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Dienstag, März 19, 2024

Bewältigung des Fachkräftemangels ist wohlstandsentscheidend

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MdL Taubeneder sieht die zunehmende Akademisierung der Gesellschaft kritisch – und wirbt für die Berufsausbildung

Passau. Ob mit oder ohne Corona – auf dem Arbeitsmarkt bleiben zahlreiche Fachkräftestellen in vielen Branchen der bayerischen Wirtschaft unbesetzt. Verstärkt durch die demographische Entwicklung, werden im Freistaat bis zum Jahr 2030 über 1,3 Millionen Menschen im Arbeitsmarkt fehlen. Ein Problem, das auch den Rudertinger Architekten und Bauunternehmer Markus Krenn umtreibt. Krenn sieht neben der Deomgraphie in der zunehmenden Akademisierung der Gesellschaft einen zentralen Faktor des sich verstärkenden Mangels an Fachkräften.

Dazu tauschte sich der Unternehmer mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder aus, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Berufsschulverbands Passau selbst seit vielen Jahren eine sinkende Schülerzahl im Bereich der beruflichen Bildung beobachtet.

„Die Bewältigung des Fachkräftemangels ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit und mit Blick auf den Erhalt unseres Wohlstands zugleich eine existenzielle Frage“, veranschaulicht Taubenender die Dramatik der immer geringer werdenden Zahl an Fachkräften, allen voran im Handwerk und Bausektor. Dabei bestehe in Bayern und Deutschland eines der besten Systeme beruflicher Bildung weltweit. Die deutsche Berufsausbildung werde quer über den Globus geschätzt, anerkannt und biete zudem beste Verdienstmöglichkeiten, ist der Landtagsabgeordnete überzeugt. Dass hierzulande dennoch ein eklatanter Mangel an Fachkräften und Auszubildenden herrscht, ist für Unternehmer Krenn auch unweigerlich auf die zunehmende Akademisierung der Gesellschaft zurückzuführen und gefährde in letzter Konsequenz die Versorgungssicherheit und den Wohlstand des gesamten Landes.

Heute liegt der Anteil der Abiturienten in einem Jahrgang bereits über 50 Prozent. Der Anteil derjenigen, die sich für einen akademischen Werdegang entscheiden, ist unwesentlich geringer. Weil dies aber nicht die wirtschaftliche Bedarfe widerspiegelt, treten zwei gleichermaßen problematische Effekte auf: Einerseits mangle es in immer mehr akademischen Fachrichtungen an einer ausreichenden Zahl an qualifizierten Arbeitsplätzen für die zahlreichen Absolventen, andererseits mangle es in den meisten klassischen Ausbildungsberufen an qualifiziertem Fach- und Arbeitskräften. Ein weiteres Problem, so zeigt es Krenns Erfahrung, ist zudem der mangelnde Praxisbezug der akademischen Ausbildung in technischen Studiengängen. Nur die wenigsten Studenten absolvieren im Vorfeld ihres Bautechniker-, Ingenieurs- oder Architekturstudiums eine Berufsausbildung oder erwerben im Studienverlauf vergleichbare praktische Kompetenzen.

„Als ich am Oskar-von-Miller-Polytechnikum mein Studium aufnahm, war eine abgeschlossene Berufsausbildung – neben der Mittleren Reife bzw. später der Fachhochschulreife – Studienvoraussetzung“, erinnert sich Markus Krenn. „Mit diesem praktischen Erfahrungsschatz fiel es mir im Anschluss wesentlich leichter, mein Studium zu absolvieren und in das Berufsleben einzusteigen.“ Dieses Verständnis und der Bezug zur Praxis auf den Baustellen, würden den meisten Hochschulabsolventen nicht nur im Bereich der technischen Berufe heute fehlen, wie Krenn mit Bedauern feststellt. Er fordert daher mehr praktische Ausbildung vor dem oder während des Studiums und empfiehlt – wo immer möglich – eine (verkürzte) Berufsausbildung im Vorfeld der akademischen Ausbildung. Auch MdL Taubeneder will mehr Absolventen aller Schularten für die Berufsausbildung gewinnen: „Die berufliche Bildung bietet alle Chancen und ist keinesfalls weniger wert als eine akademische Laufbahn. Das gilt auch für Abiturienten.“

Würden mehr junge Menschen sich nach ihrem Schulabschluss für eine Berufsausbildung entscheiden, gäbe es mehr dringend benötigte qualifizierte Fachkräfte im Handwerk und in der Baubranche, weniger arbeitssuchende oder für ihre Arbeitsstellen überqualifizierte Akademiker und womöglich auch eine geringere Abbruchquote im Studienbereich, ist Matthias Krenn überzeugt.

Zudem sei eine berufliche Ausbildung für verschiedenste Lebenswege ein großer Gewinn: „Ein Gesellen- oder Meisterbrief eröffnet heute alle Möglichkeiten; ein auskömmliches Anstellungsverhältnis, den Weg in die Selbstständigkeit oder auch den Zugang zu einem ergänzendem Studium“, so der Landtagsabgeordnete Walter Taubeneder.

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