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Samstag, April 20, 2024

Ostbayerns Handwerk schlägt Alarm

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Mehr als zwei von drei Betrieben klagen über zum Teil massiv gesunkene Umsätze: Die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz fürchtet viele Insolvenzen und fordert ein umfassendes Aktionsprogramm für die Wirtschaft

Regensburg (obx) –  Bund und Länder haben in Deutschland ein beispielloses Finanzierungskonzept ins Leben gerufen, um der Wirtschaft in der Corona-Krise zu helfen. Ostbayerns Handwerk fordert aber mehr: „Diese Erst-Hilfen werden nicht ausreichen“, warnt Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Die Pandemie dauere an und damit der Druck auf die 38.000 Handwerksbetriebe in Ostbayern. Deshalb fordert die Handwerkskammer, deren Mitgliedsunternehmen mehr als 200.000 Menschen beschäftigen, ein umfangreiches Wirtschaftsprogramm. Dieses soll den weiteren Prozess in der Corona-Krise flankieren und den Handwerkern Perspektiven bieten.

„Etliche unserer Betriebe leiden unter massiven Einbußen. Bayernweit mussten bereits 71 Prozent der Unternehmen Umsatzrückgänge hinnehmen, 49 Prozent melden stornierte Aufträge“, sagt Haber. Auch wenn die Soforthilfen drohende Insolvenzen bisher in weiten Teilen abgefedert hätten, auf Dauer werde das nicht reichen. „Quer durch alle Branchen haben viele Betriebe seit Wochen weniger oder sogar keine Einnahmen. Trotzdem laufen ihre Verbindlichkeiten wie Mietzahlungen oder Lebensunterhalt weiter.“ Das fresse die angesparten Reserven schnell auf. „Die klare Folge ist: weniger Investitionen, weniger wirtschaftlicher Erfolg“, schätzt Haber. Deshalb brauche das Handwerk ein marktwirtschaftlich orientiertes Programm, das die Nachfrage nach Handwerksleistungen stützt, die Ertragskraft der Unternehmen stärkt und ihre Liquidität verbessert.

Das Wirtschaftsprogramm soll laut Handwerkskammer beispielsweise eine beschleunigte öffentliche Auftragsvergabe möglich machen. Dort sollten besonders auch kleine und mittlere Unternehmen berücksichtig werden. Das Ziel: Konsum und Investitionen ankurbeln. Bund, Länder und Gemeinden müssen jetzt antizyklisch Geld ausgeben, anstatt ihre Investitionen herunterzufahren, fordert auch Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Nur in konzertierten Aktionen sei es möglich, die Handwerkswirtschaft durch die Krise zu steuern. 

Die Kammer hofft auch, dass Steuer- und Abgabenlast für das Handwerk sinken. „Wir brauchen eine längst überfällige Unternehmenssteuerreform, Steuerstundungen allein reichen nicht aus“, so Kilger. Neben einer Entlastung bei der Einkommenssteuer fordert die Handwerkskammer einen schnellen und vollständigen Abbau des Solidaritätszuschlags. „Um die Liquidität der Unternehmen zu verbessern, muss man außerdem die Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge rückgängig machen“, ergänzt Georg Haber.

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