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Donnerstag, Mai 2, 2024

„Kein Durchkommen“ zu Zeiten des „Eisernen Vorhangs“

Lesestoff

30 Jahre nach der Grenzöffnung soll eine Ausstellung zeigen, wie es wirklich war

Buchwald. In Buchwald an der deutsch-tschechischen Grenze steht quasi als Mahnmal ein kleiner Rest des „Eisernen Vorhangs“, der für Jahrzehnte die jahrhundertealte Verbindung zwischen Bayern und Tschechien trennte.

30 Jahre nach dem Fall des Vorhangs – Die Entwicklung wie es dazu kam, die Situation in den 1960er und 70er Jahren und das Ende der Trennung im Jahre 1989; all dies soll eine gemeinsame tschechische/deutsche Wanderausstellung dokumentieren. Es geht in der Hauptsache darum zu zeigen, wie es wirklich war. Die jüngere Generation in beiden Ländern hat diese Zeit nicht mehr erlebt. Um dieses Projekt umzusetzen, haben sich als Projektträger der Verein „Denkmal Hartmanice“, das Böhmerwaldmuseum in Susice und das Landratsamt Freyung-Grafenau zusammengetan. Schirmherr der Ausstellung ist der Bezirkshauptmann des Pilsener Landkreises. Der passende Ort für die Projektvorstellung war natürlich Buchwald, wo, wie bereits erwähnt, ein kleiner Rest des Eisernen Vorhangs steht. Hier konnte Karl Matschiner mit seinem Kollegen Thomas Rodler vom Landratsamt Freyung-Grafenau, Ing. Michal Klima, Vorsitzender des Vereins „Denkmal Hartmanice“, Mgr. Zdenka Reznickova vom Böhmerwaldmuseum Susice, Kuratorin der Ausstellung Zuzana Jonova sowie die Dolmetscherin Selma Keck und den stellvertretenden Landrat Franz Brunner begrüßen.

Ende des Jahres soll die Wanderausstellung fertig sein, wie Kuratorin Zuzana Jonova anlässlich der Vorstellung berichtete. Im Winter ist sie dann im Böhmerwaldmuseum Susice zu sehen, bevor sie 2021 für einige Monate im Landkreis Freyung-Grafenau ihren Platz haben wird. Die Gesamtlaufzeit der Ausstellung ist auf zwei Jahre ausgelegt, aber si ekann bei ausreichendem Interesse auch länger laufen. Eine frühere Ausstellung mit dem Thema „Schmuggel“ brachte es auf fünf Jahre Laufzeit.

Grenzübergang bei Buchwald (Foto: MuW/r.demont)

Neben den Schulen wird die Ausstellung natürlich auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich sein. Ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellung werden persönliche Zeugnisse von Menschen von beiden Seiten der Grenze sein. Dazu kommen Archivtexte, Fotodokumentationen sowie ein kurzer Dokumentarfilm mit historischen und gegenwärtigen Filmaufnahmen. Als Begleitmaterial wird es einen Flyer und eine Broschüre geben. Ein Rahmenprogramm fehlt ebenfalls nicht. Diskussionsseminare, Lesungen historischer Aufzeichnungen und Vorführungen kurzer Dokumentarfilme sind dafür geplant. Die Ausstellung wird sich in sieben Blöcke gliedern, erklärte die Kuratorin. Block 1 beschäftigt sich mit der Vorgeschichte der Grenzanlagen. Ausgangspunkt war im Jahre 1951 das tschechoslowakische Ministerium der Nationalen Sicherheit, welches einen Erlass über das Grenzland formulierte, der von der Nationalversammlung gebilligt wurde. Im Block 2 geht es um die Entstehung des Eisernen Vorhangs in den Jahren 1950/51, während sich Block 3 mit seiner Funktion und den Menschen dabei beschäftigt. Das Leben hinter dem Eisernen Vorhang zeigt dann Block 4. Der Einfluss der Medien, die Propaganda und Radio Europa auf der deutschen Seite bilden zusammen einen weiteren Block. Die 60er Jahre mit der kurzen Lockerung durch den Prager Frühling und die Geschehnisse beim Ende der Grenzanlagen zeigen die übrigen Blöcke.

Grenzzaun – ‚kein Durchkommen‘ war die damalige Parole (Foto: MuW/r.demont)

Es sind viele Aspekte, die heute vielleicht wirklich nicht mehr, vor allem bei der jüngeren Generation, bekannt sind. Das Archiv des Vereins „Denkmal Hartmanice“ birgt viele Fotos aus jenen Zeiten und Druckdokumente aus diesen Zeiten.

Wie der stellvertretende Landrat Franz Brunner bei der Projektvorstellung anermkte; die Sichtweite war unterschiedlich: Vertreibung – Aussiedlung – Wir mussten gehen. Es gab unterschiedliche Sichtweisen der Betroffenen, die ihre Heimat Tschechien verließen und sich zum erheblichen Teil im Landkreis Freyung-Grafenau ansiedelten. Die fachlichen Kenntnisse und die gute Schulbidlung dieser Menschen trugen erheblich zur positiven Entwicklung im Landkreis bei, merkte Brunner an. Von seinem Vater weiß er, wie intensiv vor der Grenzschließung die Beziehung nach Tschechien war. Man konnte beispielsweise ohne Probleme direkt mit dem Zug nach Volary fahren. Es war eine normale Beziehung. Michal Klima vom Verein „Denkmal Hartmanice, der vor 15 Jahren die Bergsynagoge als Gedenkstelle eröffnete, berichtete, dass das Interesse der Besucher, die aus der ganzen Welt kommen, sehr groß sei. Die gemeinsame Geschichte beider Länder, ohne Ideologie und in freundschaftlicher Zusammenarbeit, zu zeigen, sei sehr wichtig. 30 Jahre sind seit der Grenzöffnung vergangen, und da darf die Wirklichkeit der Geschichte nicht vergessen werden.

Beim alten Wachturm (v.l.) Pavel Hubeny (Leiter des Nationalparks Sumava), Michal Klima (Vorsitzender des Vereins „Denkmal Hartmanice“), Zuzana Jonava (Kuratorin der Ausstellung), Mgr. Zdenka Reznickova, Selma Keck (Dolmetscherin), Karl Matschiner (Pressesprechr des Landratsamts FRG), Vilem Duske (tschechischer Praktikant am Landratsamt) und stv. Landrat Franz Brunner – Foto: MuW/r.demont

Kein Durchkommen war das Motto der Grenzsoldaten, die sogar ein Lied damit singen mussten, berichtete Zuzana Jonova. Die böse Welt im Westen, wie es zu jenen Zeiten hieß. Die kleinen persönlichen Geschichten betroffener Menschen in der Ausstellung lassen die Geschichte noch erlebbarer werden. Pavel Hubeny, der Leiter des Nationalparks Sumava, wies darauf hin, dass der Nationalpark im Sperrgebiet entstanden ist.

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