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Samstag, April 20, 2024

Herr van Beethoven gibt sich die Ehre

Lesestoff

Historische Konzertereignisse nachstellen. Die Festspiele Europäische Wochen Passau zeigen am 20. Juli wie das gehen kann.

(von Tobias Schmidt)

Dass man große Schlachten der Weltgeschichte durch Nachspielen erinnert, ist auch in unseren Breiten nicht unbekannt. Nun gibt es aber bedeutende Geschichtsereignisse auch in der Kultur zum Beispiel. Wo es meist friedlicher zugeht, und wo man sich ebenfalls auf „historische Authentizität“ und „Show“ versteht.

Wie also kann so ein „re-enactment“ dort funktionieren? Die Festspiele Europäische Wochen Passau machen’s vor: Im kommenden Jahr 2020 wird die Musikwelt den 250. Geburtstag des Komponisten Ludwig van Beethoven begehen. Also besser schon jetzt „hineinfeiern“, wenn das Publikum des kurkölnischen Exilanten aus Bonn und Vollenders der Wiener Klassik noch nicht überdrüssig ist. Und zwar mit der Nachstellung eines dereinst durch van Beethoven veranstalteten Konzertes.

Ludwig van Beethoven, 1803 (Gemälde von Christian Hornemann)

Unweigerlich denkt man da an die Uraufführung der „Eroica“ Sinfonie 1804 im Palais Lobkowitz oder das Akademiekonzert von 1808 im Burgtheater mit der 5., bisweilen auch „Schicksalsinfonie“ genannten, der 6. Sinfonie „Pastorale“ und dem 4. Klavierkonzert an einem Abend. Doch was soll so ein Klassikhit-Gewitter? In Passau hat man sich für die bei den Nebenwerken lückenhaft dokumentierte „große musikalische Akademie“ van Beethovens entschieden. Also sein Debüt als Konzertveranstalter und Solist vom 2. April 1800 im damals noch am Wiener Michaelerplatz gelegenen „k.u.k Hoftheater nächst der Burg“. Bekannt, aber noch nicht umjubelter Star, noch nicht der Neuerer der Sinfonie und Sonate, doch war der damals 29-jährige gewillt, sich in der Musik seiner Zeit selbst zu verorten und aller Welt zu zeigen, dass man mit ihm rechnen müsse. Die künstlerische Leitung der Festspiele Europäische Wochen und das Bonner Beethovenhaus haben folgendes Programm rekonstruiert, welches konsequenterweise auch in Passau in dieser Reihenfolge bei einem Exklusivkonzert erklingen wird: die 1788 entstandene letzte Symphonie Nr. 41 „Jupiter“ von „weiland Herrn Kapellmeister Mozart“, die Arie „Nun beut die Flur das frische Grün“ aus Joseph Haydns ein Jahr zuvor uraufgeführten Oratorium „Die Schöpfung“, Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 (uraufgeführt in noch nicht endgültiger Form), sein Septett Es-Dur op. 20 von 1799, „Holde Gattin, dir zur Seite“ eine weiteren Arie aus Joseph Haydns „Die Schöpfung“, die Rondi in C-Dur und G-Dur op. 51 van Beethovens, und der lange Abend endete mit der Uraufführung von Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 1 C-Dur op. 21. „Dies war wahrlich die interessanteste Akademie seit langer Zeit.“, hießt es danach im führenden Musikfachblatt der Zeit, der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung.

Dass auch die Passauer Rekonstruktion unvergessen bleibt, dafür werden die Nationale Kammerphilharmonie Prag unter Leitung von Jonathan Cohen, Judith Spießer (Sopran), Peter Schöne (Bariton) sorgen. Ganz besonders aber darf man sich auf Kristian Bezuidenhout am Klavier freuen. Der in London lebende Südafrikaner gilt als Experte für die Literatur und auch die Tasteninstrumente der Wiener Klassik. Auf Fortepiano und Hammerflügel und insbesondere in den von ihm komplett eingespielten Werke Wolfgang Amadeus Mozarts für Klavier solo ist er zuhause. Und auch seine im März beim Label harmonia mundi erschienene Einspielung einiger Haydn-Sonaten und Divertimenti lässt sich hören.

Anschlagzettel (Quelle: Beethoven-Haus, Bonn)

Die rekonstruierte „große musikalische Akademie“ Ludwig van Beethovens findet in der Passauer „Studienkirche“ St. Michael statt. Und zwar am Samstag, 20. Juli um 19.30 Uhr; Dr. Carsten Gerhard, künstlerischer Leiter der Festspiele bietet um 18.30 Uhr in der Seitenkapelle eine Werkeinführung an.

Karten sind in der Kartenzentrale des Festspielbüros in der Bahnhofstraße 32, 94032 Passau, Tel. 0851 56096-26 sowie per E-Mail an kartenzentrale@ew-passau.de erhältlich.

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