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Samstag, Mai 4, 2024

„Der Umgang mit den Kindern – ihre Offenheit und Unvoreingenommenheit – wird mir fehlen“

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Dr. Peter Seidl geht nach über 30 Jahren Praxistätigkeit in den Ruhestand

Passau / Waldkirchen. Mit dem zweiten Halbjahr 2022 ist in und um Waldkirchen eine neue Ära im Bereich der kindermedizinischen Betreuung und Behandlung eingeläutet worden – der niedergelassene Kinderarzt Dr. Peter Seidl und seine Frau Dr. Hanna Seidl sind in den Ruhestand gegangen und haben ihre Praxis an Florian Wimmer übergeben.

„Der Umgang mit den Kindern, ihre Offenheit, Unvoreingenommenheit und die Freude, wenn es ihnen (wieder) gut geht, werden mir sehr fehlen“, blickt Dr. Peter Seidl doch auch mit etwas Wehmut auf seine 31-jährige Praxistätigkeit in Waldkirchen. Insgesamt war Seidl über 40 Jahre ärztlich tätig. „Es waren die prägenden Begegnungen mit anderen Kinderärzten, die mir den Weg in die Kinder- und Jugendmedizin gewiesen haben“, erinnert sich der 67-Jährige zurück, der anfangs noch Chirurg werden wollte. Letztlich hat er dann doch seinen Doktor in der Kindermedizin gemacht, zunächst noch eine Stelle an der Uni-Kinderklinik in Frankfurt zur Facharzt-Weiterbildung besetzt und ist dann nach Passau gekommen. „Es hat sich von Anfang an gut angefühlt dort arbeiten und leben zu dürfen, wo andere Urlaub machen“, hat Seidl seinen Umzug nach Niederbayern nie bereut – im Gegenteil: Auch im Ruhestand wird er mit seiner Frau der Region treu bleiben. „Wir haben uns hier sehr gut eingelebt und sind auch ehrenamtlich kirchlich stark eingebunden – dafür haben wir nun mehr Zeit.“

Rückblickend ist das Ehepaar Seidl mit tiefer Dankbarkeit erfüllt, den Familien in der Region ein Begleiter gewesen sein zu dürfen: „Für viele waren wir doch ein wichtiger Begleiter und Fels im Strudel – das war eine schöne Erfahrung.“ Er erinnert sich noch gut an das erste Kind, das er in seiner Waldkirchener Praxis seinerzeit behandelt hatte – „das musste ich direkt an die Kinderklinik weitergeben.“ Überhaupt sei es die knifflige Diagnostik mancher Krankheitsbilder oder auch die Begleitung schwer kranker Kinder auf ihrem Genesungsweg gewesen, die ihm ewig in Erinnerung bleiben werden. „Davon zehrt man und es fühlt sich besonders an, hier Spuren hinterlassen zu dürfen.“

Wo sich auf der einen Seite Wehmut in den Abschied mischt, ist Seidl gleichermaßen auch froh nun ein wenig Abstand zum Praxisalltag gewinnen zu können: „Der Bürokratismus hat in den letzten Jahren doch stark zugenommen“, zweifelt er die Sinnhaftigkeit vieler Ausführungsbestimmungen doch stark an. So war es zuletzt oft anstrengend allen Anforderungen noch gerecht zu werden.

Seinem Nachfolger Florian Wimmer wünscht er in jedem Fall nur das Beste: „Die Kindermedizin ist damals wie heute geprägt von guter Fachlichkeit und einem ganzen Schwung Empathie und dem richtigen Umgang mit Kindern und ihren Familien – dafür wünsche ich Herrn Wimmer stets ein gutes Händchen.“ So ist Seidl auch der festen Überzeugung, dass Kinderärzte gerade im ländlichen Raum eine wichtige Säule in der kindermedizinischen Betreuung sind: „Auf dem Land ist der Kinderarzt ein wichtiger Begleiter für Familien, der Seriosität vermittelt und in Zeiten von Dr. Google hilft, Ordnung in die vielen Informationen zu bringen – ein Kinderarzt ist viel mehr als ein reiner Dienstleister.“ So werden Kinderarztpraxen auch in Zukunft von immenser Bedeutung sein. „Gerade die Kinderklinik setzt sich hier stark für den Nachwuchs ein – mit dem sogenannten Rotationskonzept konnten wir so gemeinsam schon einige junge Ärztinnen und Ärzte gut vorbereiten und in Praxen auf dem Land vermitteln“, ist Seidl auch im Namen seiner Funktion als ehemaliger Sprecher der niedergelassenen Kinderärzte dankbar für dieses Engagement.

Themen, die Dr. Seidl sehr am Herzen liegen: Die Sprachentwicklung und der Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen! Hier möchte er Eltern und ihren Kindern noch etwas auf den Weg geben: „Sprache wird durchs Sprechen gelernt. Ich sehe Eltern hier auch in der Pflicht sich mit ihren Kindern zu beschäftigen und mit ihnen in den Dialog zu treten. Und was die neuen Medien angeht – sie gehören zu unserem Alltag. Wichtig ist jedoch ein bewusster und auch manchmal eingeschränkter Umgang, vor allem mit dem Hintergrund entsprechender Medienkompetenz.“ Das Internet könne eine ärztliche Untersuchung und die Bewertung eines Krankheitsbildes niemals ersetzen – „Rat suchen ist das eine, ihn richtig einzuordnen das andere.“

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