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Samstag, Mai 4, 2024

Ostbayerns Handwerk warnt: Wirtschaftsboom ist kein Selbstläufer

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Die Handwerksunternehmen in Niederbayern und der Oberpfalz trotzten bislang der schwächelnden Konjunktur. Das könnte sich 2020 ändern, wenn die Politik wichtige Zukunftsaufgaben weiter liegen lässt.

Regensburg (obx) – Ostbayerns Handwerk war auch 2019 verlässlicher Job- und Wirtschaftsmotor für die Region und Stabilitätsanker für Bayern: Rund 30 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten die rund 38.000 Betriebe, sie beschäftigen aktuell rund 215.000 Mitarbeiter und eröffnen rund 15.000 Menschen mit einer Ausbildung den Weg in eine berufliche Zukunft. Die schwächelnde Konjunktur war für die meist kleinen und mittelständischen Bettriebe kein Thema: „Das Handwerk hat über das ganze Jahr 2019 gesehen seine volle Wirtschaftskraft gezeigt, während Teilen der Industrie langsam die Luft ausgegangen ist“, sagt Ostbayerns Handwerkspräsident Georg Haber. Er warnt aber auch: „Garantiert ist das nicht.“ Er fordert die Politik zum Handeln auf.

Beinahe jeder fünfte Job in Ostbayern hängt am Handwerk. Das ist deutlich mehr als im bayerischen oder im bundesweiten Schnitt, wo der Anteil der Beschäftigten in diesem Segment nur bei zwölf bis 13 Prozent liegt. „Vor allem die Baubranche hat aber den wirtschaftlichen Erfolgskurs des Handwerks aufrecht gehalten. Hier sind die Konjunkturdaten unverändert gut gewesen und auch die zukünftigen Erwartungen der Betriebe fallen positiv aus“, sagt der Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz.

Haber sieht vor allem die regionale Verwurzelung als große Stärke: „Während Industriebetriebe von politischen Verwerfungen, wie dem Brexit, Handelskriegen und Wirtschaftsrestriktionen, schwer getroffen werden, legt das Handwerk seinen Wirtschaftsschwerpunkt auf die einzelnen Regionen. Darin liegen seine Stärke und Stabilität verankert“, sagt er.

Entscheidend ist nach Meinung des ostbayerischen Handwerkspräsidenten auch die besondere Unternehmenskultur: Eigentum und Unternehmensleitung liegen in einer Hand. „Entscheidungen können kurzfristig gefällt werden. Das macht die Betriebe agil, flexibel und widerstandsfähig.“ 

Das Handwerk stehe damit auf einem stabilen Fundament. Zudem profitiert es aktuell noch von einer stabilen Binnenkonjunktur. „Kauflaune und Investitionsfreude der Bevölkerung in Ostbayern sind groß, doch garantiert ist das nicht“, betont Haber. Er fordert wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für das Handwerk: „Wir warten auf Unterstützung seitens der Politik“, macht Haber deutlich. Die „Baustellen“ sind nach seinen Worten zahlreich: „Es fehlen leistungsfähige Verkehrs- und Breitbandinfrastrukturen, eine wettbewerbsfähige Steuerpolitik und eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Sozialpolitik“, betont er. „Stattdessen brauchen wir eine Politik, die den Betrieben und Unternehmen Luft zum wirtschaftlichen Agieren lässt, und weniger bürokratische Belastungen.“  

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