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Der Heimat- und Museumsverein Waldkirchen startete am Donnerstag-Abend (03.03.2016) mit einem gut besuchten (Bilder-) Vortrag ins Jahr 2016.

An diesem Abend gab es in der Aula des Waldkirchner Johannes-Gutenberg-Gymnasiums viele „ah ´s“ und „oh ´s“ und es wurden Namen von Waldkirchner Persönlichkeiten in den Raum gerufen, die man lange nicht mehr gehört hat. Der Ausruf „Den kenn´ i!“ und die Fragen „Wer is denn des?“ und „Kennst du den?“ kamen nicht nur einmal.

Der Grund für diese spontanen Ausrufe und Fragen und für ein permanentes Gemurmel von weit über 100 Zuhörern hat einen Namen: der Waldkirchner Fotograf und Geschäftsmann Franz Hintermann öffnete auf Einladung des Heimat- und Museumsvereins Waldkirchen und in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Stadt Waldkirchen erstmals für diese Art der Präsentation sein umfangreiches Fotoarchiv. Unter dem Motto „Menschen und Leben in Waldkirchen“ präsentierte er Ereignisse, Situationen und vor allem Menschen zwischen den Jahren 1953 und 1969.

Christian Seidel, erster Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins Waldkirchen, war vom Besuch so vieler Interessierter überwältigt und überrascht: „Heute Abend habe ich gerne weitere Stühle für sie alle herbei geschafft! Scheinbar haben wir mit dieser Veranstaltung den Nerv getroffen. Gehen Sie mit Franz Hintermann und uns auf eine Zeitreise in die nähere Vergangenheit Waldkirchens und frischen Sie Ihre Erinnerungen auf. Denn die Familie Hintermann hat mit den folgenden Bildern einen Schatz geschaffen, den wir heute Abend zumindest teilweise heben werden.“

Im Laufe von zwei Stunden gelang es Franz Hintermann mit seiner ruhigen, humorvollen und souveränen Art an die 400 Bilder aus einer Epoche des Aufbruchs der schönen Bayerwaldstadt zu zeigen ohne dass es den Besuchern zu viel oder langatmig wurde. Es wurde eifrig mitgeraten, wer denn das auf dem Bild rechts vorne oder in der hinteren Reihe links sein könnte. Christian Seidel verteilte immer wieder einen Laserpointer an das Publikum, mit dem Max Hohenwarter die Fußballmannschaft aus dem Jahr 1955 mit Namen unterlegen konnte und Karl Saxinger hat die Persönlichkeiten des Gemeinderats aus dem Jahr 1956 reihum erklärt.

Entstanden ist das Archiv Hintermann eher zufällig. Nachdem Hintermann Senior erkannte, dass seine Keramikwerkstatt mit 30 Mitarbeitern nicht mehr gewinnbringend zu führen war, erinnerte er sich an seine alte Leica-Kamera und gründete im Jahr 1953 ein Fotogeschäft am Waldkirchner Marktplatz. Aus Auftragsarbeiten und dem sich entwickelnden Hobby sind im Laufe der Jahrzehnte rund 8000 Bilder entstanden, die Franz Hintermann digitalisiert und auf seiner Homepage www.foto-hintermann.de auch ins Internet gestellt hat.

Für die erste Bilderreise dieser Art hat Hintermann seine Auswahl im Jahr 1953 begonnen und sich für sein wissbegieriges und in Erinnerung schwelgendes Publikum über die Jahre vorgearbeitet. Das Kaffeekränzchen oder der Ball beim Kroener erzeugte genauso ein Raunen im Saal wie die alten Ansichten vom Gottinger-Haus und vom Marktplatz oder die Grundsteinlegung vom Krankenhaus im Jahr 1954 mit dem damaligen Bürgermeister Xaver Stammler. Alte Ansichten aus Gesellschaft und bürgerlichem Leben, Sport und Politik, Kirche und Feuerwehr waren ebenso zu sehen wie Aufnahmen aus der Landwirtschaft und Einweihungen. Eher selten wurden Landschaftaufnahmen gemacht. „Wir haben dafür sehr viele Brände, Zugunglücke, Autounfälle und Beerdigungen fotografiert“, erklärte Franz Hintermann verschmitzt. Ein „oh mei“ konnten sich die Besucher bei den Fotos zum 100-jährigen Jubiläum der Englischen Fräulein und der Feuerwehr Waldkirchen nicht verkneifen. Vom Besuch des Raketen-Bataillons 1966 und einem Segelflugzeugabsturz 1967 wussten wohl eher wenige Anwesende.

Eines von fast 400 Bildern: Franz Hintermann bei seiner Foto-Zeitreise durch die Waldkirchner Vergangenheit von 1953-1969 vor der Aufnahme einer Faschingsgilde aus dem Jahr 1962.
Eines von fast 400 Bildern: Franz Hintermann bei seiner Foto-Zeitreise durch die Waldkirchner Vergangenheit von 1953-1969 vor der Aufnahme einer Faschingsgilde aus dem Jahr 1962.

Nach der Reise durch die Vergangenheit bis ins Jahr 1969 musste Hintermann noch eine kleine Zugabe liefern: „Ich habe einmal an vier Tagen alle 38 Geschäfte am Marktplatz mit den Inhabern fotografiert und in einem kleinen Buch zusammengefasst. Alles Menschen, die das Leben unserer schönen Stadt lebenswert gemacht haben!“, so Hintermann zum Abschluss, der von großem Applaus begleitet wurde.

Dem Vorsitzenden des Heimat- und Museumsvereins Waldkirchen, Christian Seidel, waren die Schlussworte vorbehalten: „Danke, Franz, für diesen unterhaltsamen und interessanten Abend, mit dem du in uns viele Erinnerungen wach gerüttelt hast!“ Im Nachgang wurde auf Vorstandsebene verhandelt: Fortsetzung der Bilderreise ab dem Jahr 1970 folgt …

Vorsitzender Christian Seidel (links) bedankte sich bei Fotograf Franz Hintermann „für diesen unterhaltsamen und interessanten Abend, mit dem du in uns viele Erinnerungen wach gerüttelt hast!“
Vorsitzender Christian Seidel (links) bedankte sich bei Fotograf Franz Hintermann „für diesen unterhaltsamen und interessanten Abend, mit dem du in uns viele Erinnerungen wach gerüttelt hast!“

Schließlich machte Seidel für die nächsten Veranstaltungen des Vereins Werbung in eigener Sache: Am 18. März findet für Jugendliche im Museum Goldener Steig Waldkirchen eine Taschenlampenführung statt und am 23. April startet die jetzt schon fast ausgebuchte zweite „Woidkiachna Wirtshaus-Roas“. Und am 14. Mai wandern die Teilnehmer zunächst zum Granitwerk Birgeder, den „Kirchstein“, bevor die beliebte Weinprobe bei R + R-Weinhandel stattfindet. Näheres zu den einzelnen Veranstaltungen findet man auch auf der Homepage der Stadt Waldkirchen im Veranstaltungskalender oder im ausliegenden Veranstaltungsflyer des rührigen Vereins.

Eines von fast 400 Bildern: Franz Hintermann bei seiner Foto-Zeitreise durch die Waldkirchner Vergangenheit von 1953-1969 vor der Aufnahme vom Rauhnachtssingen im Jahr 1964.
Eines von fast 400 Bildern: Franz Hintermann bei seiner Foto-Zeitreise durch die Waldkirchner Vergangenheit von 1953-1969 vor der Aufnahme vom Rauhnachtssingen im Jahr 1964.

 

 

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