6.8 C
Hutthurm
Freitag, April 19, 2024

„Mögliche Impfpflicht zieht Rattenschwanz hinter sich“

Lesestoff

MdL Taubeneder tauscht sich mit AWO-Seniorenzentrumsleiter Buchberger zu Folgen einer Impflicht in der Pflege aus

Landkreis Passau / Ortenburg. „Wir haben eine Fachkraftquote von 50 Prozent zu erfüllen und waren immer weit darüber. Wenn die Impfpflicht kommt, dann fallen uns allerdings wertvolle Mitarbeiter weg und uns fehlt die Alternative“, beklagt Ulrich Buchberger, Leiter des AWO-Seniorenzentrums in Ortenburg. Wenn er die Fachkraftquote nicht mehr erfüllen könnte, würde der Aufnahmestopp für sein Haus folgen und damit ein riesen Rattenschwanz an Konsequenzen für die gesamte Einrichtung – das Team und die Bewohner.

Ihm bereite eine mögliche Impfpflicht für das Pflegepersonal größte Sorgen: „Ich habe ein Problem damit, langjährigen Mitarbeitern, die teils 25 Jahre bei uns im Haus sind – die wir fortgebildet haben – zu sagen dass sie gekündigt werden, wenn sie sich nicht impfen lassen“, so Buchberger weiter, der grundsätzlich nicht gegen eine Impfpflicht ist, jedoch eine Impfpflicht für Einzelfälle ablehnt. Die Alternativlosigkeit nach dem Motto „friss oder stirb“ empfinde er als höchst unfair. „Das ist wirklich schlimm“, bedauert auch Pflegedienstleiterin Sabine Dionys die derzeitigen Entwicklungen. „Wir hatten Corona hier im Haus. Da waren alle gut genug, um unter heftigsten Bedingungen zu arbeiten – teils vermummt, mit vielen Überstunden – und haben sich für ihren Nächsten eingesetzt – und jetzt sollen wir sie kündigen, wenn sie nicht einer Impfpflicht nachkommen?“

Aus Sicht der Heimleitung könne man sich eine Impfpflicht für die Pflege schlicht nicht leisten, schließlich werde der Pflegenotstand sowieso immer heftiger. „Wenn man um die Sorgen der Pflege weiß, dann ist man doch eigentlich für jede helfende Hand dankbar“, merkt auch Dionys weiter an. Wenn man an den Punkt komme, an dem Stationen geschlossen werden müssen, werde das „nicht-geimpft-sein“ das kleinere Problem.

Dabei ginge es nicht ausschließlich um die Mitarbeiter im Haus, sondern auch um die Bewohner. „Sei es die Physiotherapeuten, die Krankengymnasten, die Podologen, überhaupt die Zusammenarbeit mit sämtlichen Ärzten – da kommt die komplette Versorgungslage in Schieflage.“

Dankend für die offenen Worte, nimmt MdL Taubeneder die Bedenken der Heimleitung auf und wird diese zeitnah an Gesundheitsminister Klaus Holetschek weiterreichen.

- Werbung-

More articles

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Anzeige -

Letzte Beiträge