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Sonntag, Mai 5, 2024

Erbersdobler: „Wir sehnen uns nach einer Gleichbehandlung“

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Austausch zwischen Erbersdobler Ziegel und MdL Taubeneder zur Nachhaltigkeit und Ökobilanz von Ziegel und Holz

Fürstenzell. Einseitige Fördermodalitäten machen es dem Ziegelwerk Erbersdobler im Passauer Land schwer: „Wir sehen uns aufgrund der vorhandenen staatlichen Förderprogramme bei der Verwendung von Baustoffen derzeit tatsächlich stark benachteiligt“, spricht Florian Erbersdobler, Geschäftsführer von Erbersdobler Ziegel in Fürstenzell, ganz offen bei einem Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder.

Dem Unternehmen sei es ein großes Anliegen, die verschiedenen Technologien und Produkte gleichzustellen. „Wir sehnen uns nach Gleichbehandlung hinsichtlich der Anforderungen an die Ökobilanz von Gebäuden, denn Ziegel und Holz liegen diesbezüglich nicht weit auseinander, dennoch wird der Baustoff Holz viel stärker gefördert“, so Erbersdobler.

Das Familienunternehmen ist in den letzten 130 Jahren zu einem gesunden mittelständischen Ziegelwerk mit mehr als 80 Mitarbeitenden herangewachsen, das Ziegel für etwa umgerechnet 2.500 Einfamilienhäuser im Jahr erzeugt. „Dabei haben wir unser Produkt kontinuierlich zu einem höchst modernen Baustoff weiterentwickelt. Schließlich muss Wohnraum heute zahlreichen Anforderungen gerecht werden.“ Sei es eine positive Ökobilanz, ein gesundes Raumklima oder auch die Langlebigkeit des Baustoffs – Erbersdobler Ziegel vereine all diese Aspekte. „Wir sind zu einem zukunftsorientierten Ziegelwerk herangewachsen, welches ein zertifiziertes klimaneutrales Ziegelmauerwerk anbieten kann und versuchen wirklich, an allen möglichen Stellen Energien einzusparen und zurückzugewinnen“, so Erbersdobler.

Das Unternehmen habe sich gut aufgestellt und mache sich im Zuge der Weiterentwicklung große Gedanken zur Nachhaltigkeit des eigenen Produkts. „Wir nehmen richtig Geld in die Hand, um die unternehmenseigene Klimabilanz deutlich zu verbessern.“ Dabei greift das Ziegelwerk ausschließlich auf regionale Rohstoffe zurück, die im Umkreis von rund sieben bis 120 Kilometer zu finden sind. „In der Region für die Region, lautet unsere Devise.“

Gerade vor diesem Hintergrund sei es für den Unternehmer nicht nachvollziehbar, dass der Rohstoff Holz dennnoch von einer deutlichen Sonderbehandlung profitiere. Dabei gehe es Erbersdobler keineswegs um ein grundsätzliches Konkurrenzdenken – im Gegenteil: Er fordert lediglich eine Gleichbehandlung sämtlicher Baustoffe im Rahmen einer staatlichen Förderung für Neubauten und bringt bereits erste Lösungsansätze ins Spiel: „Regionale Bau- und Rohstoffe sollten gleichwertig behandelt werden, beispielsweise im Rahmen einer allgemeinen Förderung für klimafreundliche Bauten, dann könnte man sich dem Wettbewerb stellen.“ So werde Ton beispielsweise direkt vor Ort abgebaut und zeichne sich durch seine Langlebigkeit aus. „Wenn man die Bausubstanz ohne jegliche Nachbehandlung 150 Jahre und länger nutzen kann, ist das echte Nachhaltigkeit“, ist Erbersdobler vom Ziegelbau überzeugt. Zudem sei der Rohstoff in der Region nahezu unendlich vorhanden, sofern man Zugriff auf die entsprechenden Flächen erhalte. „Eine faire Gleichbehandlung anhand expliziter Daten und überprüfbaren Fakten – das ist unser Wunsch.“

Im Bereich der staatlichen Förderungen verwies Florian Erbersdobler auch auf die Überarbeitung von Programmen für Sanierungsmaßnahmen. „Hier wäre es in vielen Bereichen sinnvoller und effizienter, eine gleichwertige Förderung von Abrissen und Neubau, statt Sanierungen nicht zeitgemäßer Bausubstanzen zu überdenken.

Ein weiteres höchst aktuelles Thema, das dem Unternehmer große Sorgen bereite, sei die derzeit dramatische bundesweite Entwicklung der Energiepreise. „Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, dann wird es als Folge der aktuellen Energiepolitik in naher Zukunft zu einer Deindustrialisierung in unserem Land kommen. Die Preisexpolosion ist katastrophal“, so Florian Erbersdobler. Natürlich gelte es, die Energiewende einzuleiten, jedoch erst, wenn man bereit und entsprechend aufgestellt für neue Wege sei. „Wir können doch unsere Atomkraftwerke nicht abschalten, wenn wir noch keine Alternative im Inland haben.“

Auch der Nachwuchsmangel an Auszubildenden schlage sich auf die Weiterentwicklung des Unternehmens nieder. Dem allgemeinen Trend entsprechend, sei es von Jahr zu Jahr schwieriger geworden, wissbegierige und engagierte Azubis einzustellen: „Geschweige Stellen mit Fachkräften zu besetzen, obwohl wir unsere Leute wirklich gut bezahlen.“

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