MdL Taubeneder und IHK-Hauptgeschäftsführer Schreiner im Corona-Gespräch
Passau. „Jede Branche funktioniert anders und so mussten wir in den letzten Monaten innerhalb kürzester Zeit viele Einzelfälle bearbeiten – was wiederum mit Recherche und viel Zeitaufwand zu tun hat. In der Krise waren wir für viele Unternehmer, aber auch für die Politik ein sehr wichtiger Ansprechpartner“, fasst der Hauptgeschäftsführer der IHK-Niederbayern, Alexander Schreiner, in einem Austausch mit MdL Walter Taubeneder die letzten Monate knapp zusammen.
Der CSU-Stimmkreisabgeordnete hat den Austausch zum IHK-Hauptgeschäftsführer gesucht, um insbesondere die Anliegen und Herausforderungen im Rahmen der Corona-Krise für das Bäderdreieck und damit die gesamte Tourismusbranche zu besprechen. Nach Ansicht des IHK-Hauptgeschäftsführer müsse die Tourismusbranche grundsätzlich in drei Bereiche untergliedert werden: „Im Bayerischen Wald läuft es im Vergleich noch am besten, der Städtetourismus hat Rückgänge von bis zu 80 Prozent zu verzeichnen und im Bäderdreieck sieht es katastrophal aus“, so Schreiner gegenüber dem Abgeordneten. Taubeneder bestätigte diesen Befund und, Lage sei weiter höchst angespannt: „Immerhin die Öffnung der Thermen hat ein erstes Aufatmen beschert.“
Insgesamt könne man zufrieden mit den politischen Entscheidungen und den damit verbundenen Konsequenzen für die Region sein – „natürlich je nach Branche“, so Schreiner weiter.
Für Niederbayern sei die Industrie ein entscheidender Zweig, mit rund 43 Prozent der Wertschöpfung und einer hohen Exportquote. „Dabei liegt der Fokus wiederum auf der Autoindustrie und dem Maschinenbau – und diesen Leitbranchen geht es nicht gut.“ Die schwierige Lage der Weltwirtschaft und Strukturprobleme schlagen längst auch regional durch. Dennoch müsse jedes Unternehmen individuell betrachtet werden. „Beispielsweise im Handelsgewerbe gibt es hier große Unterschiede: Die großen, starken Unternehmen haben meist eine gute Substanz und können die Krise leichter wegstecken als kleinere Unternehmen, denen es bereits im Vorfeld der Krise nicht gut ging.“ Insgesamt sei festzustellen, dass die Kauflaune noch sehr zurückhaltend sei, sicherlich auch aufgrund der Existenzängste der Verbraucher.
Die Event-, Messe-, und Veranstaltungsbranche, die Unternehmen aus Sport, Tourismus, Reise oder Freizeit hätten in der Krise die größten Einbußen. Besser weggekommen seien hingegen Teile des Dienstleistungsgewerbes sowie die Baubranche.
Klar sei jedoch auch, dass derzeit noch niemand abschätzen können, wo man Ende des Jahres landen werde. „Eine zweite Welle wäre jedenfalls eine Katastrophe. Es sind schwierige Zeiten und wir müssen weiter hoffen, dass es zu keinem Rückfall kommt.“
Gerade hier im Grenzgebiet zu Oberösterreich befinde man sich in einer schwierigen Region, weiß auch MdL Walter Taubeneder um die Herausforderungen in dieser Krise. „Auch wenn wir viel Verständnis aus der Wirtschaft und seitens der Bevölkerung erfahren, wird wiederum die fehlende Planungssicherheit hinsichtlich der Lockerungsmaßnahmen bemängelt.“ Und auch Schreiner kann rückmelden, dass die Betriebe mit den kurzfristigen Entscheidungen seitens der Bayerischen Staatsregierung zu kämpfen hätten. „Nicht nur die nicht immer optimale Kommunikation an sich ist problematisch, auch der Flickenteppich an Regelungen – hier wären bundeseinheitliche Richtlinien wünschenswert“, formuliert Schreiner abschließend eine Bitte an die Politik.