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Freitag, März 29, 2024

Heiles und Brüchiges im Leben von Frauen

Lesestoff

Kreuzwegausstellung in der Klosterkirche Niedernburg

Es ein ganz besonderer Kreuzweg, der mitten ins Herz trifft: In der Klosterkirche Niedernburg in Passau sind Interessierte eingeladen, den Heils- und Leidensthemen im Leben von Frauen nachzuspüren. Die Frauenseelsorge im Bistum Passau zeigt gemeinsam mit dem Diözesanverband des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) eine Kreuzwegausstellung, die im Rahmen einer liturgischen Andacht offiziell eröffnet wurde.

Passau. Heiles und Brüchiges im Leben von Frauen – zu diesem Thema hat die Künstlerin Monika Brenner in sieben Stationen den Leidensweg Jesu Christi aufgegriffen. So entstand in Münster eine vielbeachtete Installation, die als Vorlage für den Kreuzweg diente. Die Fotografien der Kunstinstallation sind auf sieben große Laken gedruckt, die nun im Kirchenraum der Klosterkirche Niedernburg ausgebreitet liegen. Laut Hildegard Weileder-Wurm, Frauenseelsorgerin und geistliche Begleiterin des KDFB-Diözesanverbandes, eine sehr passende Assoziation, weil sich auf Bettlaken die ganze Bandbreite des Lebens abspielen könne – Liebe und Gewalt, Gebären und Sterben, Krankheit und Sorge. Thematisiert werden eindringliche Lebens- und Notsituationen mitten aus der aktuellen Wirklichkeit. Es geht um häusliche Gewalt, Demütigung, Einsamkeit und Trauern, aber auch um Salbung oder Empathie. Station zwei beispielweise behandelt das Leid einer Mutter. „Das Laken ist schwarz, als Signal für Sterben und Tod“, erklärte KDFB-Bildungsreferentin Tanja Kemper. Denn aufgegriffen wird der Verlust eines Kindes. Birgit Seidler hat diese schmerzliche Erfahrung durchlebt. Ihr Sohn kam bei der Geburt tot zur Welt. Seidler ermöglichte bei der liturgischen Feier Einblicke in ihr Gefühlsleben. Es koste Überwindung, darüber zu sprechen, aber es sei wichtig, dem eine Stimme zu geben. „Wie soll sich die Wahrnehmung anderer ändern, wenn wir Betroffenen nicht darüber sprechen?“, so Seidler. Eine Tot- oder Stillgeburt könne jede Frau treffen. Damit verbunden: Ohnmacht, Schmerz und die Fragen: Wie soll es weitergehen? Wie soll das Leben wieder glücklich werden? Die Station zum Thema sei durchaus schonungslos, aber zugleich ästhetisch. „Denn darum geht es: um die Würde von Frauen, von Kindern – um Menschenwürde“, sagte Seidler.

Die sieben Stationen laden ein, die Verletzlichkeit von Frauen in Stille mitzufühlen. Gedruckte Kommentare und Schlagzeilen schaffen einen aktuellen Bezug und ergänzen die Bildbetrachtung. An jeder Station liegen zudem Gebetsimpulse zum Mitnehmen bereit. Hildegard Weileder-Wurm wies darauf hin, dass die Kreuzwegausstellung ein begleitendes Element zum Angebot „Durch das Dunkel hindurch strahlt der Himmel hell – Frauen gehen miteinander durch die Kartage“ darstellt. Im Rahmen dieses Online-Formats von Frauenseelsorge und KDFB stehen spirituelle, geistliche Impulse für Frauen im Fokus. „Wir haben gespürt, dass es auch etwas Präsentes braucht. Einen Ort, an den die Frauen gehen können in einer Zeit, in der Begegnung nicht sein darf“, erklärte Weileder-Wurm. Aus diesem Grund habe man sich um die Ausstellung bemüht und sie glücklicherweise auch erhalten. Dass die Kreuzwegausstellung gerade in Niedernburg zu sehen ist, ist natürlich kein Zufall. „Niedernburg ist ein Frauenort, der indirekt und symbolhaft für die Heils- und Leidensgeschichten von Frauen steht“, sagte Weileder-Wurm. Deshalb habe man Hannelore Putz, Direktorin des Bistums-Archivs, um ein Glaubenszeugnis für den Ort gebeten. Renate Pongratz aus dem Vorbereitungsteam trug das Glaubenszeugnis vor. Besonderer Bezug wurde darin zur Seligen Gisela genommen, deren Grabstätte in Niedernburg zu finden ist und die sämtliche normale und weniger normale Leiden erlebt hat, die ein Mensch aushalten muss.

Info: Die Kreuzwegausstellung „Heils- und Leidensweg von Frauen“ kann bis zum 11. April 2021 zu den Öffnungszeiten der Klosterkirche Niedernburg besucht werden. Zudem wird am Karfreitag, 2. April 2021, um 18 Uhr in Niedernburg ein ökumenischer Frauengottesdienst unter der Überschrift „Klagen und Trösten“ gefeiert.

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