Der heimische Braunbrustigel braucht unsere Hilfe und freut sich über Unterstützung im Garten
Die ersten Frühlingsboten sind längst da, doch viele Igel halten noch Winterschlaf – im Idealfall bis Ende April oder Anfang Mai. Erst wenn die Nachttemperaturen dauerhaft über 8 Grad Celsius liegen, gibt es mit Laufkäfern, Raupen, Spinnen oder Ohrwürmern die ersten nahrhaften Insekten für Igel. Und davon braucht der Igel einige, hat er doch im Winterschlaf rund 30 % seines Körpergewichts verloren, das es unbedingt wieder aufzufüllen gilt.
Aber die Insekten werden seit vielen Jahren immer weniger, das Nahrungsangebot für den Igel schwindet. Er weicht dann oft auf Regenwürmer und Schnecken aus, die allerdings Innenparasiten übertragen. Ernährt der Igel sich überwiegend davon, wird er von Lungen- und Darmwürmern geplagt, er kann keine Nahrung mehr aufnehmen und verhungert bei lebendigem Leib. Die Igelstationen rufen deshalb zur Zufütterung auf. Igelfreunde helfen, indem sie Katzenfutter mit hohem Fleischanteil, ohne Getreide, Nüsse, Gemüse, Obst, Zucker oder Sauce anbieten. Diese Ersatznahrung ist für die Igel überlebenswichtig. Und trinken müssen die Stachler auch, aber bitte nur Wasser. Igel sind laktoseintolerant, Milch führt zu Durchfall und zur Dehydrierung. Auf des Igels Speiseplan kann auch ein schlotzig gebratenes Rührei oder gegartes Rinderhack stehen, besonders beliebt sind getrocknete Soldatenfliegenlarven. Wir haben die Igelhilfe Passauer Land e.V. gefragt, wie man den stacheligen Freunden noch helfen kann.
Wann braucht ein Igel Hilfe?
Ein Igel, der tagsüber unterwegs ist, wurde vielleicht nur aufgeschreckt. Die Regel ist aber, dass er Hilfe braucht, er sollte deshalb genau angeschaut werden. Es gibt eindeutige Anzeichen, die darauf hinweisen, dass ein Igel krank oder geschwächt ist und Unterstützung braucht. Dazu zählen starker Befall mit Außenparasiten oder Hautpilz, kahle Stellen durch Fell- und Stachelverlust sowie eine trockene Nase. Auch eingefallene oder schlitzförmige Augen, ein deutlich abgemagerter Körper mit Hungerfalte im Nacken oder ein unangenehmer Geruch sind Warnsignale. Ein zu großes oder schlotterndes Stachelkleid ist ein untrügliches Zeichen für Handlungsbedarf.
Besonders kritisch ist eine Unterkühlung – wenn der Igel kälter als die eigene Hand ist – oder ein starkes Untergewicht. Ein unsicherer Gang, ein weicher Körper, Apathie oder schwache Reflexe, sodass er sich kaum noch einrollen kann, sind ernste Alarmsignale. Ebenso sind Verletzungen, Atemprobleme wie Röcheln oder Husten sowie die Verweigerung von Nahrung klare Hinweise darauf, dass der Igel dringend Hilfe benötigt. Ein untrügliches Zeichen für einen verletzten Igel ist auch, wenn er von Fliegen umkreist wird. Die Fliegen legen ihre Eier auf dem Igel ab, aus denen schlüpfen in kürzester Zeit Maden, die den Igel bei lebendigem Leib auffressen.
So retten Sie Igel
Hilfsbedürftige Igel bitte in einem mindestens 40 cm hohen, mit Zeitungspapier ausgelegten Karton sichern, zerknülltes Zeitungspapier zum Verstecken anbieten und den Karton fliegensicher und im Warmen unterstellen. Dann Hilfe organisieren, am besten bei igelkundigen Menschen oder in einer Igelstation.
Wie kann man Igel im Garten unterstützen?
Igel lieben Gärten, in denen sie sich verstecken können. Hecken, bis zum Boden dichte Büsche, Totholz- oder Laubhaufen, eine Palette u.ä. können Unterschlupf bieten. Außerdem sollte der Garten Nahrung bieten. Deshalb sind Gärten mit Wildblumen in der Wiese, höherem Gras, heimischer Bepflanzung gefragt. Unterstützend kann ein Igel-Futterhaus aufgestellt werden, das abends bestückt wird und dem Igel die Nahrung vor z.B. Katzen sichert. Dieses Futterhaus ist recht groß und hat zwei Labyrintheingänge, damit sich die Igel beim Zusammentreffen im Haus aus dem Weg gehen können. Bei Bedarf können an den Eingängen Rattenklappen angebracht werden.

Gefahrenquellen für Igel im Garten
Igel haben einen großen Bewegungsradius bis zu 4 km in der Nacht. Sie quetschen sich gern in enge Durchgänge wie etwa durch einen Gartenzaun, in dem sie dann hängenbleiben und sich im Befreiungskampf oft so verstricken, dass nichts mehr geht. Der Durchgang in Nachbar’s Garten sollte mindestens 10 x 10 cm groß sein. Bei Maschendrahtzäunen kann man einfach Felder hochbiegen, bei Stabmattenzäunen und Holzzäunen hilft nur die Säge.

Weitere Gefahrenquellen sind motorisierte Gartengeräte, die unter Büschen, Hecken oder im hohen Gras eingesetzt werden. Verschläft dort ein Igel den Tag, kann er böse erwischt werden. Auch Mähroboter, vor allem, wenn sie in der Dämmerung und in der Nacht laufen, sind eine Gefahr für Igel. Gibt es eine Kollision, kann das schwere Verletzungen zur Folge haben. Igel laufen nicht weg – werden sie verletzt, leiden sie still und sterben qualvoll, wenn sie nicht gefunden werden. Auch der Gifteinsatz im Garten kostet Igelleben. Das gilt ebenfalls für Schneckenkorn.
Unterstützung für die Igelhilfe
Die Igelhilfe Passauer Land arbeitet ehrenamtlich. Sie hat ihre Basisstation in Bad Griesbach. Dort finden hilfsbedürftige Igel, die durch Verletzungen, extremen Nahrungsmangel oder Dehydrierung Intensivpatienten sind, Hilfe. Wer in der Igelstation helfen möchte, ist herzlich willkommen. Die Basisstation wird unterstützt durch Pflegestellen, die die erstversorgten Igel aufpäppeln, bis sie wieder ausgewildert werden können. Jeder Igelfinder kann sich engagieren, indem er seinen Fundigel zum Päppeln aufnimmt.
Der Igelhilfe Passauer Land e.V. finanziert sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge oder Spenden. Die Kosten für die Unterbringung der Igel, für Futter, Medikamente und Tierarzt steigen kontinuierlich, deshalb hilft jede neue Mitgliedschaft sowie Geldspende. Spenden bitte auf das Konto DE30 7406 2490 0007 5273 65 bei der VR Bank Vilshofen-Pocking, oder per PayPal an igelhilfepassau@gmx.de. Die Spenden sind steuerlich absetzbar. Wer lieber eine Sachspende machen möchte, bedenkt die Igelstation gern z.B. mit Küchenrollen, Spender mit Taschentüchern, Krankenunterlagen, Desinfektionsmittel, Spüli oder geeignetem Katzenfutter.
Sehr gefragt sind auch Auswilderungsplätze für Igel, die bei der Igelhilfe gesund gepflegt wurden und die nicht wieder an ihren Fundort zurückkehren können. Jeder, der ein Stück naturnahen gefahrlosen Garten sein eigen nennt und ein Herz für Igel hat, kann hier unterstützen.
Die Igelbestände gehen deutlich zurück. Nahrungsmangel und sterile Gärten ohne Versteckmöglichkeiten zwingen den Igel, immer weitere Wege zu gehen, und gegen das Auto hilft kein Stachelkleid. Ein Stück mehr Natur in den Hausgärten, ein Nahrungsangebot und das Hinschauen und Hilfe organisieren, wenn der Stachler Unterstützung braucht, hilft ihm zu überleben. Der heimische Braunbrustigel braucht Freunde: je mehr, desto besser!
