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Freitag, April 26, 2024

FreYfahrt nimmt weiter an Fahrt auf

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Fahrgastzahlen steigen kontinuierlich an

Freyung. Seit zweieinhalb Jahren läuft das Projekt FreYfahrt, das von der Firma „door2door“ für die Stadt Freyung entwickelt wurde. Es sollte den öffentlichen Nahverkehr revolutionieren, indem der Gast eine Fahrgelegenheit bestellt und damit flexibel, fast von der eigenen Haustüre weg, von A nach B gelangen kann – unabhängig von jedem Busfahrplan.

Freyung ist dabei Vorreiter und hatte bundesweit das erste und bislang einzige ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum, das auf Abruf bestellt werden kann. Dennoch lief es zu Beginn eher langsam an, nach einem Jahr Betrieb (im Sommer 2019) musste die Stadt die geplanten Einnahmen durch den Ticketverkauf nach unten korrigieren.

Mittlerweile aber, nochmal ein Jahr später, sieht die Situation anders aus: „Es läuft sehr gut, immer mehr Bürger nutzen die FreYfahrt, wir verzeichneten heuer fast jeden Monat einen Spitzenwert. Im August 2020 waren es im Vergleich zum Vorjahr über 50 Prozent mehr“, sagt einer, der es wissen muss. Busunternehmer Stefan Prager betreibt für die Stadt die
FreYfahrt und ist damit nah an den Fahrgästen dran.

Wer es einmal ausprobiert, bleibt dabei

„Immer mehr Einheimische entdecken das Angebot für sich. Wir haben eine hohe Zahl an Stammgästen, weil diejenigen, die die FreYfahrt einmal ausprobiert haben, auch Kunden bleiben.“ Die anfänglich schlechteren Zahlen gingen vor allem auf die zu „sportliche“ Schätzung der Firma door2door zurück. „Sie sind davon ausgegangen, dass sich viele ‚Pooling-Fahrten‘ ergeben, also dass die Leute ohnehin die gleichen Richtungen und Ziele haben und sich bei einer Fahrt zahlreiche Gäste beteiligen.“ Im ländlichen Raum aber seien die Bedürfnisse andere. „Jeder hat seine Richtung und will von A nach B.“ Außerdem, so Prager, brauche ein neues Angebot einfach seine Zeit bis es sich etabliert. „Erst muss der Nachbar einmal sagen, dass das eine gute Sache ist, dann probiert man es auch aus.“

Dass man wenige Monate nach dem Start auch die Möglichkeit zur telefonischen Buchung ergänzt hat, war eine gute Entscheidung. „Es gibt einfach viele, vor allem Ältere, die mit dem Handy wenig anfangen können und lieber eine Nummer anrufen.“ Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich, der die Einführung der FreYfahrt gemeinsam mit dem Berliner Startup door2door
initiiert hatte, berichtet von Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet. „Es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht ein oder mehrere Regionen anrufen und sich über unsere Erfahrungen erkundigen. Auch mehrere wissenschaftliche Untersuchungen haben unsere FreYfahrt, natürlich neben ähnlichen Angeboten in anderen Regionen, analysiert“, berichtet Heinrich.

Telefonbuchung und Erweiterung nach Ringelai positiv

Genauso positiv habe sich die Erweiterung bis nach Ringelai ausgewirkt. „Heuer nutzten viele Touristen die FreYfahrt, vor allem auch um nach einer Wanderung durch die Buchberger Leite wieder zurück nach Freyung zu kommen“, so Prager, den es besonders freut, dass die Touristen das Angebot enorm lobten. „Viele waren total begeistert, was wir hier in Freyung alles haben.“

Ein guter Beweis für die Beliebtheit sei auch die Zeit des ersten Lockdowns gewesen, als die FreYfahrt nicht fahren konnte. „Es verging keine Woche ohne mehrerer Anrufe, wann wir denn endlich wieder fahren.“ Die Menschen nutzen die Möglichkeit für Arztbesuche und Einkäufe, weil es so viele Haltepunkte gibt, sind es immer nur ein paar Meter zu Fuß. „Es fahren mit uns aber nicht diejenigen, die sich sonst ein Taxi nehmen würden, sondern die Menschen, die sonst halt warten würden bis die Kinder oder Nachbar sie in die Stadt fahren“, ist der Busunternehmer überzeugt.

Deshalb geht er auch davon aus, dass die Zahlen auch langfristig steigen werden. „Die Gesellschaft wird älter, aber die Menschen wollen unabhängig und flexibel bleiben. Hier ist die FreYfahrt ideal.“

Die Stadt Freyung werde weiterhin engagiert für die Nutzung der FreYfahrt werben. „Ich halte es für wahrscheinlich, dass in zehn Jahren im ländlichen Raum nur noch die großen, stark nachgefragten Linien von Bussen nach einem festen Fahrplan bedient werden. Da es wenig Sinn macht, wenn die Busse halbleer oder sogar ohne Fahrgäste unterwegs sind, werden sich Angebote wie die FreYfahrt weiterverbreiten“, ist Bürgermeister Heinrich
überzeugt. „Ein ÖPNV-Angebot, das dann fährt, wenn der Kunde es wünscht, ohne festen Fahrplan und ohne starre Route, das ist für mich die Zukunft.“

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