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Samstag, Mai 4, 2024

Zwiesprache mit der Natur

Lesestoff

Neuer Lyrikband von Friedrich Hirschl – Lesung aus „Ein Rest von Blau“ am 13. Oktober 2022

(von Tobias Schmidt)

Passau. Mit „Ein Rest von Blau“ erschien in der vergangenen Woche der neunte Gedichtband von Friedrich Hirschl. Nach „Stilles Theater“ von 2017 ist es die zweite Veröffentlichung des Passauer Schriftstellers bei der Viechtacher edition lichtung. Pointierte, meist nur wenige Zeilen umfassende, metaphernreiche Naturlyrik, das ist und bleibt Hirschls Metier – und doch schwingt hier diesmal ein neuer Ton mit.

Der Spaziergänger und Beobachter schreibt diesmal verstärkt in der Ich-Form, setzt sich mit dem Geschehenen ganz offen in Beziehung. Oft geht der Blick dabei gen Himmel, wo das titelgebundene „Blau“ seinen Ursprung hat. Aber eben auch Wind- und Wetterphänomene, die den Autor bisweilen grübeln lassen. Wie viel von alledem spürt wohl der entgegenkommende Passant mit den „verkabelten Ohren“ von alledem noch? Und wie viel von all diesem Wind und Wetter ist eigentlich wenig auf die Folgen bedachten Eingriffe des Menschen zurückzuführen?

Hirschls lyrisches Ich fragt diesmal stärker Bäume, Vögel und andere Mitgeschöpfe, hält Zwiesprache mit der Natur. Irgendwo zwischen all dem Sprießen, dem Zwitschern, dem Brausen, dem Regenprasseln oder dem Krachen beim Treten auf sonnenverbranntes Laub wird eine Antwort zu vernehmen sein. Dieses ethische Moment kommt bei Friedrich Hirschl ganz ohne erhobenen Zeigefinger daher. Was uns Menschen an Naturphänomenen und Naturbewusstsein womöglich verloren gehen könnte, ist hier in schlichten, aus einer freundlichen Beobachtungshaltung erwachsenen Verse geronnen.

Noch so eine Botschaft an unsere aufmerksamkeitsgierige Epoche. In „Ein Rest von Blau“ findet Hirschl außerdem Szenen und Sprachbilder, in denen Tag für Tag „Zeit abgetragen wird“ (so etwa in den ausgesprochen gelungenen Gedichten übers Bahnreisen), doch sind diesmal mehr Gedichte enthalten, die wie ein dokumentarisches Foto funktionieren. Dann fängt der Autor einen Moment unmittelbar vor einem Geschehen sprachlich ein. Das erzeugt in wenigen Zeilen ein Spannungsmoment – und wird, anders geht das gar nicht bei diesem Autor, am Ende mit einem Lächeln aufgelöst. Kein Gram, kein Grant, allenfalls eine gelegentliche Sorgenfalte pro Kapitel und schon gar keine Ironie. Denn Hirschls Natur-und-Menschen-Metaphorik steht ganz für sich, sie bedarf keines Anspielungsreichtums oder doppelten Bodens. Das macht auch diese Gedichte wieder zu einem zeitlosen Lesevergnügen.

„Ein Rest von Blau“ von Friedrich Hirschl erschien am 22. September in der Viechtachter edition lichtung und ist im Buchhandel erhältlich. Die Buchpremiere findet am 12. Oktober in der Stadtbücherei Regensburg statt. Am 13. Oktober liest Hirschl um 19.30 Uhr bei Bücher Pustet in Passau (Nibelungenplatz 1); Karten zu 12 Euro (ermäßigt 9 Euro) sind unter Telefon 0851 5608913 sowie passau@pustet.de reservierbar.

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