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Freitag, März 29, 2024

„Let it snow“

Lesestoff

WeiberRatsch – die Kolumne

(von Doris Blöchl)

Also, das Horoskop war immer noch eines der wenigen Dinge, auf die man sich verlassen konnte. Falls einem die Aussage nicht passte, konnte man immer noch eine ganze Menge hinein interpretieren, um es passend zu machen. Aber vor ein paar Tagen hat mir mein Tageshoroskop tatsächlich eine Überprüfung meines Impfpasses empfohlen. Ja, geht’s eigentlich noch? Sind nun auch die Sterne bereits gut bezahlte Berater und Nutznießer der Pharmaindustrie? Hiermit kündige ich also den Sternen die Freundschaft.

Fehlt nur noch, dass uns der Wetterbericht rät, dass die eine oder andere Witterungslage besonders gut geeignet für Impfungen sei. Zum Beispiel bei Schäfchenwolken, weil die so süß anzuschauen sind, oder bei Sonnenschein, weil man da stabiler ist. Sogar bis zum Wettergeschehen und der Milchstraße verfolgt uns also das Thema Corona und Impfung. Wo sind wir davor eigentlich noch sicher? Und jeder, wirklich jeder, mit dem man sich unterhält, möchte viel lieber über irgendetwas anderes sprechen. Eigentlich über alles, außer Corona und sämtliche damit verbudenen Auswirkungen.

Tatsache ist: eine derartige Unterhaltung ist schlicht nicht möglich. Denn es gibt keine Zerstreuung mehr, keine Freizeitbeschäftigung, keinen Sport – lauter Themen, über die man sich im Normalfall unterhalten würde. Dazu kommt der geplante Skiurlaub oder die Hüttengaudi – ebenfalls Fehlanzeige. Wer nun glaubt, dass die gute alte Politik noch Anlass zu angeregten Diskussionen bietet – es gibt auch hier kein Thema außer Corona-Einschränkungen und Corona-Schulden. Alles andere scheint sich in Luft aufgelöst zu haben.

Weihnachten

Bleibt also noch das Weihnachtsfest, wobei auch hier der Geschenkekauf – sofern man diesen analog tätigt – zur Herausforderung wird. Unterm Christbaum liegt für alle Schulkinder sicherlich ein Skianzug, der natürlich auf keiner Piste getragen wird, sondern im Klassenraum, um Erfrierungen vorzubeugen. Wenn Eiskristalle auf der Innenseite der Fenster erblühen und wenn Atemwölkchen in Masken verschwinden – dann ist Weihnachten 2020. Aber halt – nicht Weihnachten, sondern nur Advent. Denn zu Weihnachten sind alle daheim und das sogar zu zehnt. Mensch, da darf das Fest so richtig gefeiert werden! Mit allem drum und dran und sogar mit den Großeltern! Welche unerwartete Großzügigkeit des Christkinds – pardon, von Herrn Söder natürlich. Das hab ich jetzt kurz verwechselt, sorry. Diese innerfamiliären Feierorgien werden aber just zum Jahreswechsel aller Wahrscheinlichkeit nach wieder harte Strafen nach sich ziehen. Schließlich haben nicht nur Viren freie Bahn, sondern auch die Restriktionen.

Deshalb dürfen wir uns gerade noch auf Weihnachten freuen, den Jahreswechsel jedoch fürchten. Mit Zuckerbrot und Peitsche regiert sich’s gut. Statt den Blick durchs weihnachtliche Schlüsselloch würde ich, ehrlich gesagt, lieber einen ins Notizbuch der Regierenden werfen. Was da wohl noch für Überraschungen 2021 auf uns warten?

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