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Samstag, April 20, 2024

Niederbayerns Wirtschaft hat den Zenit erreicht

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IHK-Umfrage zeigt ausgezeichnete Lage, aber auch erste Eintrübungen in der Industrie

Die Wirtschaft in Niederbayern befindet sich weiter in einer Hochphase – doch der Zenit scheint erreicht. Bei der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage unter Betrieben aus Industrie, Handel, Dienstleistungen und Tourismus landet der IHK-Konjunkturklimaindikator erneut auf dem hohen Wert von 133 Zählern. „Die Betriebe bewerten ihre gegenwärtige Geschäftslage ähnlich hervorragend wie schon zu Jahresbeginn“, erläutert IHK-Präsident Thomas Leebmann das Umfrageergebnis. In Zahlen: 56 Prozent der Befragten beurteilen ihre wirtschaftliche Situation als gut, 37 Prozent als befriedigend und nur sieben Prozent als schlecht. „Dieser Aufschwung ist weiterhin getragen von einer starken heimischen Nachfrage und den guten Exportgeschäften der Unternehmen, insbesondere in Asien und in der Euro-Zone“, erklärt Leebmann.

Auch der Blick auf die kommenden zwölf Monate stimmt die Betriebe zuversichtlich. Jeder Vierte erwartet eine weitere Verbesserung, acht Prozent eine Verschlechterung. Dabei darf aber das derzeit außergewöhnlich hohe Niveau nicht außer Acht gelassen werden: „Ein noch stärkerer Anstieg ist aufgrund ausgelasteter Kapazitäten, vollen Auftragsbüchern und fehlenden Fachkräften nur schwer denkbar“, meint der IHK-Präsident. Zudem zeigen sich erste Anzeichen für eine Eintrübung der Konjunktur. „Das weltwirtschaftliche Umfeld wird zunehmend rauer. Das bekommt vor allem die exportstarke niederbayerische Industrie zu spüren“, berichtet Leebmann. Als Negativfaktoren nennt er den wachsenden Protektionismus weltweit, den bevorstehenden Brexit und die anhaltende Unsicherheit in der Handels- und Zollpolitik der USA. Daher hat sich der Umfrage zufolge speziell in der Industrie das Konjunkturklima verschlechtert, im Unterschied zu allen anderen Branchen. Ins Bild der Lage passt auch: Die Investitionsabsichten können den Aufwärtstrend aus den vorherigen Monaten nicht weiter fortsetzen. Sie stabilisieren sich auf hohem Niveau. Jeder Dritte möchte zukünftig weiter Geld in heimische Anlagen und Gebäude stecken, wobei der Fokus vor allem bei Ersatzbeschaffungen liegt. Neun Prozent planen aber eine Reduzierung ihrer Ausgaben.

Ein Problem für alle Branchen bleibt der Fachkräftemangel. „Wir erleben eine einzigartig lange konjunkturelle Hochphase in der Wirtschaft. Da schlägt der Personalmangel besonders stark zu Buche“, beklagt Leebmann. Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist weiterhin hoch: Jeder vierte Betrieb, und damit mehr als zuletzt, möchte zusätzliches Personal einstellen – vorausgesetzt, die Suche verläuft erfolgreich. Insgesamt sehen 76 Prozent der niederbayerischen Unternehmen im Fachkräftemangel ein Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Diese Knappheit schlägt sich auch bei den Arbeitskosten nieder, die an zweiter Stelle der Risikobewertung platziert sind. In der Folge sehen sich 40 Prozent der Betriebe gezwungen, an der Preisschraube zu drehen. Drohende Diesel-Fahrverbote sehen 61 Prozent der Unternehmen mit Sorge, dabei würden mögliche Fahrverbote in den Innenstädten vor allem die Einzelhändler treffen. Die Hälfte der Unternehmen fürchtet zudem Einschränkungen durch Datenschutzauflagen im Zuge der EU-Datenschutzgrundverordnung.

Beim Thema Flächennutzung ist die Position der Wirtschaft eindeutig. Jeder fünfte Betrieb berichtet bereits jetzt von Problemen, geeignete Flächen für Standorterweiterungen zu finden. Als Gründe dafür werden neben der eigentlichen Verfügbarkeit von Flächen am häufigsten Nutzungskonflikte und ausstehende Baugenehmigungen genannt. Die Industrie ist davon überdurchschnittlich stark betroffen. „Damit sich die gute wirtschaftliche Entwicklung in Zukunft weiter fortsetzen kann, müssen Flächen in ausreichender Größe und Qualität gesichert werden“, fordert daher Leebmann. „Die aktuell geforderte Obergrenze geht in die falsche Richtung. Stärker ins Auge gefasst werden sollten hingegen die interkommunale Zusammenarbeit zur Entwicklung von leistungsfähigen Gewerbestandorten sowie verbindliche kommunale Flächenkonzepte.“
Der detaillierte Konjunkturbericht samt einer Auswertung nach einzelnen Branchen ist interaktiv aufbereitet im IHK-Internetauftritt verfügbar: www.ihk-niederbayern.de/konjunktur

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