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Freitag, April 26, 2024

„Lebm in da Maierei“

Lesestoff

Ein Projekt der Gemeinde Thurmansbang zur Belebung der Ortsmitte

Mitten im Ortskern des Ortes Thurmansbang steht das Gasthaus zur Linde seit gut zwei Jahren leer. Ein Verfall des Gebäudes und ein dadurch irgendwann erforderlicher Abriss ist nicht nur mit erheblichen Kosten für die Gemeinde verbunden, sondern es würde ein richtiges „Loch“ im Ortsmittelpunkt entstehen.

Ein Neubau ist bei den heutigen Auflagen hinsichtlich Abstandsflächen und Brandschutz fast nicht zu realisieren. Also was wäre die Alternative?

Thurmansbang ist mit 29 anderen Gemeinden im Projekt „Marktplatz der Generationen“. Hier geht es darum, tragfähige Konzepte für die Sicherung der medizinischen, pflegerischen, wohnlichen und sozialen Infrastruktur zu entwickeln. Die gewandelten demographischen Strukturen in ländlichen Gemeinden mit einem zunehmend größeren Anteil älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger erfordert entsprechende Maßnahmen.
Somit bietet sich die Verwendung des Leerstandes in diesem Sinne an. Ziel der Gemeinde ist es nun laut Bürgermeister Martin Behringer, das leerstehende Gebäude zu erwerben und in ein „Cohousing“-Projekt umzuwidmen. Kurz gesagt, es soll ein Gebäude mit verschiedenen Nutzungen werden. In zwei Workshops mit vielen Teilnehmern aus der Gemeinde, Besuch einer Einrichtung in Berngau in der Oberpfalz und Gesprächen mit caritativen Einrichtungen, dem Planungsbüro und der Regierung von Niederbayern wurde ein erstes Konzept entwickelt.

Eine überwiegend öffentliche Nutzung im Erdgeschoss. Vorgesehen wäre ein Gemeinschaftsraum (ehemaliger Gastraum), Räume für die Frühförderung von Kindern (derzeit nur in Grafenau möglich), Tagesbetreuung für Senioren sowie ein „Bürger-Cafe“.
„Nachdem der Ort kein Cafe mehr hat, hätte man dort die Chance, einen Kaffee zu trinken und dabei Bekannte und Freunde zu einem Gespräch zu treffen, oder Mütter könnten dort auf ihr Kind warten, wenn es bei der Frühförderung ist“, meint Bürgermeister Behringer im Gespräch.
In den zwei Obergeschossen sollen „Mehrgenerations-Wohnungen“ entstehen. Ob Senioren, eine Mutter mit Kind oder eine andere Konstellation, es soll eine Mischung entstehen, wo man sich vielleicht sogar gegenseitig im Alltag unterstützen kann. „Seniorin passt auf ein Kind auf, wenn die Mutter zum Arzt muss. „Möglichkeiten gäbe es viele“, meinte der Bürgermeister. „Einige Interessenten haben bereits nachgefragt.“

Ortsmittelpunkt in Thurmansbang (Foto: MuW/r.demont)

Behindertenparkplätze könnten im Innenhof eingerichtet werden. Für andere Bewohner gibt es heute schon einen Parkplatz, der knapp 100 Meter vom Gebäude entfernt ist. Natürlich gibt es das Ganze nicht zum Nulltarif. Die bisherige Projektschätzung geht von drei Millionen Euro aus. Das ist eine Summe, die die Gemeinde nicht selbst schultern kann. Hier sind Förderungen erforderlich, um das Ganze finanzieren zu können. Derzeit stehen Förderungsmöglichkeiten von 60-90% der genannten Summe im Raum. Nur dann kann die Gemeinde ein solches Projekt stemmen. Die entsprechenden Förderanträge wurden zwischenzeitlich bereits gestellt, war zu erfahren. Erst wenn der Förderbescheid vorliegt, kann mit der konkreten Planung und Umsetzung begonnen werden.

Wie immer, gibt es auch bei einem solchen Projekt kritische Stimmen. Die gab es bei dem etwas anders ausgelegten und ebenfalls nicht billigen Projekt Bauhütte in Perlesreut auch. Es wurde ein großer Erfolg für den Ort und wird sehr gut genutzt. Der alte Pfarrhof in Thurmansbang ist aus baulichen Gründen keine Alternative. Für ein Seniorenwohnheim ist das Einzugsgebiet des Ortes zu klein. In den letzten zwanzig Jahren entstanden in vielen Orten des Landkreises solche Einrichtungen. Aber immer war vorher die Frage, ob der Bedarf groß genug sei. Außerdem geht es ja hier nicht ausschließlich um Senioren, sondern um das Miteinander der Generationen. Deshalb kann man das Projekt auch ruhig als Mehrgenerationenhaus bezeichnen. Es trägt auf jeden Fall zur Belebung der Ortsmitte bei.

Wie viele Leerstände gibt es bereits in anderen Orten des Landkreises? Viel zu viel muss man da glatt sagen. Nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch ein lebendiger Ort mit Schule, Gasthäusern, Einkaufmöglichkeiten und Ärzte trägt dazu bei, das junge Leute weniger abwandern und sich neue Familien im Ort ansiedeln. Eins ist genauso klar. Ein solches Projekt muss von der Bevölkerung angenommen werden, damit es lebt. Ehrenamtliches Engagement ist in diesem Zusammenhang ebenfalls wichtig. Dass dies möglich ist, zeigt ja das bereits erwähnte Projekt Bauhütte in Perlesreut. Ohne die Bevölkerung und manchen ehrenamtlichen Einsatz wäre dieses Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
Thurmansbang kann zeigen, dass es ihr Projekt auch schafft. Credo: Die Gemeinde sind wir.

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