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Sonntag, Mai 5, 2024

Europäische Passionsmusik mit New York Polyphony

Lesestoff

Gibt’s Ende März beim Passauer Konzertwinter. Doch zuvor ein paar Zeilen darüber, wie „Singen vor Sauriern“ geht. Und was dieses Vokalquartett mit dem Bestsellerautor Dan Brown verbindet

(von Tobias Schmidt)

In der Alte Musik-Szene ist das 2006 gegründete US-amerikanische Vokalquartett „New York Polyphony“ eine feste Größe. Zehn CDs mit Musik von Palestrinas „Missa Papae Marcelli“ über englische Vokalpolyphonie der Tudorzeit bis hin zu weniger bekannten Weihnachtsstücken flämisch-niederländischer Provenienz veröffentlichte das weltweit auftretende Ensemble, eine davon erhielt sogar eine Grammy-Nominierung. Doch weil Geoffrey Williams (Countertenor), Steven Caldicott Wilson (Tenor), Christopher Dylan Herbert (Bariton) und Craig Phillips (Bass) mit den Jahren auch für zeitgenössische Komponisten interessant wurden, bewirken diese vier Sänger mittlerweile noch ganz andere Sachen.

So inspirierten sie zum Beispiel mit einem ungewöhnlichen Konzert einen weltweiten Bestsellerroman. Das begab sich so: Im März 2013 sangen die vier eine weithin „stile antico“ komponierte Messe des mit dem Quartett befreundete Komponisten Gregory Brown. Allerdings mit ungewöhnlichem Text – der bestand aus Werkzitaten des englischen Naturforschers und Begründers der Evolutionstheorie Charles Darwin. Dessen Urenkelin moderierte seinerzeit die vor den Saurierskeletten im Berliner Museum für Naturkunde stattfindende einigermaßen ungewöhnliche Uraufführung. Erhebende Musik, und irgendwie zugleich eine augenzwinkernde künstlerische Reaktion auf den Protest bibelfester Kreationisten gegen die Evolutionstheorie im US-amerikanischen Schulunterricht. Der Bruder des Komponisten hörte den Konzertmitschnitt. Und weil das niemand anders ist als der weltweit beachtete Erfolgsautor Dan Brown („Inferno“, „Der Da Vinci Code“), setzte er sich sogleich an einen Thriller rund um die große Frage, zu welchem Zweck sich in Natur Leben entwickelt. Nachzulesen ist das auf rund 600 Seiten von Browns „Origin“ – im Herbst 2017 ziemlich zeitgleich (na, so ein Zufall) erschienen mit der CD-Aufnahme der „Missa Charles Darwin“, dem ersten, nur zeitgenössischer Musik gewidmeten Tonträger von New York Polyphony.

Doch genug der Anekdoten, Vorfreude ist angesagt. Denn am Samstag, 23. März wird das Vokalquartett im Rahmen des Passauer Konzertwinters der Gesellschaft der Musikfreunde Passau sein Programm „Passion“ präsentieren. Dann erklingen geistliche A cappella-Werke zur vorösterlichen Fastenzeit von franko-flämischen, spanischen, baltischen und amerikanischen Komponisten. Darunter die „Lamentations“ von Francisco de Peñalosa (ca. 1470–1528), „Crux triumphans“ von Loyset Compere (ca. 1445–1518) und die für New York Polyphony geschriebene Auftragskomposition „Salme 55“. Klassikfreunden ist der deutsche Text dieser Psalmvertonung ja aus Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium „Elias“ bekannt. In etwas sperriger Lutherübersetzung heißt es da „Wirf dein Anliegen auf den HERRN; der wird dich versorgen und wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen“ – hätte es ein schlichtes „Sorge“ auch getan? Welche Worte wohl der in Oslo lebende, englische Komponist Andrew Smith (* 1970) in „Salme 55“ wählen wird?

Bei dem um 20 Uhr in der Passauer Pfarrkirche St. Anton beginnenden Konzert mit New York Polyphony wird das zu hören sein. Tickets kosten 23,- Euro/ermäßigt 18,- Euro sowie 10,- Euro für Schüler, Auszubildende und Studierende.

Reservierungen möglich unter Tel. 0160 8437159, alternativ auch per E-Mail an: karten@musikfreunde-passau.de. Außerdem sind Tickets bei Bücher Pustet erhältlich.  

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