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Freitag, April 19, 2024

Vollendung ausgeschlossen

Lesestoff

Radikale Arbeiten von Johannes Wald zur heutigen Auffassung von Skulptur im MMK Passau

(von Tobias Schmidt)

Passau. Nach den Arbeiten von Claudia Mann im vergangenen Sommer zeigt das Museum Moderner Kunst Wörlen Passau nun erneut eine Ausstellung, die die landläufige Vorstellung von Skulptur infrage stellt und neu justiert. Unter dem Titel „Stücke keines Ganzen“ lädt nun Johannes Wald mit seinen Arbeiten zur Teilhabe an künstlerischer Erfahrung ein.

Der in Karlsuhe ausgebildete und heute in Berlin arbeitende Bildhauer begreift sich als Konzeptkünstler, will zu einer Meta-Ebene vorstoßen und durch seine Arbeiten über das „Skulpturen-Machen“ und das „Künstler-Sein“ reflektieren. Er intediert dabei die Aufhebung der Trennung zwischen Raum, Körper und Geist, und so verschmelzen hier Künstler, Atelier und Werk gleichsam. Auf den Ausstellungsraum übertragen bedeutet dies: er soll so beschaffen sein, dass der Künstler sich in der Rezeption seiner dort gezeigten Werke durch die Betrachter selbst formt. Ein prozessuales, dialogisches Kunstverständnis, Atelier und Ausstellung hier begriffen als formgebende Entwicklungsorte künstlerischen Denkens und Fühlens (und mithin schöpferischen Handelns), ein Arbeiten quasi aus der Feebackschleife heraus.

Johannes Wald “blood circles the body“ (detail), Tintenstrahldruck auf Papier, 2022 [Johannes Wald + VG-Bildkunst Bonn 2022]

Gedanken und Sprache – von Johannes Wald ebenfalls als bildhauerisches Material angesehen – transformieren sich gleichsam fortwährend. Das führt zu unendlichen Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks sowohl im körperhaften als auch im gedachten Raum. Aus dem „Sich-Auseinandersetzen“ kann so eine neue „Zusammensetzung“ entstehen. Jedoch ein „Ganzes“ wird es nie, eine Werkvollendung ist hier per se ausgeschlossen, Wald (und alle Kuratoren sowie Betrachtenden) schöpfen ein „opus semper reformandum“.

Deshalb arbeitet der Künstler sowohl mit traditionell bildhauerischen Materialien wie Holz, Ton, Gips, Bronze, Aluminium, Marmor und Papier, erweitert das Skulpturverständnis aber auch mittels 3D-Videoprojektionen und Augmented Reality in die digitalen Medien hinein.

Johannes Wald “blood circles the body“, Tintenstrahldruck auf Papier, 2018 [Johannes Wald + VG-Bildkunst Bonn 2022]

Die Vernissage findet am 9. September 2022 um 19 Uhr im MMK Passau statt, danach ist die Ausstellung noch bis einschließlich 27. November jeweils Dienstag bis Sonntag (10 bis 17.30 Uhr) zu besichtigen. Am 21. September und am 9. November steht zudem jeweils um 18 Uhr eine After Work Führung auf dem Programm.

Johannes Wald “stone with no form (crises never come in shapes)“, Marmorstaub, 2015 [Johannes Wald + VG-Bildkunst Bonn 2022]

Weitere Informationen auch online unter: www.mmk-passau.de

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