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Freitag, April 26, 2024

40 Jahre Fahrdienst der Malteser

Lesestoff

Erste Leiterin zu Besuch bei ihrem Nachfolger

Passau. „1. Juni 1979: Frl. Brigitte Krompaß übernimmt die Arbeit im Sonderfahrdienst für Schwer- und Schwerstbehinderte.“ So steht es in den Annalen der Passauer Malteser geschrieben. 40 Jahre später ist aus dem Fahrdienst etwas geworden, woran die Verantwortlichen damals ganz bestimmt nicht gedacht haben: Der mit Abstand größte Dienst der Malteser mit den meisten Mitarbeitern.

40 Jahre Fahrdienst: Ein Grund für das damalige „Frl. Krompaß“, jetzt Brigitte Lindermayr, an der Diözesangeschäftsstelle in Hacklberg vorbeizuschauen und sich über die aktuelle Entwicklung zu informieren. Fahrdienstleiter Bernhard Kilger hieß seine Vorgängerin herzlich willkommen, die beiden waren sich auf Anhieb sympathisch und beide erfuhren bei ihrer Begegnung immer wieder Dinge, die sie erstaunten und überraschten.

Brigitte Lindermayr war erst 19 Jahre alt, als sie die Aufgaben der Fahrdienstleiterin übernahm. Noch heute erinnert sie sich ganz genau an die allererste Fahrt: „Es war Maria G. aus der Nähe von Röhrnbach. Der Fahrauftrag hing tagelang an der Pinnwand. Und voller Spannung erwarteten die Kollegen und ich den Zeitpunkt, an dem die Fahrt stattfinden sollte.“ Damals wurden die Fahrten in erster Linie von Zivildienstleistenden durchgeführt. An den Wochenenden und abends waren Ehrenamtliche im Einsatz.

Das Bild zeigt das erste rollstuhlgerechte Fahrzeug der Passauer Malteser, einen Talbot Rancho (Foto: Archiv Malteser)

„Aber es kam auch vor, dass ich selbst kurzfristig einspringen musste, etwa weil sich ein Teilnehmer spontan dazu entschlossen hatte, zum Friseur zu fahren“ erzählt Brigitte Lindermayr. „Und wir wollten die Wünsche so weit möglich immer erfüllen“. Das ist auch heute noch so, wenngleich der Fahrdienst inzwischen ganz andere Dimensionen erreicht hat: 248 Mitarbeiter sind hier aktuell beschäftigt.

Ein Meilenstein war es, als die Malteser 1981 das erste Fahrzeug für Rollstuhlfahrer anschafften. Es war ein Pkw der Marke Talbot Rancho. Natürlich war Brigitte Lindermayr dabei, als Bischof Antonius Hofmann ihn und zwei weitere Fahrzeuge bei einer großen Feier am Domplatz segnete. In unmittelbarer Nachbarschaft am Steinweg 8 befand sich damals die Dienststelle im Caritas-Haus.

Der Fahrdienst expandierte kontinuierlich und später kamen zum Rancho ein Kleinbus für Rollstuhlfahrer, ein Opel Kadett und ein VW Caddy hinzu. Heute umfasst der Fuhrpark des Fahrdienstes 98 Fahrzeuge, meist Kleinbusse, davon 48 behindertengerecht mit Einstiegshilfe und 30 Fahrzeuge mit Hebebühne für behindertengerechter Rollstuhlbeförderung. Das Einzugsgebiet ist die ganze Diözese Passau, von Altötting bis Zwiesel und von Pfarrkirchen bis nach Freyung.

Zum Treffen mit Bernhard Kilger hatte Brigitte Lindermayr alte Bilder mitgebracht, die sie unter anderem Anfang der 1990-er Jahre in dem damals ganz neu bezogenen Gebäude in Hacklberg am Funkgerät zeigen. „Das war damals eine Sensation“, erklärte sie. Erstmals waren nämlich die Fahrer damit unterwegs erreichbar. Kaum vorstellbar im Handy-Zeitalter. Die erste Fahrdienstleiterin erzählte auch, dass der damalige Geschäftsführer Josef Seibold aus Freyung den Fahrdienst initiiert hat. Wie so manch anderen Dienst auch, bei dem die Malteser zum Teil Pioniere und ihrer Zeit voraus waren. „Ich wüsste nicht, dass zu der Zeit außer uns noch jemand anderer in der Stadt einen Sonderfahrdienst angeboten hat“, so Brigitte Lindermayr weiter.

40 Jahre: Fahrdienstleiter Bernhard Kilger (v.r.) und sein Mitarbeiter Karl Schenk ließen es sich natürlich nicht nehmen, der ehemaligen Fahrdienstleiterin Brigitte Lindermayer den nagelneuen, rollstuhlgerechten Ford Transit samt Hebebühne zu zeigen (Foto: Krenn)

„Aus meiner Sicht ist der Fahrdienst nebenbei mitgelaufen. Gemacht haben wir ganz viele Sachen. Sanitätsdienste organisiert und große Veranstaltungen. Und wenn vom Dom wer kam, weil jemand umgefallen ist, waren wir auch da“, erzählte Brigitte Lindermayr.

Sie berichtete auch, dass die Malteser früher fast ausschließlich sogenannte Individualfahrten durchführten. „Jeder Berechtigte hatte vier Fahren im Monat in einem Umkreis von etwa 25 Kilometern frei, um Verwandte zu besuchen oder einzukaufen. Die Kosten übernahm in der Regel der Bezirk Niederbayern. Später kamen auch noch Fahrten zum Arzt oder zu Behandlungen hinzu.“

„Ihr habt nur Erwachsene gefahren und keine Kinder?“, fragte ganz erstaunt Karl Schenk, der die ganze Zeit interessiert zugehört hatte. Der Mitarbeiter war vorbeigekommen, um Brigitte Lindermayr sein Dienstfahrzeug zu zeigen, einen nagelneuen, rollstuhlgerechten Ford Transit. „Ja“, bestätigte diese und Bernhard Kilger erklärte ihr das aktuelle Fahrtaufkommen: „Ca. 90 Prozent sind Schulfahrten. Dazu kommen Fahrten für die Donauhof-Werkstätten, die Dreiflüsse-Werkstätten, den Freizeitclub der Lebenshilfe e.V. und Dialysefahrten.“ Immer noch sind die Malteser allerdings für die Behindertenfraternität im Einsatz, die auch Brigitte Lindermayr noch gut aus ihrer Zeit kennt.

Seit am 4. März 1996 die erste Fahrt in Zusammenarbeit mit der Caritas-Behindertenhilfe St. Severin in Passau-Grubweg stattfand, ging die Entwicklung immer mehr von Individualfahrten hin zu Linienfahrten und die Zahlen steigerten sich kontinuierlich. Wurden 1994 noch 118.821 Kilometer zurückgelegt, waren es 2003 schon 727.151 Kilometer, 2006 wurde erstmals die 1 Mio.-Grenze überschritten und im Jahr 2018 betrug die Kilometerleistung 2.499.321.

Natürlich läuft die Tourenplanung längst elektronisch. Ganz anders war es früher. „Da gab es noch keinen Computer. Wir hatten ein Buch, da schrieben wir die Fahrten mit Uhrzeit, Fahrer und Fahrzeug ein“, erklärte die ehemalige Fahrdienstleiterin. Sie erzählte auch von außergewöhnlichen Fahrten. So fuhren die Ehrenamtlichen eine junge Frau freitags in die Diskothek nach Büchl. Die Rückfahrt war dann in der Regel zwischen 2.00 und 3.00 Uhr in der Nacht. „Das kenne ich auch“, sagte Bernhard Kilger, der von Fahrten um 1.00 Uhr nachts berichtete. „Wir haben auch eine Art Zettel“, sagte er zur Tourenplanung. „Der ist im Bildschirm drin und beinhaltet jeden Tag 80 Touren allein für die Schulen.“

Die Drei kamen auch auf die Themen Mitarbeiter-Aus- und Fortbildung im Allgemeinen sowie Fahrerschulung und Ausbildung in der Rollstuhlsicherung im Besonderen zu sprechen. Schnell stellte sich heraus, dass sich in dieser Hinsicht in 40 Jahren nichts Wesentliches geändert hat. Früher wie heute ist dieses Thema den Maltesern sehr wichtig. „Wir legen besonderen Wert darauf, unsere Mitarbeiter ständig zu schulen und unseren Fuhrpark zu verjüngen“, betonte Bernhard Kilger. Aus privaten Gründen beendete Brigitte Lindermayr im Jahre 1993 ihre hauptamtliche Tätigkeit bei den Maltesern, engagiert sich aber nach wie vor ehrenamtlich, wie etwa beim Seniorenball oder beim Gottesdienst zum Tag des seligen Gerhard, und auch beim Hochwasser war sie zur Stelle.

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