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Dienstag, April 23, 2024

Ikonisches und Zeitkritisches in Acryl

Lesestoff

Ausstellung des Passauer Künstlers Adrian Barchet im Kulturmodell

(von Tobias Schmidt)

An der Universität und im Innstädter Kaffeewerk stellte Adrian Barchet bereits aus. Nun sind zweiundzwanzig Bilder des aus Erding stammenden Künstlers im Donauatelier des Kulturmodells zu sehen.

Design und Pop Art verbinden sich in den Arbeiten dieses Autodidakten, der 2015 mit in Acryl gemalten Schauspielporträts und ikonischen Filmszenen begann. Diese entwickelte er aus den farbenfrohen Hintergründen heraus, und mit der Zeit wurden sie immer großformatiger. Später begann Barchet mit der beliebten Pouring Technik zu experimentieren, bei der den Acrylfarben ein silikonbasierter Verdünner beigemengt wird, der die Farben gießfähig macht. Die Oberfläche ist bearbeitbar, Ähnlichkeiten zu der aus dem Textilbereich bekannten Batikoptik bestehen. Fixiert wird der Farbauftrag durch das gezielte Erhitzen der Farben, wobei eine zellenartige Oberflächenstruktur entsteht – im Ergebnis sieht es ein bisschen so aus, als würde man durch ein Mikroskop schauen. Seine Motive setzt Barchet entweder anschließend auf oder konturiert es quasi im Negativverfahren durch Übermalung. Im letzteren Fall zieht er bisweilen noch eine „gegenständliche Zwischenebene“ mittels Plexiglasdruck ein. So entsteht ein dreilagiges Bild – oder ist das bereits eine Skulptur?

Adrian Barchet “Insight“, Acryl auf Leinwand, 2019 (Foto: Schmidt)

Den Bildtiteln sind einige Texte beigefügt, die die zeitkritische Auseinandersetzung des Künstlers nachvollziehen lassen und auch den Betrachter stimulieren. Wo steht die Menschheit am Ende des Maschinenzeitalters?, fragt etwa der globalisierungskritische Linguist und Philosoph Noam Chomsky. Ein anderes Porträtbild will als Plädoyer für den mutig in der Welt ausgelebten Tagtraum verstanden werden. Und der Sozialphilosoph und Begründer des Kommunismus Karl Marx wendet sich mit einer Nachricht direkt an die Bildbetrachter, und lädt diese zu einer Diskussion über eine freiheitliche Politik der Vernunft ein. Eine gewisse, angenehme Gedankenschwere ist dieser, in frechen Farben daher kommende Ausstellung also zu Eigen.

Adrian Barchet “Sound of Expression“, Acryl auf Leinwand, 2019 (Foto: Schmidt)

Es wird übrigens die letzte Passauer Schau Adrian Barchets sein, denn kürzlich erwarb er seinen Studienabschluss und wird sich örtlich neu orientieren. Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 25. August jeweils donnerstags bis sonntags, 14-17 Uhr im Kulturmodell, Bräugasse 9 zu sehen. Eintritt frei.

Adrian Barchet “Never (Anmerkung der Red.: Das Wort ‚Never‘ ist dabei durchgestrichen, was hier nicht dargestellt werden kann) change a winning team“, Acryl auf Leinwand, 2019 (Foto: Schmidt)
Adrian Barchet “Modern Retro“, Acryl auf Leinwand, 2019 (Foto: Schmidt)
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