Feuchtlebensraum am Ortsrand von Neuschönau wird aktuell aufgewertet
Ein ehemaliges Hochmoor in direkter Nähe zum Nationalparkzentrum Lusen bei Neuschönau soll wieder nässer werden. Daher werden dort, in Sichtweite des Rundwegs Dachs, im Auftrag des Nationalparks aktuell Fichten gefällt. Aber nicht nur so soll die Fläche in Zukunft wieder mehr Wasser speichern können.
Das knapp zwei Hektar große Areal liegt in der Managementzone am Rand des Schutzgebiets. Weil der Mensch hier einst Entwässerungsgräben angelegt hatte, entwickelte sich das Hochmoor in einen Fichten-Moorwald. Und selbst der ist mittlerweile deutlich ausgetrocknet. Das hat vornehmlich zwei Gründe, wie Tobias Windmaißer, Nationalparkmitarbeiter im Sachgebiet Naturschutz und Forschung, erklärt: „Zum einen wirken die Entwässerungsgräben nach wie vor. Sie führen regelmäßig größere Wassermengen aus der Fläche ab. Zum anderen haben sich die auf dem ausgetrockneten Moor gepflanzten, zum Teil auch selbst angesiedelten Fichten übermäßig dicht und stark entwickelt.“ Ein so extrem dichter Bestand kostet dem einstigen Moor alljährlich mehrere Millionen Liter Wasser.
„Weil der ganze Nationalpark zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 gehört, existiert ein klarer rechtlicher Auftrag derartige Flächen naturschutzfachlich aufzuwerten“, betont Nationalparkleiterin Ursula Schuster. „Und diesem Auftrag kommen wir, wie auch bei ähnlichen Vorhaben in jüngster Zeit, gern nach.“ Bei der vergangenen Kartierung wurde dem einstigen Moor schließlich ein schlechter Erhaltungszustand beschieden, weshalb nun Maßnahmen zur Verbesserung anlaufen. Dieses Vorgehen ist auch im Nationalparkplan so festgehalten.
Doch mit der Auflichtung des Bestands ist es nicht getan. Wenn die erfolgreich verläuft, können bald schon die Gräben verschlossen und Dämme eingebaut werden. Dann wird es im Zentrum des einstigen Moors wieder deutlich nässer. Auf die Umgebung hat dies aufgrund der Topographie des Gebiets kaum direkte Auswirkungen. Die Maßnahme ähnelt damit der Revitalisierung, welche 2015 in der Kleinen Au bei Altschönau stattfand, dort aber in deutlich größerem Umfang. „Die Kleine Au hat sich seither sehr gut entwickelt“, bilanziert Nationalparkmitarbeiterin Rabea Klümpers zehn Jahren nach der Umsetzung dort.
Im Fichten-Moorwald bei Neuschönau soll die Entwicklung ähnlich ablaufen. Wenn nun die wüchsigeren Fichten entnommen werden, bleibt aber alles andere als eine kahle Fläche zurück, sondern ein lichter Fichten-Birken-Tannen-Wald mit zahllosen jungen Fichten und Tannen im Unterwuchs. Aber eben auch zunehmend Torfmoos, dem es momentan zumeist viel zu schattig ist. Punktuell werden dadurch sogar kleine Bereiche mit typischer Übergangsmoorvegetation und damit Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten entstehen. Bis es so weit ist, braucht es aber noch Zeit, viel Licht und Wasser.
Um eine Anreicherung von Nährstoffen in dem natürlicherweise von Nährstoffarmut geprägten Moorlebensraum zu vermeiden, wird ein gewisser Teil der Fichten von der Fläche abgefahren. „Ein Teil des Holzes aber wird im oder am Rand des Moores liegengelassen“, erklärt Jakob Geiger, Leiter der Nationalpark-Dienststelle Neuschönau. „Dann aber selbstverständlich entrindet, damit darin keine Borkenkäfervermehrung erfolgen kann. Hierbei arbeiten wir mit einem Debarking-Harvester, der gefällte Fichten in einem Schritt fällen, entasten und entrinden kann.“ Auch naturschutzfachlich wertvolle Hochstümpfe kann die Maschine im Wald belassen. Denn auch das Vorhandensein einer gewissen Menge an Totholz in all seinen Ausprägungen gehöre zum guten Erhaltungszustand eines Moorwaldes.




