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Mittwoch, April 24, 2024

Keine Plastiktüten mehr. Alle freut’s – nur die Umwelt nicht

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Gemeinsam mit der EU will auch Deutschland die Plastiktüten aus dem Handel verbannen. Das mag auf den ersten Blick sehr sinnvoll erscheinen, denn schließlich geht es um die Natur und unsere Ressourcen. Also alles im grünen Bereich? Nicht ganz.

Rewe macht es vor und nimmt seine Plastiktüten aus dem Sortiment. Anstelle dieser billigen Tüten werden Baumwolltaschen, Papiertüten und stabilere Plastiktaschen aus wiederverwertbarem Material angeboten. So kommuniziert das Unternehmen immer wieder, dass dies ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung von Plastikmüll sein soll – also gleich mal viel Lob von der Umweltministerin, und auch der Naturschutzbund Nabu findet das eine tolle Sache.

Doch Plastiktüten sind wesentlich besser als ihr Ruf und nicht ganz so umweltschädlich wie manch einer behauptet. Sie werden zwar aus Erdöl hergestellt, doch bei näherer Betrachtungsweise schaden sie der Umwelt sogar viel weniger als die uns präsentierten Alternativen. Nehmen wir als Beispiel die Papiertüte. Was den Müll als solchen anbelangt, so ist sie zwar umweltfreundlicher, doch in ihrer Herstellung benötigt sie viel Energie und Wasser. Damit eine solche Tüte ihre Daseinsberechtigung hat und ebenso gut dastehen kann wie die herkömmliche Plastiktüte, müsste beim Einkauf mehrmals verwendet werden. Das sagen auch mehrheitlich die Umweltverbände in einer Gesamtbilanz. Erfüllt sie ihre Wiederverwendbarkeit nicht mehr (denken wir da beispielsweise an einen Riss oder ausgelaufener Joghurt), so wird sie schon nach ihrem Ersteinsatz entsorgt.

Dasselbe gilt natürlich auch für Stofftaschen, Stoffbeutel oder Rucksäcke. Denn hier sieht dann die Ökobilanz noch trostloser aus, sofern sie nur ein oder zweimal verwendet werden.

Laut dem Umweltbundesamt werden in Deutschland pro Kopf und Jahr 76 Plastiktüten verbraucht. Das führt bundesweit zu einer Nutzung von über 6 Milliarden Plastiktüten im Jahr oder 11.700 Tüten pro Minute. Diese Zahlen zu reduzieren macht natürlich Sinn. Doch macht es auch Sinn, die 6 Milliarden Plastiktüten durch Alternativen zu ersetzen, die in der gesamten Ökobilanz nicht wirklich besser abschneiden und teils sogar eine Mehrbelastung nach sich ziehen?

Immerhin; Aus einer repräsentativen Umfrage der ‚Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM)’ aus dem Jahr 2014 geht hervor, dass in Deutschland bereits vier von fünf Einkäufen mit wiederverwendeten Taschen durchgeführt werden.

Jüngst hat sich auch die Euphorie bei Umweltministerin Barbara Hendricks etwas gelegt. So findet sie, was das Vorgehen von Rewe anbelangt, dass es doch darum gehe, ein Zeichen zu setzen. Und fügt weiter hinzu, dass Papiertüten „ökologisch gesehen“ nicht unbedingt besser dastehen würden

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