Bei der Händlertagung 2022 zeigte die Knaus Tabbert AG, wie sie auf den gegenwärtig herausfordernden Caravaning-Markt reagiert und diesen weiter mitgestaltet
(von Tobias Schmidt)
Bad Griesbach / Jandelsbrunn. Campingurlaub boomt. Quer durch alle Bevölkerungsschichten – und nicht erst seit der Corona-Pandemie. Doch die Weltlage bleibt unberechenbar. Das macht unser aller Freizeit weniger planbar. Und damit noch kostbarer. Als Hersteller von Freizeitfahrzeugen sorgt die Knaus Tabbert AG seit Jahrzehnten für unabhängige Mobilität von Camping- und Outdoorfreunden. Bei der diesjährigen Händlertagung in Bad Griesbach schauten die Vorstände Wolfgang Speck (CEO), Gerd Adamietzki (CSO) und Werner Vaterl (COO) nicht nur auf ein spannendes Geschäftsjahr zurück, sondern gaben auch einen Ausblick in die Zukunft der Caravaning-Branche.
Es sei wohltuend, mit dieser Veranstaltung wieder zurück in Bad Griesbach zu sein, so der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Speck, vermittle der Tagungsort doch „ein Gefühl der Beständigkeit angesichts der größer und vielfältiger werdenden Knaus Tabbert-Familie“. Größer und vielfältiger, das bedeutet neben neuen Händlerbeziehungen bei mehr 589 Verkaufsniederlassungen in Europa auch mehr Neueinstellungen bei der nun mehr als 3600 Mitarbeitende umfassenden Belegschaft, eine auf breitere Basis gestellte Chassisproduktion sowie für und gemeinsam mit den acht Markenpartnern im Automobilsektor entwickelte Aufbauten.
Im Kern derart stark und gut aufgestellt und mit unverstelltem Blick in Vergangenheit und Zukunft gelangt das Unternehmen nach wie vor zu Pionierleistungen: Die seit über einem Jahrzehnt im Unternehmen beforschte Herstellung von Kunststoffrahmen für Automobilaufbauten (fiber frame) ist nun für automatisierte Serienproduktion tauglich ausgebaut. 2021 stellte die Knaus Tabbert AG mit dem E.Power Drive das erste E-Wohnmobil der Branche vor. Und das in einem mehr als herausfordernden Marktumfeld: Die Mietmarke Rent and Travel werde sehr gut angenommen. Und zwar wie beabsichtigt, gerade bei jüngeren Käufern. Klare Ansage auch hierzu vom Vorstand: „Erstens, wir wollen und wie dürfen nicht bei der Babyboomer-Generation stehen bleiben. Zweitens, die Shared Economy ist als Trend gesetzt. Drittens, Mieten ist oftmals ein Kaufeinstieg. Und der liegt derzeit bei etwa 41 Prozent vormaliger Caravan-Mieter.“
Ein Allzeithoch bei den Neuzulassungen im Reisemobilsegment in der Bundesrepublik verheißt Sicherheit auf Händlerseite. „Jedes gebaute Fahrzeug wird auch direkt zugelassen, und dieses Wachstumspotenzial werden wir gemeinsam mit Ihnen ausschöpfen“, so Vorstand Speck. Doch ein Fahrzeug derzeit fertig zu bauen, bleibt mehr als eine Herausforderung. Stop’n’Go bei den Bändern, statt Just-in-time Produktion, denn von den weltweiten Lieferengpässen war auch das Geschäftsjahr 2021 geprägt. Wann ein Käufer also endlich den ersehnten Wagen vom Händler abholen kann, bleibt unwägbar und ist ohne historisches Vorbild.
Freuen dürfen sich die Anteilseigner und Kunden indes auf viel: 50.000 Fahrzeuge bleibt das Ziel der Wachstumsstrategie, mit dem Partner HWA werden die nächsten Innovationsschübe im Bereich alternative Antriebsformen unternommen. Und dann ist da noch der „Familienzuwachs“ bei den allesamt nochmals in Sachen Platzeffizienz im Innenraum optimierten Wohnmobilen: den VanWave gibt es nun auch als Sondermodell Varisation, den CaraBus und CaraTour der Unternehmensmarke Weinsberg nun auch als Aufbau für Ford Transit. Außerdem haben die entwickler bei Knaus und Weinsberg die Köpfe rauchen lassen und den alten Traum eines auch parklückenoptimierten Kombinationsmodell aus Stadtauto und Camper Van verwirklicht. Man darf sich auf diese „zwei Kompakten“, den Knaus Tourer Curv und den Weinsberg X-Cursion Van, beim Caravan Salon 2023 freuen. Die bei der Händlertagung präsentierten Modelle und ihre Innovationsgeschichte waren mehr als vielversprechend.
Knaus Tabbert bleibt ein innovativer Gestalter des europäischen Caravaning-Marktes. Zielmarken und Innovationstreiber sind jedoch nur eine Seite der Medaille. Gerade in herausfordernden Zeiten für Produktion, Kapitalisierung und am Absatzmarkt tut es Not, nach Sinn und Grundlagen zu fragen. Also: wofür eigentlich all diese Arbeit? Vorstand Wolfgang Speck war auch hier nicht um eine klare, ganz aktuelle Ansage verlegen: „Reisen funktioniert nur über ideologische Grenzen hinweg. Weil Reisende das Neue und Unbekannte inspiriert. Wir wollen und können dies mobil, frei und maximal unabhängig gestalten. Genau das alles macht unsere Caravaning-Kultur per se vielfältig und friedfertig. Wir positionieren uns daher dezidiert gegen den Krieg in der Ukraine.“ Klare Worte. Zur uns Menschen so eigenen Neugier und Lebensfreude, die nicht verkümmern darf. Auch das will Raum im Mobile-Geschäft haben, auch das ist eine Basis steter Innovation.