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Freitag, April 26, 2024

„Wir Händler kämpfen an vielen Fronten“

Lesestoff

Niederbayerische Unternehmer treffen sich zum “Handelsgespräch“

Die niederbayerischen Händler wehren sich gegen überbordende Bürokratie, erwarten sich im Kampf gegen verödete Innenstädte mehr Unterstützung und treten mit innovativen Konzepten und neuen Ideen gegen die wachsende Konkurrenz aus dem Internet an – diese Leitlinien haben sich durch ein “Handelsgespräch“ der IHK Niederbayern im Modehaus Pollozek in Pfarrkirchen gezogen. Vier Unternehmensvertreter aus unterschiedlichen Handelsbranchen haben sich bei dem Gespräch zu aktuellen Herausforderungen, Problemen und Chancen der Branche ausgetauscht. “Wir Händler kämpfen an vielen Fronten“, sagte Roman Pollozek, Geschäftsführer des Modehauses. Er nannte als Beispiel etwa Outlets und Markenstores, die mit anhaltenden Preisrabatten den Wettbewerb verschärften. “Die größte Herausforderung ist aber der Online-Handel, durch den die Geschäfte, aber auch die Innenstädte insgesamt an Frequenz einbüßen“, meinte Pollozek und traf damit den Nerv der Gesprächspartner. Hier wünschten sich die Händler mehr Einsatz der Städte und Gemeinden und forderten etwa schnellere und leichtere Genehmigungen für besondere Aktionen, eine bessere Koordinierung von verkaufsoffenen Sonntagen oder ganz allgemein ein gemeinsames Vorgehen gegen die Leerstände in Innenstädten und Ortskernen.

 

Trafen sich zum Handelsgespräch in Pfarrkirchen (von links): Roman Pollozek (Modehaus Pollozek), Peter Glas (Otto Glas Handels GmbH), Petra Steinberger (Dictum GmbH), Hans-Jürgen Honner (EDEKA Stadler + Honner Verwaltungs-GmbH) und Walter Keilbart (IHK Niederbayern)
Trafen sich zum Handelsgespräch in Pfarrkirchen (von links): Roman Pollozek (Modehaus Pollozek), Peter Glas (Otto Glas Handels GmbH), Petra Steinberger (Dictum GmbH), Hans-Jürgen Honner (EDEKA Stadler + Honner Verwaltungs-GmbH) und Walter Keilbart (IHK Niederbayern)

Auch eine Lockerung bei den Ladenöffnungszeiten, wie sie beispielsweise in den Nachbarländern längst üblich ist, steht auf der Wunschliste der Einzelhändler. “Dieses Thema anzugehen ist überfällig“, merkte Petra Steinberger an, Geschäftsführende Gesellschafterin des Werkzeughändlers Dictum aus Metten und Vorsitzende des IHK-Handelsausschusses. Sie forderte nicht unbedingt längere Öffnungs- und damit Arbeitszeiten, sondern vielmehr die Freiheit, die Öffnungszeiten flexibel auf die Interessen der Kunden abzustimmen. Aus Sicht des Modehandels seien mehr offene Sonntage wichtig, ergänzte Pollozek: “Am Sonntag haben die Leute Zeit und Lust zum Einkaufen. Ich würde lieber an einem anderen Tag schließen oder die Öffnungszeiten verkürzen, wenn wir dafür am Sonntag öffnen dürften.“

Weniger um Ladenöffnungszeiten, sondern vielmehr um Genehmigungen für geeignete Standorte sorge sich die Lebensmittelbranche, berichtete Hans-Jürgen Honner. Er führt zusammen mit seinem Cousin Stephan Stadler mehrere EDEKA-Märkte in Nieder- und Oberbayern. “Die Situation in der Lebensmittelbranche hat sich in den vergangenen 25 Jahren drastisch verändert. Die Verbraucher haben gesteigerte Erwartungen an die Angebotsvielfalt, deswegen braucht es eine bestimmte Größe und das wiederum macht die Suche nach einem geeigneten Standort schwieriger“, erklärte Honner. In einer veränderten Handelslandschaft gerate damit letztlich die Nahversorgung in Gefahr.
Wichtig waren daneben allen Händlern Verbesserungen bei der Infrastruktur – von Verkehrswegen bis Breitband, denn selbstverständlich könne sich auch der stationäre Händler vor Ort nicht vor dem Internet verschließen. Das Fazit zog Peter Glas, Großhändler aus Eggenfelden und IHK-Vizepräsident: “Wer in Zukunft erfolgreich sein will, benötigt eine ausgezeichnete Logistik und ein leistungsfähiges Datenmanagement. Aber solange Menschen über Gefühle verfügen, wird man sie im direkten Kontakt auch erreichen. Es braucht nur vielleicht neue Wege dorthin.“

Für den Wirtschaftsstandort Niederbayern spielt der Handel eine entscheidende Rolle. Rund ein Viertel aller IHK-Mitgliedsbetriebe im Bezirk sind Einzelhändler, etwa 31.000 Menschen arbeiten in der Branche. Auch in der Ausbildung ist der Handel stark, die niederbayerischen Betriebe bilden derzeit rund 2.200 junge Menschen aus.

(Bild zuoberst: Trafen sich zum Handelsgespräch in Pfarrkirchen (von links): Roman Pollozek (Modehaus Pollozek), Hans-Jürgen Honner (EDEKA Stadler + Honner Verwaltungs-GmbH), Walter Keilbart (IHK Niederbayern), Petra Steinberger (Dictum GmbH) und Peter Glas (Otto Glas Handels GmbH)

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