Der Bildhauer Karl Ehlers als Grafiker. Werkschau im MMK Passau
(von Tobias Schmidt)
Passau. Karl Ehlers (1904-1973) ist Kunstfreunden vor allem als langjähriger Leiter der Bildhauer-Klasse der Werkkunstschule Münster in Westfalen ein Begriff. Am Eingang zum Zoologischen Karten der Stadt passiert man übrigens eine seiner bekanntesten Skulpturen – wellenförmiges Eisen, welches an eine Giraffe erinnert. Doch Karl Ehlers war auch Zeichner und hinterließ ein überraschend facettenreiches Werk. Es umfasst neben Zeichnungen auch Holzschnitte, Linolschnitte, Radierungen, Prägedrucke und Monotypien.
Eine Auswahl davon ist ab 9. Juli 2021 im Museum Moderner Kunst Passau unter dem Titel „Der Bildhauer Karl Ehlers als Grafiker. Abstraktion-Reduktion-Auflösung“ zu sehen. Erstmals in einer Retrospektive des grafischen Œuvre zeichnet die mit der in München ansässigen Ehlers’schen Nachlassverwaltung realisierte Schau jenen Weg von der nachahmenden, naturnahen Darstellung zu einer abstrakteren, minimalistischen Formensprache, wie sie in Ehlers Skulpturen (und nicht zu vergessen, die einiger seiner Bildhauer-Schüler) ihre idiosynkratische Form fanden. Und weil jede dreidimensionale Skulptur, irgendwann im bescheidenen, zweidimensionalen, doch dabei allen statischen Zwängen enthobenen Raum eines Zeichenblattes beginnt, sind hier für den Betrachter spannende Rückschlüsse möglich. Sie geben einen Einblick in gezeichnete innovative Ansätze, die sich an den Grenzen der Bildhauerei abarbeiten. Doch die Ausstellung ermöglicht mehr als einen Blick ins Skizzenheft und die Zeichenmappe eines Bildhauers, der in Norddeutschland wichtige Spuren hinterlassen hat. Anhand des sich gerade in den Nachkriegsjahren fortwährend wandelnden Gestaltungsinteresse Karl Ehlers‘ legt sie den Eigenwert seiner grafischen Arbeit offen.
Bis einschließlich 19. September wird die Ausstellung im Museum Moderner Kunst Passau (www.mmk-passau.de) jeweils Dienstag bis Sonntag (10-18 Uhr) zu sehen sein.