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Donnerstag, April 18, 2024

Bestehende Potenziale beim Hochwasserschutz besser nutzen

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MdL Taubeneder: Stärkere Entlastung des Hochwasserrückhaltebeckens Postmünster könnte zum besseren Hochwasserschutz im Rottal beitragen

Bad Griesbach i. Rottal. „Der Hochwasserschutz ist die dringendste Form der Klimaanpassung.“ – Mit dieser zentralen Feststellung kündigte Ministerpräsident Markus Söder im Rahmen seiner jüngsten Regierungserklärung die Investition von weiteren zwei Milliarden Euro in traditionelle und neuartige Modelle des Hochwasserschutzes bis zum Jahr 2030 an. Angesichts zunehmender Starkregen- und Hochwasserereignisse müssten in Zukunft auch kleinere Gewässer und kleinere Kommunen in den Vordergrund gerückt werden, wie der Ministerpräsident festhält. Dass dies auch in der Region von besonderer Bedeutsamkeit ist, stellt auch der örtliche Landtagsabgeordnete Walter Taubeneder (CSU) am Beispiel Rott heraus – und sorgt sich um die zunehmende Verlandung bestehender Hochwasserrückhaltebecken.

„Bei schweren Regenfällen hat sich immer wieder gezeigt, dass sich das Rückhaltebecken in Postmünster sehr schnell füllt und dann keinen Hochwasserschutz mehr für das Rottal unterhalb von Pfarrkirchen bis zur Rottmündung bei Neuhaus am Inn gewährleistet“, berichtet Wolfgang Hartl, Betreiber eines Wasserkraftwerks in Singham bei Bad Griesbach. Als Grund sieht Hartl insbesondere die zunehmende Verschlammung des Rückhaltebeckens, dessen Staukapazität sich im Zuge dieser Entwicklung verringert. Eine letztmalig im Herbst 2020 vorgenommene Teilentladung des Rückhaltebeckens in Postmünster, welches auch als Rottauensee bekannt ist, wurde ausschließlich zur Steigerung der touristischen Attraktivität des Grundsees durchgeführt, obwohl der Stausee in erster Linie zum Zweck des Hochwasserschutzes angelegt wurde, schildert Hartl die Problematik.

Die Probleme mit der Verlandung des Rottauensees bzw. des Hochwassererückhaltebeckens Postmünster wären auf ministerieller Ebene bereits bekannt, wie MdL Taubeneder berichtet. „Wasser- und Landwirtschaft haben daher bereits im Jahr 2010 ein gemeinsames Modellprojekt zur Verringerung des Bodenabtrags aus dem Einzugsgebiet durch geänderte landwirtschaftliche Bewirtschaftung aufgelegt“, zitiert der Abgeordnete ein Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz.

Nach Einschätzung des Ministeriums beschränke sich die Verlandung des Rottauensees bisher in Form eines Dauerstaus auf den Grundsee: „Da der Hochwasserrückhalt durch Einstau oberhalb des Grundsees erfolgt, wird die Hochwasserschutzfunktion durch den eingetragenen Schlamm bisweilen auch nicht einschlägig beeinträchtigt. Das zum Zwecke der Hochwasserrückhaltung vorgesehene Wasservolumen von rund 10 Millionen Kubikmetern steht damit unabhängig von den Ablagerungen unterhalb des festgelegten Wasserspiegels des Grundsees weiter in vollem Umfang zur Verfügung.“ Der Stauraum des Sees, und damit auch die Ablagerungen, würden regelmäßig vermessungstechnisch überprüft; eine Gesamtentlandung des Grundsees wäre wasserwirtschaftlich und somit für den bestimmungsgemäßen Hochwasserrückhalt nach derzeitiger Bewertung des StMUV nicht notwendig.

Mit Blick auf häufiger eintretende Starkregen- und Hochwasserereignisse kritisiert MdL Taubeneder die Haltung des Ministeriums und sieht Erweiterungspotenziale: „Im Bereich des Hochwasserschutzes haben wir zuletzt auf wissenschaftlicher Grundlage über die Errichtung großer Polder diskutiert. Wir spüren, dass der Ausgleich von Bürgerinteressen und großflächiger ökologischer Planung hierbei oftmals nicht einfach ist. Ich würde es daher für sinnvoll erachten, auch die Kapazitäten bestehender Rückhaltesysteme, wie etwa im Falle des Hochwasserrückhaltebeckens Postmünster, stärker in Betracht zu ziehen.“

Dass die Bewirtschaftung des Rottauensees und die Steuerung des Hochwasserrückhaltes gemäß seinen Bestimmungen und nach den Anforderungen aus dem wasserrechtlichen Genehmigungsbescheid erfolgen, zieht der Abgeordnete nicht in Zweifel, jedoch stünden an dieser Stelle durch Entlandungsmaßnahmen Steigerungspotenziale zur Verfügung, welche in Anbetracht der klimatischen Veränderungen durchwegs sinnvoll sein könnten. Taubeneder will sich auf ministerieller Ebene dafür einsetzen: „Im Spannungsfeld zwischen dem Erhalt von Retentionsflächen zum Hochwasserschutz und dem Erweiterungsbedarf der Kommunen sehe ich hier ein geeignetes Mittel, lokal für einen besseren Hochwasserschutz zu sorgen.“ Und Wolfgang Hartl ergänzt: „Mir ist es ein Anliegen, dass die alten Bewirtschaftungsrichtlinien verbessert werden, da wir infolge des Klimawandels andere Niederschlagsmengen haben, als zu der Zeit, zu der der Stausee gebaut wurde.“

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