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Montag, Mai 6, 2024

Aufnahme des Donaulimes in die Liste des UNESCO-Welterbes ist besiegelt

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Urkunde wurde heute übergeben

Passau. Am 30. Juli 2021 votierte das UNESCO-Welterbekomitee auf seiner 44. Jahrestagung in Fuzhou (China) dafür, die „Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westlicher Abschnitt)“ in die Welterbeliste aufzunehmen. Heute erfolgte die Verleihung der entsprechenden Urkunde.

Oberbürgermeister Jürgen Dupper: „Seit jeher ist uns das römisches Erbe der Stadt Passau sehr wichtig, was man beispielsweise nicht nur an unserem Römermuseum Kastell Boiotro, sondern auch an unserer Beteiligung an der Deutschen Limes-Straße erkennen kann. Durch die Aufnahme in das Welterbe der UNESCO erhoffen wir uns natürlich einen weiteren Schub in dieser Richtung, den wir durch diverse Maßnahmen verstärken werden. Dabei soll es um zusätzliche Möglichkeiten zur Informationsvermittlung, aber auch um die touristische Vermarktung gehen.“

Seit der Entscheidung für die Aufnahme des Donaulimes in die Welterbeliste hat die Stadt Passau unter Federführung des Kulturreferats verschiedene Maßnahmen zur Nutzung und Wertschöpfung erarbeitet. Vorgesehen ist etwa das Aufstellen von Erläuterungstafeln an den drei Welterbeteilstätten Kastell Boiotro, Niedernbug (Batavis) und am Wachturm (Burgus) in Haibach. Die jederzeit zugänglichen Standorte der Tafeln sollen als „Points of Interest“ in sämtlichen Werbematerialien, wie etwa dem Stadtplan, aufgenommen werden. Somit könnten sich Einheimische und Gäste direkt vor Ort über die römischen Gebäulichkeiten informieren. Für das Römermuseum ist die Entwicklung einer Infostation „Römischer Donaulimes“ mit festen Installationen im Haus und im Garten geplant. Besuchern werden auf diese Weise vertiefte Einblicke in dieses Kapitel der römischen Geschichte ermöglicht. Ebenfalls am Römermuseum sollen zwei großflächige Werbetafeln angebracht werden, die auf den Welterbetitel hinweisen und zum Museumsbesuch einladen. Vorbehaltlich der planerischen Voraussetzung, etwa seitens des Denkmalschutzes, ist für das Freigelände ein besonderes Highlight angedacht: der Nachbau eines Teilbereichs der rekonstruierten Grundmauern der Kastellbebauung in ungefährerer Originalkubatur und in etwa auf Originalhöhe. Vorstellbar wäre etwa die Rekonstruktion des Südturms des Kastells Boiotro mit drei Geschossen und zwölf Metern Höhe. Damit möchten die Verantwortlichen Flächen zur musealen Nutzung schaffen, insbesondere für die Durchführung von Sonderausstellungen und ein künftiges Infozentrum „Donaulimes“. Der Wiederaufbau soll möglichst authentisch, also nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen von Archäologie und Bauforschung ausgeführt werden, ohne jedoch moderne Nutzungsmöglichkeiten und deren Anforderungen aus dem Blick zu verlieren. Einen großen Werbeeffekt erwartet man sich auch von Hinweisschildern auf der Autobahnbrücke. Diese überspannt ja die Donau und damit die ehemalige römische Grenze.

Die Nutzung des Internets ist ebenfalls Teil der Überlegungen. Neu entstehen soll eine eigene Website für das Römermuseum, die nicht nur mit den Inhalten der bestehenden Homepage der Stadtarchäologie bestückt wird, sondern auch mit Informationen zum Donaulimes und entsprechenden Angeboten. Überdies will man sich des Internetauftritts des Netzwerks „Römermuseen am bayerischen Donaulimes“ und der App „Limes mobil“ bedienen. Letztere bietet neben historischen Daten jede Menge interaktive Möglichkeiten.

Thematisch passende Veranstaltungen sowie Führungen runden den Maßnahmenkatalog ab. Unter anderem laufen derzeit Planungen für einen Passau-Besuch des unter Federführung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen originalgetrau nachgebauten römischen Flussschiffes „Danuvina Alacris“ auf seiner Reise entlang des Donaulimes von Bayern bis ins Schwarze Meer. Außerdem wurden bereits neue Führungen per pedes und E-Bike entwickelt. Die Durchführung soll sogenannten Limes-Cicerones obliegen, die, betreut von der Deutschen Limeskommission, eine entsprechende Ausbildung und Prüfung erfolgreich absolviert haben.

Als erste Maßnahme wurde im Freigelände des Museums ab September 2021 ein Teil der schon 2019 im Museum gezeigten Ausstellung „Römische Donauperlen“ in wetterfester Form auf Tafeln dem Publikum präsentiert. Die Tafeln thematisieren die bayerischen Teilstätten des neuen Welterbes von Bad Gögging/Eining bis nach Passau. Sie können bis auf Weiteres im Garten während der Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden. Ebenso bereits im vergangenen Jahr wurden Passau betreffende Inhalte über die Welterbe-Teilstätten in die App „Limes mobil“ eingespeist. Bei „Limes mobil“ handelt es sich um eine unter der Ägide des Landesamtes für Denkmalpflege betriebene App, die von der Leitung des Römermuseums Kastell Boiotro empfohlen und auch beworben wird. Aktuell werden verschiedene Druckerzeugnisse gefertigt, die sich mit der Welterbe-Thematik befassen. Dazu hat die Deutsche Limeskommission ein eigenes Logo für die neue Welterbestätte entworfen, das in den nächsten Wochen zur Nutzung verfügbar sein wird. Gleiches gilt für die geplanten Web-Präsenzen. Das im Zusammenhang mit der Welterbe-Einschreibung inaugurierte Bauprojekt (Neubau von Räumlichkeiten des Museums im Boiotro-Freigelände zum Zwecke der Gewinnung von Ausstellungsfläche und ggf. Einrichtung eines Welterbe-Infozentrums) befindet sich im Stadium der Vorplanung.

Die Museumsleitung bemüht sich aktuell um eine Einbindung der Stadtführer/Gästeführer in die „Welterbe-Vermittlung“. So fanden im März schon zwei gut besuchte Einführungsveranstaltungen für ca. 50 Mitglieder des Gästeführervereins im Römermuseum statt. An der Volkshochschule wird nach der Premiere im April im Mai ein weiterer Kurs zum selben Thema angeboten, der sich an Gästeführer und interessierte Bürger gleichermaßen richtet. Beteiligt ist die Stadt Passau auch an der Ausbildung der sogenannten Limes-Cicerones, das sind zertifizierte Gästeführer am Welterbe Limes/Donaulimes (Besuch am 22. Mai).

Der Schiffstourismus soll selbstverständlich ebenfalls eingebunden werden. Dies erfolgt einerseits durch die Schulung der Gästeführer, andererseits mittels übergreifender, ganzheitlicher Konzepte (z.B. mit Ostbayern-Tourismus und anderen Tourismuspartnern). Im Mittelpunkt sollen nicht die einzelnen, häufig unspektakulären Teilstätten stehen, sondern der gesamte Donaulimes (oder ein längerer Abschnitt).

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