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Donnerstag, April 25, 2024

Die Seele haust im Hinterland

Lesestoff

Fotoausstellung „Zeitlang“ von Sebastian Beck und Hans Kratzer in der St. Anna-Kapelle

(von Tobias Schmidt)

„Zeitlang – Erkundungen im unbekannten Bayern“ heißt ein Ende 2018 im Verlag Süddeutsche Zeitung Bildband von Sebastian Beck und Hans Kratzer. Beck ist Leiter der Bayernredaktion der Süddeutschen Zeitung und wurde für seine Beiträge unter anderem mit dem Wächterpreis der Deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Als Fotograf ist er Autodidakt.

Der gebürtige Niederbayer Hans Kratzer ist den SZ-Lesern unter anderem durch seine Literaturrezensionen und Artikeln zu bayerischer Landesgeschichte bekannt. Er wurde u.a. vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger mit dem Theodor-Wolf-Preis ausgezeichnet. Er steuert poetische und hintersinnige Texte als Bildkommentare zur Ausstellung bei.

Landshuter Hochzeit: Johanna Gandorfer als polnische Fürstin zu Pferde (2017) – Bildquelle: Sebastian Beck

Die beiden Redakteure bereisten das ländliche Bayern abseits touristischer Destinationen, schauten dort hin wo sich Urtümliches noch erhalten hat, oder wo auf ganz stille Weise drastische Veränderungen vor sich gehen. Der Boxkampf am Volksfest – wo gibt’s das noch? Enduro-Sandbahnrennen in Pfarrkirchen, oder Steilwandfahrer Don Strauss am Motodrom – irgendwie archaisch wie ein nordamerikanisches Rodeo. Porträts kantiger Charaktere –Künstler Anton Kirchmair bei einem Nachtspaziergang in Marchhäuser, dort wo der Bayerische Wald ganz besonders dunkel ist. Wirte und Wirtshäuser auf dem Land – bei Josefa Singer etwa in Daberg nahe der Tschechischen Grenze. Was dabei „typisch“ ist, muss nicht immer schön sein. Hässlich ja, oder aber skurril und ironisch. Garagen neben Kirchenportalen, weggentrifizierte Dorfwirtschaften, extensive Landwirtschaft, die eben auch neue – meist wenig erquickliche – Landschaftsbilder hervorbringt.

Christian „Don Strauss“ Ganslmeier, Steilwandfahrer und einer der Geschäftsführer des Original Motodroms (2018) – Bildquelle: Sebastian Beck

Viele von Becks Aufnahmen entstanden in Ostbayern und der Umgebung von Passau. Womöglich ist „hier ja noch etwas da“, womöglich sucht man die Seele eines Landes ja am besten im Hinterland. Weil es da wo es „rauh“, eben auch echt und unverstellt zugeht.

Die Ausstellung „Zeitlang“ ist noch bis 16. Februar 2020 in der Passauer Sankt-Anna-Kapelle jeweils Dienstag bis Sonntag 13-18 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen.

Am Donnerstag, 23. Januar um 19 Uhr und am Sonntag , 2. Februar um 11 Uhr wird Hans Kratzer jeweils durch die Ausstellung führen. Am Donnerstag, 13. Februar gibt es ab 19 Uhr Erläuterungen bei einer Führung mit Sebastian Beck. 

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