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Donnerstag, Mai 2, 2024

Mit Live-Musik soll es bei der Passion mehr „knistern“

Lesestoff

Kirchenmusiker Klaus Wegerbauer aus Hauzenberg ist neuer künstlerischer Leiter der Spiele in Perlesreut

(von Annette Nigl)

Er hat als 16-Jähriger begonnen in Regensburg Kirchenmusik zu studieren. Seit 20 Jahren ist er hauptberuflicher Kirchenmusiker bei der Pfarrei Hauzenberg. Er leitet mehrere Chöre – vom Kinder- bis zum Erwachsenenchor – und ist Mitglied in verschiedenen Gruppen. Er trifft jederzeit jeden Ton und jede Taste am Klavier. Musik ist sein tägliches Geschäft. Jetzt hat er sich einer neuen Herausforderung gestellt: Klaus Wegerbauer (42) aus Hauzenberg ist der neue künstlerische Leiter der Passionsspiele Perlesreut 2018.

Warum die Passionsspiele Perlesreut? Klaus Wegerbauer muss kurz überlegen, bevor er den passenden Vergleich gefunden hat. Alexander Muthmann, der Vorsitzende des Vereins, hat ihn bei der Kulturpreisverleihung in Büchlberg ganz offen angesprochen. Ober er jemanden kenne, der die künstlerische Leitung der Passionsspiele 2018 übernehmen möchte? Oder ob er es sich selbst vorstellen könnte? „Ehrlich gesagt konnte ich es mir anfangs nicht vorstellen“, erzählt Wegerbauer. Er war zwar schon bei Produktionen wie dem Musical Tabaluga für die Musik zuständig. Aber ob er zu den Passionsspielen passt? Hat er die nötige Zeit dazu? Als er gehört hat, dass die Aufführungen im August stattfinden, also dann, wenn die Kulturwochen Hauzenberg, die er mitverantwortet, vorbei sind, hat er mit seiner Familie gesprochen. Und nach der Zustimmung seiner Frau Astrid fing er an, mit den Passionsspielen auf Tuchfühlung zu gehen. „Das ist wie bei einem modernen Orgelstück. Anfangs ist man skeptisch. Aber je länger man es übt, desto mehr fasziniert es einen.“

Mittlerweile hat Wegerbauer Feuer gefangen. Er brennt für die vielen Ideen, die er schon im Kopf hat. Es sprudelt nur so aus ihm heraus, was er aus den Passionsspielen Perlesreut machen möchte. Alles neu erfinden will er nicht. Darum geht es ihm nicht. Ganz im Gegenteil. Es gefällt ihm oft mehr, ein Stück mit Laien – oder wie er es nennt „Nicht-studierten-Musikern“ – auf die Bühne zu bringen als mit Profis. „Ich freue mich schon sehr darauf, wenn ich die Leute kennen lernen darf, die bei der Passion mitspielen“, erklärt Wegerbauer. Ehrenamtlich Engagierte seien meist mit großem Eifer dabei. „Sie singen bei den Passionsspielen mit, weil sie wirklich Interesse haben.“ Dass sich gerade in Perlesreut an die 200 Mitwirkende zur Verfügung stellen, sei toll. Wegerbauer will ihnen nun weiter zum Erfolg verhelfen. „Es gefällt mir, wenn man verborgene Talente aus den Menschen heraus kitzeln kann.“ Doch nicht nur das. „Ich möchte allen Beteiligten vermitteln, dass es ein Gemeinschaftsprojekt ist. Ich möchte, dass eine Gruppendynamik entsteht. Dass die Perlesreuter zu ihren Passionsspielen einen noch engeren Bezug aufbauen.“

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Klaus Wegerbauer möchte auch, dass es mehr „knistert“ und die Aufführung spannungsgeladener wird. Und das geht seiner Meinung nach in erster Linie über eine Änderung: Die Musik wird 2018 nicht mehr von einem Tonband kommen, sondern live gespielt. „Da befinden wir uns dann gleich in einer ganz anderen Liga“, schwärmt Wegerbauer. Bisher wurde bei den Passionsspielen die Musik im Tonstudio eingespielt und kam bei den Aufführungen dann vom Tonband. „Das hat zur Folge, dass viel Leerlauf entsteht“, erklärt Wegerbauer. Wenn das Lied zum Beispiel schon vorbei ist, die Schauspieler aber noch gar nicht so weit sind und noch ein Stück bis zum Bühnenausgang gehen müssen. „Wenn ich live spiele und merke, dass die Musik noch etwas länger dauern soll, spiele ich einfach noch ein paar Takte weiter.“ So können die Szenen nahtlos ineinander übergehen. „Außerdem kann ich mit Live-Musik die Sänger unterstützen“, sagt Wegerbauer. „Wenn man bei den Proben merkt, dass ein Stück zu schnell oder zu langsam, die Tonart zu hoch oder zu tief ist, kann ich das Lied verändern und individuell auf die Sänger anpassen. Ich kann eingreifen. Das geht bei der Musik vom Tonband nicht.“ Und noch etwas wird sich ändern: „Es werden keine technischen Effekte dazu gemischt. Nur die Musiker, die auch auf der Bühne sitzen, sind zu hören.“ Wie die Musik letztendlich wird, kann Klaus Wegerbauer noch nicht sagen. Er hat derzeit erste Treffen mit Martin Göth, der die Musik geschrieben hat, und mit den Musikern der Band von Markus Boxleitner, der bei den Passionsspielen den Judas spielt.
Weiter fortgeschritten sind hingegen die Planungen für einen zusätzlichen kleinen Chor. Neben den Schauspielern auf der Bühne sollen vier Chorsänger von der Musikertribüne aus die Lieder mitsingen. „Sie sind auch eine Art Absicherung“, sagt Wegerbauer. Denn die Hauptrollen können bei den Passionsspielen nicht doppelt besetzt werden. „Das kann man niemandem zumuten, dass er eine Rolle einstudiert, dann aber wahrscheinlich nie auf die Bühne darf.“ Sollte ein Hauptdarsteller ausfallen, können die Chorsänger einspringen. Klaus Wegerbauer selbst wird am Klavier sitzen – und eventuell auch noch mitsingen. „Da bin ich noch am überlegen.“

Mit den Zielen, die er sich bis jetzt gesteckt hat, ist Wegerbauer zufrieden. Insbesondere damit, dass künftig nur Live-Musik zu hören sein wird. Und gibt es dann auch Nachteile? Klaus Wegerbauer muss schmunzeln. „Ja, bei Livemusik hat man nur eine Chance. Es können Fehler passieren.“ Live ist eben live. Je mehr Mitwirkende beteiligt sind, desto schwieriger wird es. Außerdem kann die Technik streiken. Wenn es regnet, entstehen möglicherweise Nebengeräusche. Oder die Lautsprecher pfeifen. Aber all das ist nicht das Schlimmste für Klaus Wegerbauer. „Fehler können passieren. Aber langweilig darf es nicht werden. Das Schlimmste ist, wenn es langweilig wird.“

Aber auch hier ist ihm nicht bange. Wegerbauer wird von Markus Boxleitner und Edith Peterhansl, die bei den früheren Aufführungen die Regie übernommen haben, unterstützt. „In den Passionsspielen steckt viel Potential drin.“ Der Kirchenmusiker war bei dem ersten Kennenlernen von dem Aufwand, der in der kleinen Marktgemeinde betrieben wird, begeistert. „Jeder steht hinter seiner Aufgabe.“ Als Wegerbauer erklärt hat, dass er noch eine Tribüne für die Musiker braucht, haben die Vereinsmitglieder gleich zugesagt, eben eine zu bauen. „Die Kostüme sind toll, ebenso die Kulisse. Hier steckt viel Zug dahinter.“ Deshalb ist sich der 42-Jährige sicher: „Wir werden ein spannungsgeladenes Passionsspiel auf die Bühne bringen. Jeder soll sich wohl fühlen. Und ich möchte dazu beitragen, dass sich jeder so gut wie möglich auf der Bühne präsentiert.“
Alexander Muthmann, der 1. Vorsitzende des Passionsspielvereins, freut sich, dass er Klaus Wegerbauer für diese Aufgabe gewinnen konnte. „Ich bin mir sicher, dass wir qualitativ einen weiteren Schritt nach vorne gehen können und sich die Idee, aus dem Stück ein Musical zu machen, weiter entwickelt.“


Karten für die Passionsspiele Perlesreut 2018 gibt es auf der Homepage unter www.passionsspiele-perslreut.de, in der Touristinfo Perlesreut (Telefon: 08555 9619 10) sowie bei den Vorverkaufsstellen von okTicket. Wer Interesse hat, bei den Passionsspielen mitzuwirken, kann sich gerne bei Klaus Wegerbauer melden, und zwar über das Kontaktformular auf der Homepage der Passionsspiele.

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