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Donnerstag, Mai 2, 2024

Zitherkonzert mit dem Duo Leggiero

Lesestoff

(von Hans Schopf)

Am Freitag 31. März 2017 findet um 19 Uhr im Waldgeschichtlichen Museum Sankt Oswald ein Zitherkonzert mit Werken des vergessenen Komponisten Julius Blechinger statt. Dieser lebte von 1843 bis 1922 und hat mehr als 350 konzertante Musikstücke komponiert und auch zahlreiche Liedtexte geschrieben. Spielen wird das bekannte Zitherduo Leggiero, das ist „die Bezeichnung für einen musikalischen Vortrag, der mit Leichtigkeit ausgeführt werden soll“.

Das „Duo Leggièro“ spielt in verschiedenen Besetzungen: Ilona Koppitz mit Hackbrett, Diskantzither, Sonja Petersamer mit Klarinette, Gitarre und Diskantzither

Die Musikerinnen absolvierten das Richard-Strauß-Konservatorium in München und treten seit vielen Jahren mit ihren verschiedenen Saiteninstrumenten auf. Ihr Repertoire deckt alte und zeitgenössische klassische Musik, sowie echte Volksmusik und moderne Unterhaltungsmusik ab.

Ilona Koppitz, geboren 1978, aufgewachsen in Kötzting, studierte am Richard-Strauss-Konservatorium München die Fächer Zither (bei Georg Glasl), Hackbrett (bei Birgit Stolzenburg de Biasio) und Volksmusik. Dem Abschluss als staatlich geprüfte Musiklehrerin folgte ein Aufbaustudium im Fach Zither, das sie 2002 abschloss. Im Sommer 2004 beendete sie schließlich ihr Studium am Konservatorium endgültig mit den erfolgreich abgelegten Diplomprüfungen im Haupt-fach Volksmusik (Hauptinstrument: Zither). Weiter studierte die geborene Kötztingerin die Fächer Musik (Hauptinstrument: Violine) und Mathematik für das Lehramt an Realschulen. Sie lebt mittlerweile in Zwiesel und ist an der Realschule Regen als Lehrkraft tätig.
Sonja Petersamer aus Patersdorf, geboren 1970, studierte ebenfalls am Richard-Strauss-Konservatorium in München. Sie belegte dort als Hauptfachinstrument Zither beim Dozenten Georg Glasl. Nach ihrem Abschluss als staatlich geprüfte Musiklehrerin absolvierte sie 1998 die Prüfungen zur „Musikreife Zither“ und rundete 2002 ihre musikalische Ausbildung mit dem Diplom im Hauptfach Volksmusik (Haupt-instrument: Zither) ab. Momentan ist sie an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Zwiesel als Fachlehrerin für Musik tätig.

Die beiden Musikerinnen bilden zusammen das „Duo Leggièro“. Sie treten mit ihren verschiedenen Instrumenten in verschiedenen Duokombinationen auf und decken mit ihrem Repertoire alte und zeitgenössische Musik ebenso ab, wie auch echte Volksmusik und moderne Unterhaltungsmusik. Natürlich kommen in ihren Programmen auch Stücke aus dem Bereich der Folklore und typische Zitherklassiker nicht zu kurz. Das „Duo Leggièro“ erweist sich dabei als vielseitig und vielsaitig!

Sonja Petersamer und Ilona Koppitz spielen mit ihren verschiedenen Instrumenten aber auch in anderen Ensembles und treten auch solistisch auf. Weiter sind sie bei vielen (Volksmusik-) Seminaren in Bayern als Referentinnen tätig.

Längst verschollene Musiknoten aufgetaucht

Der Heimatverein d‘ Ohetaler hat sich mit der Erforschung von Musiknoten des vergessenen Komponisten Julius Blechinger beschäftigt. In Buchenau komponierte Julius Blechinger unter anderem das „Lied vom Arbersee“. Dieses Lied war das einzige bis Sommer 2016 in Deutschland bekannte Werk des begnadeten Komponisten. Es wurde von Marita Haller (Zwiesel) entdeckt und ist seit 2006 als Notenschmuckblatt im Ohetaler-Verlag erhältlich.

Bei der Volksmusikveranstaltung „drumherum“ in Regen kam ein Besucher an den Informationsstand der Ohetaler und erkundigte sich, ob der Komponist Julius Blechinger bekannt sei. Man kam ins Gespräch und er verriet, dass dieser Blechinger ein entfernter Verwandter sei und dass sich handgeschriebene Notenblätter in der Familie erhalten haben. Dieser Besucher mit Namen Wolfgang Brauner wohnt in der Nähe von Passau und hat die Musiknoten Hans Schopf vom Ohetaler Heimatverein zur Veröffentlichung überlassen.

Julius Blechinger * 13. April 1843 Ernstbrunn/Arnoštov, Gemeinde Christianberg, Gerichtsbezirk Kalsching. † 18. Februar 1922 Winterberg (Vimperk) war der mittlere der drei Söhne und lernte den Beruf des Versilberer/Glasmalers. Bereits in der Kindheit erlernte er verschiedene Musikinstrumente. Nach Beendigung der Lehrzeit ging der junge Julius mit seinem Bruder nach Wien. Um sein Studium zu finanzieren gab er Musikunterricht.

Durch ein dramatisches Erlebnis wurde er zu seinem ersten Lied angeregt: „Das sterbende Kind“, eine ernste Komposition, die das große Können des jungen Musikers bereits ahnen ließ. Gleichzeitig dichtete er die Texte zu den Liedern. Julius Blechinger war lange Jahre Mitglied beim Wiener Künstlerverein. Er galt als Tonkünstler. Außerdem hat er auch Gedichte verfasst, die sich um den schönen Böhmerwald drehen. Von der Künstlerloge in Wien erhielt Blechinger ein Diplom, das ihn als „39. Meister“ bezeichnete.(1)

Nachdem sein Musikstudium beendet war, zog es ihn in den „Wald“ zurück. Da er im Böhmerwald keine Arbeit fand, nahm er das Angebot der Poschinger Glashütte in Buchenau/Bayern, an und arbeitete als Hüttenschreiber, nach anderen Quellen als Hüttenmeister/Betriebsleiter. Hier begann seine Tätigkeit als Reisender für Glas und Resonanzholz und auf diesen Reisen gab er oft auch Zitherkonzerte, so in Bonn und Frankfurt am Main.(2)

Julius Blechinger war hoch intelligent. Er lernte spielend Sprachen, sprach neben Deutsch auch Französisch, Tschechisch, Englisch und Italienisch.
In Buchenau fand er seine künftige Frau Charlotte, die beim Freiherrn von Poschinger auf dem Glashüttengut Buchenau als Gesellschafterin angestellt war. Als sich ihm 1892 die Möglichkeit bot, den Posten eines Kassiers und Buchhalters (Beamter) in der Adolfshütte (Glasfabrik Meyrs Neffe/Kralik) zu übernehmen, schlug er hocherfreut ein. Damals war es üblich, dass jede Glashütte eine eigene Blaskapelle (Werks-Musikkapelle) hatte und Julius Blechinger war natürlich dabei. Ein Foto aus dem Jahr 1900 zeigt ihn mit Dirigentenstab inmitten der Musiker.

Mit knapp dreißig Jahren schrieb Julius Blechinger seine Operette „Der Besenbinder aus dem Böhmerwald“. Diese Operette wird manchmal auch als Singspiel bezeichnet. Das Werk gilt als verschollen. Der begabte Komponist und Dichter schuf zahlreiche Werke für Gesang, Zither und Klavier. Er verfasste Ländler, Märsche, Mazurka und Walzermelodien und schrieb den Text dazu in der damals üblichen Sütterlin-Schrift, auch alte deutsche Schrift genannt.

Viele seiner Werke wurden in Fachzeitschriften abgedruckt. Auswanderer nahmen die Musiknoten nach Amerika mit und daher wurden mehrere Werke in den USA veröffentlicht.

Um 1900 ließ seine Sehkraft nach. Ein Glaukom (grüner Star) führte schließlich 1910 zur völligen Erblindung. Der renommierten Zitherspieler und Pianist konnte nun keine Musiknoten mehr zu Papier bringen.

Da es noch keine Sozialversicherung im heutigen Sinne gab, lebt er in den letzten Jahren in armen Verhältnissen. Etwas Geld verdiente er sich immer noch als Zitherspieler. Nach der Überlieferung klopfte in den letzten Jahren der Hunger oft an seine Türe.

Insgesamt komponierte Julius Blechinger mehr als 350 Musikstücke, die bis auf eines verschollen waren. Hans Schopf ist 1. Vorstand vom Heimatverein d‘ Ohetaler und machte sich im Winter 2016/17 auf die Suche nach weiteren Musikstücken. Bis März 2017 hat er insgesamt 60 Werke entdeckt: in Amerika, Mähren, Wien, Leipzig und Mannheim. Die Erforschung der Musiknoten wird von der Euregio unterstützt.

Erstmals nach 100 Jahren werden die Musikstücke im Waldgeschichtlichen Museum Sankt Oswald am 31. März bei einem Zitherkonzert wieder erklingen. Es folgt ein Klavierkonzert in Vimperk am 5. Main, ein Klavierkonzert in Waldkirchen am 11. Mai und eine Muttertags-Martine am 14 Mai im Schloss Buchenau.

(1) Josef Bradac, 1936
(2) Josef Bradac, 1936

(Titelbild: Julius Blechinger – Foto via: Kulturkreis Freyung)

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