Friedrich Hirschl und sein neuer Lyrikband „Stilles Theater“ am 18. November 2017 im Gasthof Haiböck
(von Tobias Schmidt)
Wegscheid. Fünf Jahre sind vergangen, seit „Flussliebe“, das letzte Buch des Passauer Lyrikers Friedrich Hirschl, erschien.
Das Buch wurde in über fünfzig Zeitungen im gesamten deutchsprachigen Raum besprochen. Es folgten Lesereien landauf landab, der Tod von Hirschls Passauer Verleger Karl Stutz, der sechzigste Geburtstag, der Kulturpreis des Landkreises Passau.
Überdies erwiderte ausgerechnet der Inn die titelgebende Flussliebe nicht, sondern stand beim Hochwasser 2013 buchstäblich vor des Dichters Haustür. Der schmiedete Verse gegen das renitente Gewässer. Nachzulesen sind sie nun in seinem achtem Buch „Stilles Theater“, welches im September in der Viechtacher edition lichtung erschien.
Doch in den 110 Gedichten steckt noch mehr: Zwischenmenschliches, die Natur im Jahreslauf, ihr von der Zivilisation beigebrachte Veränderungen, kleine Beobachtungen am Wegesrand der immer noch täglichen Inspirations-Spaziergänge Friedrich Hirschls.
Der 61-jährige Philosoph und Theologe pflegt dabei einen Blick auf die Welt, die selbst jede leise Ironie noch in zart behauene Zeilen eingebettet wissen will. Eine regelrecht „zärtliche“ Weltsicht. Worüber dennoch nicht die Arbeit im „Steinbruch der Wörter“ vergessen werden darf.
Sich das Staunen bewahren, Sprachbilder für alltägliche Beobachtungen finden, eine kleine Begebenheit darum nur andeutungsweise und in wenigen, wohlgesetzten Worten erzählen, achtsam mit der Dramaturgie der stets wenigen Zeilen umgehen, weißt das Ergebnis am Ende noch über den Tag hinaus?
Der Zweifel schreibt stets mit, Worte werken ist Kärrnerarbeit. Dieses Mal haben es Friedrich Hirschl die Metaphern angetan: auf Bäumen beobachtet er „Laubschwalben“, Himmels- und Wetterphänomene bereitet die „Wolkenküche“ zu, Stadtbürger flüchten aus dem am Fluss gelegenen „Nebelnest“, die hinter „Wolkentruppen“ verborgene „Scharfschützin“ Sonne, „verschießt Lichtkugeln“, und Kamine „blasen Rauchsoli“. Solche Bilder lassen auch melancholisch-zweifelnde Auflösungen zu, hier fragt Hirschl bisweilen, ob es immer so richtig ist, wie wir mit der Natur umgehen. Bauten, Gegenstände, Pflanzen wird mit leisem Humor menschliches Verhalten untergeschoben: Ein Poller „strotzt vor Kraft“, weil gleich mehrere Lastkähne daran festgemacht haben, er ist darum am Donaukai „der stille Star“. Und immer wieder wird der staunende Mensch in diese Szenerie gestellt, an ganz wenigen Stellen ist es erstmals auch ein lyrisches Ich, womöglich der Dichter selbst.
Das titelgebende „Stille Theater“ kann gut und gern für seine Lyrik an sich stehen. Dieses schöne Bild von der (Um)Welt als (Natur)Bühne, auf der gerade eine Vorstellung zu Ende ging. Hirschl fand es im „Neue Mitte“ genannten Stadtteil Passaus.
Dort, wo die Zivilisation die von ihr angepflanzte Natur nachts mit Scheinwerfern anstrahlt. Wer von beiden streicht auf dieser Bühne eigentlich den Applaus ein?
Der Wegscheider Kulturbrettl e.V. (Info-Telefon 08592 93 109) lädt am Samstag, 18. November 2017 um 20 Uhr herzlich ein zu einer Lesung mit Friedrich Hirschl aus seinem aktuellen Lyrikband „Stilles Theater“ in den Wegscheider Landgasthof Goldener Löwe, Kirchstraße 2.
(Bild: Friedrich Hirschl – Foto: Schmidt)