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Samstag, Mai 4, 2024

Schatzsuche Inklusion – Schatzsucher gesucht

Lesestoff

Aktion zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai 2022

Passau. Stefan hilft im Rahmen der Nachbarschaftshilfe einer alten Dame regelmäßig im Garten. Carlos hilft im Tierheim. Jacinto putzt regelmäßig die Löschfahrzeuge bei der Feuerwehr. Andrea besucht Menschen im Altenheim, um gemeinsam zu spielen. Ana sammelt Lebensmittel für die Tafel. Daniela hilft bei der Mitgliederverwaltung ihres Vereins. Was alle diese Freiwilligen verbindet, ist die Tatsache, dass sie eine Behinderung oder psychische Erkrankungen haben, aber ihr ehrenamtliches Engagement als sinnvoll und erfüllend empfinden. „Ich fühle mich wichtig, weil ich helfen kann!“ erklärt Ana, was sie motiviert, sich zu engagieren.

Doch noch viel zu wenige Menschen mit Beeinträchtigungen haben diese Möglichkeit der Teilhabe für sich entdeckt und noch viel zu wenige Vereine und Organisationen bieten ehrenamtliche Einsatzstellen an.

Das neue bayernweite Projekt „Inklusion durch Engagement – Menschen mit Behinderung für ein Engagement gewinnen“ will hier Abhilfe schaffen. Es hat es sich zum Ziel gemacht, Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ins Ehrenamt zu bringen. 11 Standorte setzen dies gezielt um. In Stadt und Landkreis Passau hat der Verein „Gemeinsam leben & lernen in Europa“ (GLL) das Projekt „Improve“ gestartet. Durch Trainings, Coaching und Beratung für Menschen mit Beeinträchtigungen, für Vereine, die Freiwillige suchen, als auch für Fachkräfte der Behindertenarbeit möchten sie dazu beitragen, dass sich Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen ehrenamtlich engagieren können.

Bayernweit organisieren die Standorte Aktionen am 5. Mai 2022, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, der sein 30. Jubiläum feiert. In Passau organisieren die Verantwortlichen von GLL eine „Schatzsuche Inklusion“: Freiwillige mit und ohne Beeinträchtigungen machen sich auf die Suche, wo Barrieren in der Stadt aus dem Weg geräumt wurden und werden. Durch diese Veränderungen sollen auch Menschen, die nicht sehen, hören können oder auf dem Rollstuhl oder Gehhilfen angewiesen sind oder sonstige körperliche oder psychische Probleme haben, sich willkommen fühlen und am Leben in Passau teilnehmen können. „Wir sind noch auf der Suche nach Freiwilligen, die eine Beeinträchtigung haben und sich mit uns als „Schatzsucher“ auf die Suche machen“, erklärt Perdita Wingerter, Geschäftsführerin des Vereins, die das Projekt in Passau ins Leben gerufen hat. Die Freiwilligen sollen zusammen mit einem anderen Freiwilligen an dem Tag öffentliche Stellen, Restaurants und Cafés, Geschäfte, Beratungsstellen etc. besuchen und herausfinden, was alles schon gemacht wird, damit Leute mit Rollstuhl oder Rollator kommen können, Informationen in einfacher Sprache oder in Brailleschrift vermittelt werden oder wie souverän mit besonderen Herausforderungen umgegangen wird. Und die Freiwilligen ohne Behinderungen sollen praktisch mitbekommen, welche Hürden man überwinden muss und kann, wenn man eine Beeinträchtigung hat. Hier ist also die Expertise der Menschen mit Behinderungen gefragt. „Sie sollen ihren Begleiter*innen die Stadt aus ihrer Sicht zu zeigen, damit diese ein Bewusstsein dafür bekommen, wie es ist, mit einer Beeinträchtigung in Passau zu leben“, stellt Sofie Hofmann, Projektmitarbeiterin, klar.

(Quelle: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.)

Gesucht werden aber auch Geschäfte, Beratungsstellen, Restaurants, Cafés, Institutionen, die die „Schatzsucher“ an dem Tag besuchen können. Sie sollen erzählen, was sie bisher gemacht haben, Barrieren aus dem Weg zu räumen oder welche Lösungen sich spontan entwickeln.

In Passau hat sich in den letzten 20 Jahren schon sehr viel verändert und es wurden viele Maßnahmen unternommen, damit die Stadt inklusiver wird. Aber natürlich ist Passau auch eine historische Stadt, wo nicht immer alles per se barrierefrei ist. Da braucht es kreative und einfache Lösungen, wie man trotzdem es ermöglicht, dass Menschen mit Beeinträchtigungen reinkommen und teilhaben können. „Und diese Lösungen wollen wir sammeln, damit wir sie Organisationen und Vereinen mitteilen können, wenn sie inklusiver sein wollen.“ Dass es manchmal nicht ganz so einfach ist, merkt auch der Verein selbst. „Unser Gemeinschaftsraum in der Innstadt ist leider nicht barrierefrei. Es gibt 8 Stufen zum Eingang, zur Toilette muss man noch mal Stufen überwinden.“ Aber das hindert nicht an der Teilhabe: Die Vermieterin hat einen Handlauf auf der Treppe installieren lassen, Freiwillige helfen zur Not und tragen auch mal jemanden mit Rollstuhl rein. Es gibt eine barrierefreie Toilette der Stadt in der Nähe. „Wenn man will, lassen sich Lösungen finden, wie man Barrieren überwinden kann, damit jeder teilhaben kann.“ Und das ist das Ziel für den 5. Mai 2022: entdecken wie Barrieren überwunden werden können, damit unsere Stadt noch inklusiver wird – mit der Hilfe von Menschen mit Beeinträchtigungen.

Wer bei der Aktion mitmachen möchte oder noch weitere Fragen hat, meldet sich einfach bei Sofie Hofmann, Nour Aloufan oder Perdita Wingerter vom Verein „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ unter 0851 2132738 oder unter improve@gemeinsam-in-europa.de.

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