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Sonntag, April 20, 2025

Wasser ist der Schlüssel für Entwicklung und soziale Stabilität

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Statement zum Weltwassertag 2025 von Dr. Sebastian Brandis, Vorstand der Stiftung Menschen für Menschen:

Am 22. März ist Weltwassertag. Ziel dieses von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenen Aktionstages ist es, auf die Bedeutung von Wasser aufmerksam zu machen. Der Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht. Dennoch leben 2,2 Milliarden Menschen ohne sichere Trinkwasserversorgung. Dr. Sebastian Brandis ist Vorstand der Stiftung Menschen für Menschen, die sich seit über 40 Jahren unter anderem für den Zugang zu sauberem Wasser in den ländlichen Regionen Äthiopiens einsetzt. Zum Weltwassertag ruft er in Erinnerung: „Ohne Wasser kann es keine nachhaltige Entwicklung und keine soziale Stabilität geben. Umso wichtiger ist es, dass aktuell geforderte Sicherheitsstrategien Wasser als wichtigen Faktor für Frieden miteinschließen.“ Im Folgenden sein ausführliches Statement:

Dr. Sebastian Brandis, Vorstand der Stiftung Menschen für Menschen, gibt anlässlich des Weltwassertages am 22. März ein Statement ab. (Copyright: Stiftung Menschen für Menschen)

„Vom Wasser hängt alles ab“ – so einfach brachte es Belachew Tesfaye, ein Gastronom in der Kleinstadt Ijaji in Äthiopien, auf den Punkt. Und er hat recht. Sauberes Wasser bedeutet so viel mehr, als nur Durst zu stillen. Nicht umsonst wurde der Zugang zu sauberem Wasser von der UN-Generalversammlung 2010 zum Menschenrecht erklärt. Im SDG-Report von 2024 gehen die Vereinten Nationen allerdings nach wie vor davon aus, dass bis 2030 zwei Milliarden Menschen ohne sicheren Zugang zu Trinkwasser leben werden. Das muss sich schleunigst ändern.

Mangelnde Wasserversorgung verschärft sich durch den Klimawandel und steigende Temperaturen zusätzlich und könnte damit in Zukunft zu einem weiteren Grund für Krisen, Krieg und Migration werden. Sicherheitsstrategien, die aktuell überall diskutiert und gefordert werden, müssen den Aspekt Wasser daher unbedingt berücksichtigen und Entwicklungszusammenarbeit als Präventionsmaßnahme miteinschließen. Ein sicherer Zugang zu Wasser ist nicht nur entscheidend für die nachhaltige Entwicklung in einem Land, sondern auch ein entscheidender Faktor für soziale Stabilität und Frieden. Blicken wir auf das Beispiel Äthiopien.

Ohne Wasser keine Gesundheit

In Äthiopien mangelt es vier von zehn Menschen im Alltag an sauberem Trinkwasser. Stattdessen schöpfen sie Wasser aus Teichen, Bächen und Flüssen, das oft mit Bakterien und Parasiten verschmutzt ist. Die Folge sind Krankheiten wie Durchfall, Cholera oder ein Trachom, das im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann.

Ohne Wasser keine Bildung

In vielen ländlichen Regionen Äthiopiens verbringen insbesondere Mädchen Stunden damit, Wasser von weit entfernten Quellen zu holen. Zeit, die ihnen letztlich fehlt, um eine Schule zu besuchen. Ohne Bildung haben sie später kaum Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben.

Ohne Wasser keine Ernährungssicherheit

Ein Großteil der Menschen in Äthiopien lebt vom Ackerbau. Der Anbau von Lebensmitteln ist jedoch direkt von der Verfügbarkeit von Wasser abhängig. Unsichere Regenzeiten und lange Dürreperioden führen zu Ernteausfällen und Hunger. Ohne Landwirtschaft kann es keine Ernährungssicherheit geben.

Ohne Wasser keine wirtschaftliche Entwicklung

Wenn Frauen und Mädchen täglich stundenlang Wasser holen müssen, bleibt keine Zeit für Arbeit oder Bildung. Mit einer nahegelegenen, sicheren Wasserstelle können sie stattdessen an Mikrokreditprogrammen teilnehmen, kleine Geschäfte eröffnen oder landwirtschaftliche Betriebe führen. Eine funktionierende Wasserversorgung in Kleinstädten ermöglicht es Unternehmen wie Restaurants, Bäckereien oder Werkstätten zudem, den Geschäftsbetrieb kontinuierlich aufrechtzuerhalten und für Wachstum zu sorgen. Der Zugang zu Wasser schafft wirtschaftliche Chancen.

Ohne Wasser kein Frieden

In Regionen, die unter Wasserknappheit leiden, entstehen häufig soziale Spannungen – zwischen Bauern und Viehhirten, Gemeinden oder sogar ganzen Ländern. Wer keinen Zugang zu Wasser hat, verliert seine Lebensgrundlage. Wasserknappheit kann Fluchtbewegungen auslösen und politische und soziale Instabilität verstärken. Wasser wird damit zu einem potenziell massiven Konfliktgrund.

Die Stiftung Menschen für Menschen will all dem vorbeugen. Gemeinsam mit der Bevölkerung baut sie an zentralen Orten Flachbrunnen, Quellfassungen oder Wasserversorgungssysteme und schafft damit langfristige, sichere Wasserquellen für ganze Dorfgemeinschaften und Kleinstädte. Bis heute hat die Stiftung bereits über 2.800 Wassersysteme in Äthiopien errichtet. Neben der Wasserinfrastruktur setzt sie immer auch ein sogenanntes Wasserkomitee im Ort ein. Dieses übernimmt die Verantwortung für Wartung und Instandhaltung der Wasserstellen. Schulungen vermitteln darüber hinaus Wissen über Hygiene und Ressourcenschutz. Diese Maßnahmen zeigen Wirkung – und werden mit Blick auf Klimaveränderungen und geopolitische Spannungen noch wichtiger. Wassersicherheit ist eine wichtige Grundlage für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit und soziale Stabilität. Es ist unsere Aufgabe, diese Grundlage gemeinsam mit den Menschen in Äthiopien – aber auch weltweit – über nachhaltige und gut durchdachte Investitionen zu sichern.

Über Menschen für Menschen

Die Stiftung Menschen für Menschen bringt seit über 40 Jahren gemeinsam mit der Bevölkerung in Äthiopien die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung voran. In aktuell dreizehn ländlichen Projektregionen setzen rund 600 festangestellte äthiopische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die ganzheitlichen Projekte um. Mit rund 300 nachhaltigen Maßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen unterstützt die Organisation die Menschen dabei, ihre Lebensumstände aus eigener Kraft zu verbessern. Den Grundstein für die Stiftung legte 1981 der Schauspieler Karlheinz Böhm (gest. 2014) in der Sendung „Wetten, dass..?“. Menschen für Menschen trägt durchgehend seit 1993 das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Weitere Informationen: www.menschenfuermenschen.com

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