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Samstag, Mai 4, 2024

KDFB informiert über psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

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Als Hilfestellung für Eltern

Passau. Als Hilfestellung für Eltern organsierte der Diözesanverband gemeinsam mit dem Zweigverein Pleiskirchen einen Online-Vortrag mit Dr. med. Gertraud Fridgen, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am ZKJM Altötting. Wie die Zweigvereins-Vorsitzende Monika Kallmaier sagte, kam die Anregung, das Thema „Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen“ aufzugreifen, aus der örtlichen Eltern-Kind-Gruppe. Weil Dr. Fridgen aus dem Gemeindegebiet Pleiskirchen stammt, war mit ihr schnell eine kompetente Referentin gefunden. Doch was genau meint eigentlich der Begriff „psychische Störung“? „Eine psychische Störung bei Kindern und Jugendlichen liegt vor, wenn das Verhalten und/oder Erleben unter Berücksichtigung des Entwicklungsalters abnorm ist und/oder zu einer Beeinträchtigung führt“, definierte Fridgen. Die Schwierigkeit liege im Graubereich: „Was ist (noch) normal, was ist abnorm?“ In diesem Zusammenhang spielen verschiedene Kriterien eine Rolle, beispielsweise das Alter. Wenn ein dreijähriges Kind an der Supermarktkasse in einen Wutanfall ausbricht, weil es eine Süßigkeit nicht bekommt, sei das laut Fridgen völlig normal. „Hier würde man nicht an eine psychische Störung denken. Handelt es sich dagegen um einen Zwölfjährigen, der in der gleichen Situation haut, beißt, spukt oder sich auf den Boden wirft, wird man eher hellhörig werden.“

Überblick über Erkrankungsformen

Im Folgenden ging Fridgen auf die Vielzahl psychischer Störungen ein, die Kinder und Jugendliche betreffen können. Denn nur wenn Eltern wissen, welche Erkrankungen es gibt und welche Symptome mit diesen Erkrankungen einhergehen, können sie in der Lage sein, Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Zunächst beleuchtete sie kindheitsspezifische und in der Regel vorübergehende Störungen. Dazu zählen motorische und sprachliche Entwicklungsstörungen, aber auch erste Formen der Angststörungen wie die Trennungsangst. Daneben gibt es früh beginnende Störungen, die in der Regel nicht wieder verschwinden. Bekannte Beispiele sind die Autismus-Spektrum-Störung oder Lernstörungen wie die Lese- und Rechtschreibschwäche. Für das späte Kindes- und frühe Jugendalter ist das Auftreten anderer Erkrankungen typisch. Fridgen nannte unter anderem Redeflussstörungen, Ticstörungen oder Essstörungen. Im weiteren Heranwachsen, an der Schwelle zum Erwachsenenalter, können wieder andere Erkrankungen wie Schizophrenie, Zwangs- und Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen entstehen. Und schließlich gibt es psychische Erkrankungen, die unabhängig vom Alter auftreten. „Das kann eine akute Belastungsreaktion sein, beispielsweise in der Folge eines schweren Unfalls. Traumatische Erlebnisse wie Missbrauch oder Misshandlung können zu eine posttraumatischen Belastungsstörung führen. Auch Anpassungsstörungen treten unabhängig von Alter und Geschlecht auf“, so Fridgen.

Im Fokus: das Zappelphillip-Syndrom

Nach diesem Überblick stellte die Referentin einige psychische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen detailliert vor. Beim Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, besser bekannt unter der Abkürzung ADHS oder dem Namen Zappelphillip-Syndrom, liegt das Hauptproblem der Betroffenen darin, dass sie sich nur schwer über einen längeren Zeitraum auf ein bestimmtes Thema fokussieren können. „Betroffene haben Schwierigkeiten in der Handlungsplanung und Selbststrukturierung. Das heißt, sie sind unorganisiert und können beispielsweise Schulaufgaben nur schwer nach einem bestimmten Plan abarbeiten“, erklärte Fridgen. Dieses Syndrom gibt es auch ohne Hyperaktivität. Betroffen seien meist zurückhaltende Mädchen. ADS werde oft übersehen, weil die Kinder nicht auffallen. „Sie rufen nicht dazwischen und stören nicht, sind vielleicht nur etwas vergesslich. Dass sie ein echtes Problem haben, wird gar nicht erkannt, weil sie so unscheinbar sind.“ Wichtig: Entgegen vieler Behauptungen sind ADHS und ADS keine Erfindungen der Neuzeit. „Das sind psychische Erkrankungen, die schon lange bekannt sind. Sie treten nun häufiger auf, aber es handelt sich nicht um Modeerscheinungen“, stellte Fridgen klar. Eltern, deren Kinder an einem Aufmerksamkeit-Defizit-Syndrom leiden, gab Fridgen verschiedene Tipps. Hilfreich könne es sein, den Arbeitsplatz so einzurichten, dass es möglichst wenig Ablenkung von außen gibt. Zudem könne es dem Kind helfen, Techniken zu erlernen, die beim Fokussieren unterstützen. Dazu zählen Atemtechniken. Zentral sei zudem ein körperlicher Ausgleich, um die innere Unruhe und Anspannung abbauen zu können.

Abschließend stellte Gertraud Fridgen heraus: „Als Eltern können sie nur hinsehen und hellhörig sein. Gänzlich vermeiden lässt sich das Auftreten psychischer Erkrankungen leider nicht. Sie können jeden treffen und das Elternteil kann dafür auch nichts.“

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