Wir haben umgestellt auf digital
Liebe Leserinnen und Leser,
Ich hoffe, Sie bleiben uns auch in Zeiten wie diesen – in denen wir nicht in gedruckter Form erscheinen – weiterhin treu. Für uns alle ist es wohl eine enorme Umstellung, und auch jene, die sich bislang der digitalen Welt weitgehend widersetzt haben, verfolgen nun Online-Ticker und aktuelle Meldungen über die Corona-Lage im Internet. Obwohl ich selbst eine Verfechterin des bedruckten Papiers bin, beuge ich mich dieser besonderen Lage und informiere mich online. Weil aber Corona im Begriff ist, unser Leben zu verdüstern und die Zukunftsaussichten besch…eiden aussehen zu lassen, ist es an der Zeit, dass wir uns gegenseitig mit einigen verrückt-seltsamen Sätzen aus dem Isolations-Wahnsinn ein wenig aufheitern. Das gegenseitige Verstehen wird durch die Tatsache, dass wir alle in einem Boot sitzen, umso leichter.
Gestern zum Beispiel wollte ich mich der Flut der Negativ-Nachrichten mit ein paar Meditationsklängen entziehen. Doch der Teekocher, die Spülmaschine und der Rest der Familie schienen etwas dagegen zu haben, mich in Trance verfallen zu sehen. Sie alle verschworen sich zu einer Challenge, die darauf ausgerichtet war, jegliche Art der Entspannung und Realitäts-Entrückung zunichte zu machen. Weil Meditationsmusik ja bekanntlich von der Natur der Sache her ziemlich ruhig und leise ist, kam diese nicht gegen die laut werkelnden Haushaltsgeräte und die Diskussionen der Familie an. Der Teekocher brodelte, die Spülmaschine gurgelte – wohlweislich in einer Lautstärke, die dem Gegenteil von Ruhe ziemlich nahe kommt. Auf mein etwas genervtes Gezetere reagierend, unterbreitete mir der junge Teil meiner Familie, doch In-Ear-Kopfhörer zu benutzen. Sie priesen diese Geräte in den höchsten Tönen und ja, ich hatte schon meine Erfahrungen damit gemacht. Nämlich dann, wenn man die Kinder einmal dringend gebraucht hätte und vergeblich durchs Treppenhaus gebrüllt hat. Diese Im-Ohr-Dinger dienten in steter Regelmäßigkeit als Entschuldigung dafür, dass man auch die lautesten Rufe überhört hatte – ansonsten natürlich gerne den Müll runter- oder die Einkäufe raufgetragen hätte. Leider, leider sei das ja nun bereits geschehen. Umso skeptischer und mit den größten Vorurteilen stand ich also diesen kleinen Ohrstöpseln gegenüber. Weil ich jedoch nicht als altmodisch und unflexibel dastehen wollte, wagte ich den Test. Und … was soll ich sagen? Es war still. Absolut still. Sogar beängstigend still. Man hörte absolut nichts mehr. Sogar der eigene Herzschlag schien zu verstummen. Und dann erklang die beruhigende Meditationsmusik in einer Intensität, wie man sie mit diversen Nebengeräuschen wohl nicht wahrnehmen würde. Ehrlich gesagt ist es nur meiner mir eigenen Hibbeligkeit geschuldet, dass ich mich dennoch nicht entspannte. Auch wenn ich meine Kids damit enttäuschte, deklarierte ich die In-Ears nicht als Entspannungsmittel meiner Wahl. Da finde ich ein gutes Buch dann doch effektiver. Und immerhin habe ich dann die Geräusche der Spülmaschine und des Teekochers im Blick – oder besser gesagt im Ohr – und weiß, wann diese ihre Arbeit mit Beendigung des Programms wieder an mich übergeben. Mag sein, dass ich ein Kontrollfreak bin. Das ist vielleicht nicht unbedingt gut, aber immer noch besser, als sich die Ohren zu verstopfen und so zu tun, als würde dann auch die Realität draußen bleiben. Da fehlte ja nur noch, den Kopf in den Sand zu stecken. Das wäre derzeit wirklich fatal. In diesem Sinne, lesen Sie uns weiterhin online und lassen Sie sich ein wenig davon aufmuntern, dass zwar jeder die Isolation etwas anders erlebt, es aber im Grunde genommen für uns alle die gleiche Situation ist, die es zu meistern gilt. Da ist ein nicht ganz ernst gemeintes Augenzwinkern wohl auch einmal erlaubt.
Und denken Sie dran, auf Abstand zu gehen und g’sund zu bleiben!
Eure Doris Blöchl
