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Dienstag, April 23, 2024

Alles andere als bereit: AStA/SprecherInnen-Rat spricht sich gegen Medizinfakultät aus

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(Pressemitteilung des AStA SprecherInnen-Rat)

Passau. Immer wieder steht die Universität Passau wegen einer geplanten Medizinfakultät in den Schlagzeilen. In einem Interview mit der PNP tätigte Universitätspräsidentin Prof. Carola Jungwirth die Aussage, Passau sei “bereit für eine medizinische Fakultät” (PNP,  17.08.2018). Da nun bereits ein Arbeitskreis eingesetzt und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wurde, möchten wir als Vertretung der Studierenden unsere Sichtweise darlegen.

Aus unserer Sicht fehlt in dem optimistischen, öffentlichen Diskurs die Berücksichtigung der aktuellen Situation an der Universität Passau. Generell wird die studentische Perspektive, beispielsweise in der neu gegründeten Arbeitsgruppe zur Medizinfakultät, überhaupt nicht berücksichtigt. Pressemeldungen, die Sätze wie “Wir lassen nicht locker!“ − eine Aussage, die alle vorbehaltlos unterschreiben” (PNP, 23.02.2019) enthalten, verzerren das Bild der Debatte zunehmend. Tatsächlich steht ein Großteil der Universität einer Medizinfakultät in Passau kritisch gegenüber. Dies zeigt ein im letzten Semester eingeholtes Stimmungsbild des Senates der Universität Passau. Auch der SprecherInnen-Rat der Universität lehnt derzeit eine Medizinfakultät aus verschiedenen Gründen ab.

Hochrechnungen in den derzeit entstehenden Zielvereinbarungen ergeben, dass die Universität bis 2022 auf 15 000 Studierende anwachsen soll. Dies setzt aber einen Ausbau der bereits jetzt überlasteten, universitären Strukturen voraus – wie zum Beispiel dem Internetzugang, dessen Nutzung aktuell kaum möglich ist oder dem Ausbau der Mensa, die bei aktuell 12 200 Studierenden so weit überlastet ist, dass Wartezeiten von 30 Minuten und mehr an der Tagesordnung sind.

Der Wohnraum innerhalb der Stadt Passau ist bereits knapp. Weiter steigende Studierendenzahlen werden ohne die dringend benötigten Wohnheime noch verstärkt die Wohnraumkapazitäten der Innen- und Innstadt ausreizen, was letzten Endes nicht nur den Studierenden, sondern allen Passauer Bürger und Bürgerinnen schadet. Hinzu kommen Herausforderungen in der Lehre, die ein so großer Zuwachs mit sich bringt – überfüllte Hörsäle, in denen Studierende auf dem Boden sitzen und überbelegte Pflichtseminare durch Lehrpersonal-Mangel sind die Folge einer unzureichenden Vorausplanung.

Zwar sind Bemühungen der Universitätsleitung zu erkennen, die Gesamtsituation zu verbessern, wie zum Beispiel das geplante Gebäude am Spitzberg. Allerdings besorgt der allgemeine Trend, statt Qualität auf Quantität und statt Verbesserung der aktuellen Lage auf zukünftige Prestigeprojekte zu setzen, sowohl die Studierenden als auch Beschäftigten der Universität Passau. Umso überraschender ist es, dass die Berücksichtigung von universitären Herausforderungen, die aktuell noch nicht behoben sind, in der öffentlichen Diskussion um die medizinische Fakultät völlig fehlt.

„Vor diesem Hintergrund ist Passau alles andere als „bereit für eine medizinische Fakultät“. Wir als Studierendenvertretung sehen noch einen weiten Weg, der gegangen werden muss, bevor Passau für solch ein Großprojekt bereit ist, unter dem die bereits bestehenden Einrichtungen nicht leiden.”, so die studentische Senatorin Sophia Rockenmaier.

Wir erkennen die Chancen, die eine Medizinfakultät für die Stadt und die Universität Passau sowie den gesamten Regierungsbezirk in Zukunft birgt. Bevor jedoch die Finanzierung nicht gesichert und die universitären Strukturen nicht an die aktuelle Situation angepasst sind, sehen wir die verhältnismäßig kleine Universitätsstadt Passau und damit insbesondere die Hochschule selbst, nicht in der Lage, die finanzielle und organisatorische Herausforderung einer Medizinfakultät zu stemmen.

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