2.9 C
Hutthurm
Mittwoch, April 24, 2024

Spürbar Vertrautes, Spürbar Anderes

Lesestoff

Fotoausstellung „Spuren der Zeit“ von Martin Waldbauer in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg

(von Tobias Schmidt)

Neuburg am Inn / Hauzenberg. Das Leben geht nicht spurlos an uns Menschen vorbei. Vielmehr „schreibt“ es sich quasi in unsere Körper und Seelen ein. Seit über zehn Jahren widmet der Hauzenberger Amateurfotograf Martin Waldbauer sein bildnerisches Schaffen genau diesem Thema. Mit seinen Aufnahmen von Menschen und Landschaft des Bayerischen Waldes, die es mit ihrem solemnen Ernst auf eine ungeheure Sogwirkung beim Betrachter anlegen, scheint er einen Nerv zu treffen. Mittlerweile berichten auch überregionale Medien über Waldbauer und setzen Portraitfotos auf die Titelseite von Fotomagazinen.

Natürlich ist da immer noch die Geschichte von jenem Mittzwanziger, der eines Tages die Wand seines alten Kinderzimmers mit schwarzer Tafelfarbe anstrich, Scheinwerfer davor platzierte und aus diesem „Atelier“ heraus begann, seine Umwelt mittels Portraits, Aktaufnahmen und auch dem einen oder anderen skurrilen Stilleben fotografisch zu erschließen. Doch sie tritt in den Hintergrund. Martin Waldbauer sattelte 2014 auf Analogfotografie um, beschaffte sich zwei Mittelformatkameras sowie eine Großformatkamera (deren Negativgröße entspricht etwa einem DIN A4-Blatt!); es blieb beim konsequenten Schwarzweiß, der bevorzugten halbtotalen oder halbnahen Einstellung und dem Naturlicht, doch das Interpretieren „lernte er quasi von der Pieke auf neu im Selbststudium“.

Martin Waldbauer, „Max“, Analogfotografie (Quelle: Waldbauer)

Gemeint ist hier die Arbeit am Negativ bei der Wahl des Bildausschnitts und später am Entwicklerbecken in der Dunkelkammer und das Zusammenwirken von selbst erstellter kontraststeigernd arbeitender Entwicklerflüssigkeit mit Fotopapieren. Das ist – und hier liegt eine der Besonderheiten dieser Fotoarbeiten – bisweilen mehrere Jahrzehnte alt und heute nur noch schwer zu bekommen.

Martin Waldbauer, „Holzhauerhände“, Analogfotografie (Quelle: Waldbauer)

Die Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg zeigt nun in einer Werkschau neue Arbeiten Martin Waldbauers. Landschaften, Stilleben, Portraits, „Grenzland“-Impressionen entstanden bei Reisen entlang oder über die Deutsch-Tschechische Grenze. Waldbauer wollte dem Wesen von Mensch und Landschaft nachspüren. Ist das „dort drüben spürbar Vertraute und das spürbar Andere“ irgendwo in den Gesichtern der Leute eingeschrieben? In den Jungen oder den Älteren? Oder findet man das zwischen Bachläufen und Weidezäunen (also Grenzmarkierungen im Kleinen)? Schaut man anders hin, wenn man mittlerweile selbst in den Dreißigern angekommen ist? Eines ist gewiss, diese Fotografien sind von bestechender Intensität und in der sorgfältigen handwerklichen Gestaltung ihrer Kontrastwirkung bildgewordene und so nacherlebbare Passion eines Lichtbildners.

Martin Waldbauer, Portraitfoto mit Kamera (Foto: Schmidt, Archiv)

Die Ausstellung „Spuren der Zeit“ eröffnet am Sonntag, 18. September 2022 um 16 Uhr in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg (Am Burgberg 5, 94127 Neuburg am Inn). Diese zweite große Einzelausstellung Martin Waldbauers wird danach noch bis 30. Oktober 2022 jeweils dienstags bis sonntags (11 bis 17 Uhr) bei freiem Eintritt zu besichtigen sein.

- Werbung-

More articles

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Anzeige -

Letzte Beiträge