten. Nach einem ausgiebigen Frühstück darf natürlich die Kultur nicht fehlen. Ich finde das MMK immer einen Besuch wert. Dort gibt es immer wieder neue spannende Ausstellungen und Kunsttermine. Auch das Römermuseum Boiotro ist toll – da kann ruhig mehrmals hingehen. Einkaufen darf natürlich auch nicht fehlen. Es gibt einige sehr schöne Geschäfte – vor allem kulinarisch ist da einiges geboten. Überhaupt kann man in Passau und in der Umgebung gut essen gehen. Das würde ich auf jeden Fall machen. Und zum Abschluss darf ein gut gemixter Cocktail in einer schönen entspannten Atmosphäre nicht fehlen. Hier ist ja das Journey die örtliche Institution.
Nun zu Ihrer beruflichen Laufbahn: war Ihr Berufswunsch schon immer Historikerin oder wollten Sie als Kind etwas ganz anderes werden?
Ehrlich gesagt wollte ich zunächst Journalist werden. Das ist gar nicht so weit weg vom Historiker. Ich glaube, ich war schon immer hinter guten Geschichten her.
Was fasziniert Sie so an diesem Beruf?
Wir Historiker fragen ja nicht einfach nach dem „wann?“. Das wäre total unspannend. Sondern wir fragen nach dem „warum?“. Warum ist das passiert? Was sagt das über die Menschen der damaligen Zeit aus? Welche Ziele, Vorstellungen, Ideen und Träume hatten diese? Wir sind also nicht einfach Chronisten, sondern praktisch Zeitdetektive. Wir analysieren und hinterfragen Machtstrukturen, Mentalitäten, Gesellschaftsvorstellungen. Das interessiert uns. Ich finde das sehr spannend und es hat viel mit der Gestaltung der Zukunft zu tun. Nur wer die Vergangenheit versteht, kann die Zukunft planen.
Was war bis jetzt das spannendste Projekt, das Sie in Ihrer Laufbahn als Historikerin hatten?
In Kassel war ich als Volontärin an der Vorbereitung der Restaurierung eines osmanischen Prunkzeltes beteiligt. Das war spektakulär, als wir mit 20 Leuten das Zelt verpackt haben, damit es in Wien gereinigt werden konnte.
Jetzt sind Sie die neue „Herrin der Burg“. Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe als Museumsleiterin?
Die Verantwortung neues zu gestalten. Das ist ein unglaubliches Privileg und macht großen Spaß.
Das Amt der Museumsleiterin üben Sie nun seit rund einem dreiviertel Jahr aus. Welche Zwischenbilanz würden Sie bis jetzt ziehen? In welchem Bereich gibt es vielleicht noch Verbesserungsbedarf?
Verbessern kann man immer, finde ich. Da muss man schon Martin Roth sein, um zu sagen, es ist alles perfekt. Wir haben viel Neues initiiert. Von internen Arbeitsabläufen bis zum großen EU Projekt ViSIT und unseren kommenden Sonderausstellungen: für Sommer 2017 zur Passauer neuesten Geschichte ab 1950, für 2018 zur Sammlung „Zeitgenössische Kunst 1985 – 2016“. Ganz zu schweigen vom Jubiläum 800 Jahre Oberhaus, das wir 2019 feiern. Bildlich und durchaus real leben wir auf der Burg im Moment auf einer großen Baustelle. Überall hämmert und klopft es. Das ist toll, macht aber – wie alle Baustellen – auch viel Arbeit. Häuslebauer wissen jetzt ungefähr, was bei uns los ist. Aber wenn alles fertig ist, gibt es in der kommenden Saison ab 15. März viel Neues zu bestaunen.
Das Gespräch führte
Katharina Krückl
(Bild zuoberst: Freut sich über ihre neue Aufgabe als Oberhausmuseumsleiterin: die gebürtige Nürnbergerin Dr. Stefanie Buchhold; Foto: MuW/k.krückl)